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       # taz.de -- Rechte Chatgruppe bei der Polizei: Alle hätten Alarm schlagen müssen
       
       > Zum zweiten Mal ist bei der Berliner Polizei eine rechte Chatgruppe
       > aufgedeckt worden. Dieses Mal sind es Anwärter für den gehobenen Dienst.
       
   IMG Bild: Korrekt unterwegs, hoffentlich auch in Chats: Polizist im Dienst
       
       Auch die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) hat nun einen
       Chatgruppen-Skandal. Ausgebildet werden dort Anwärterinnen und Anwärter für
       den gehobenen Polizeidienst. Es ist ein schwacher Trost, dass der Hinweis
       diesmal aus den eigenen Reihen kam. Einer oder eine der Studierenden hat –
       wenngleich spät – Meldung gemacht. Eigentlich hätten alle in der Gruppe
       sofort Alarm schlagen müssen. Wer Hakenkreuze postet und den Holocaust
       leugnet, und auch wer dazu schweigt, hat nichts in der Polizei zu suchen.
       
       Im Unterschied zu dem ersten bei der Berliner Polizei bekannt gewordenen
       Fall, bei dem laut des ARD-Magazins „Monitor“ jahrelang im normalen Dienst
       rechtsextreme Chats getauscht worden sein sollen, sind die Studierenden
       allesamt bekannt. 26 Personen sollen der Gruppe angehört haben. Gegen
       sieben hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren
       wegen Volksverhetzung und Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger
       Organisationen eingeleitet. Einem Beschuldigten wird die Verbreitung von
       Tierpornografie vorgeworfen.
       
       Der Fachbereich Polizei an der HWR gilt im Bundesvergleich als
       ausgesprochen fortschrittlich. Den Lehrkräften wird nach gesagt, in der
       Mehrheit liberal-rechtsstaatliche Positionen zu vertreten. Die Vermittlung
       der Grund- und Menschenrechte nähmen viel Raum im Stundenplan ein, mit
       Amnesty International unterhalte man eine Kooperationspartnerschaft, heißt
       es.
       
       Nach Informationen der taz sind die Beschuldigten im zweiten Semester. Weil
       sie im Frühjahr, als die Pandemie ausbrach, an die Hochschule kamen, fand
       ihr Unterricht fast ausschließlich online statt. Die Möglichkeiten für eine
       kritische Auseinandersetzung waren deshalb begrenzt.
       
       ## Vernetzen ist gewünscht
       
       Dass sie sich untereinander in einer Chatgruppe vernetzten, um allgemeine
       Informationen auszutauschen, war von der Uni explizit gewünscht. Aber es
       wäre verfehlt, die Schuld für die Memes und Nachrichten mit
       menschenverachtenden Inhalten bei den Beschränkungen durch die
       Coronapandemie zu suchen.
       
       Auch anderswo im Bundesgebiet sind Polizei-Azubis schon in Chatgruppen
       durch rechte Gesinnung aufgefallen. Von den vielen anderen Vorfällen, die
       sich in den deutschen Sicherheitsbehörden zunehmend häufen ganz zu
       schweigen. Über die Gründe wird gerade [1][viel und kontrovers diskutiert].
       
       Liegt es an einer mangelhaften Auslese beim Auswahlverfahren? Inwieweit
       begünstigen Faktoren wie Frustration, Überforderung und dauerhafter Einsatz
       in Problemgebieten, dass Beamte im Laufe ihrer Berufszeit die nötige
       Distanz verlieren und ins rechte Lager abdriften? Wird Rechtsextremismus
       und Rassismus durch die Struktur der Polizei befördert?
       
       Bezeichnend ist: Selbst in einer Studierendengruppe, die erst ein halbes
       Jahr existierte, war der Korpsgeist schon so stark, dass es zunächst
       niemand wagte, sich aufzulehnen. Über dieses Phänomen sollte sich nicht nur
       der Fachbereich Polizei an der HRW dringend Gedanken machen.
       
       17 Oct 2020
       
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