URI: 
       # taz.de -- Rote Liste der Säugetiere in Deutschland: Kegelrobben mögen es ruhig
       
       > Eine neue Auflistung des Bundesamts für Naturschutz weist ein Drittel der
       > Säuger-Arten als gefährdet aus. Aber es gibt auch den ein oder anderen
       > Erfolg.
       
   IMG Bild: Für die Kegelrobbe haben sich die Lebensbedingungen in den vergangenen Jahren verbessert
       
       Berlin taz | Die Kegelrobbe ist wieder da. Seit einigen Jahren besiedelt
       das größte Raubsäugetier Deutschlands Lebensräume in Nord- und Ostsee, aus
       denen es zuvor vertrieben worden war. Auf der Roten Liste der Säugetiere,
       die das Bundesamt für Naturschutz (BfN) am Donnerstag in Bonn vorgestellt
       hat, wird die Art nun nur noch als „gefährdet“ eingestuft. [1][Alle zehn
       Jahre veröffentlicht das BfN eine Bestandsaufnahme für Tiere, Pflanzen und
       Pilze], dieses Jahr sind die Säuger dran. Ihre Situation biete ein
       „durchmischtes Bild“, sagte BfN-Präsidentin Beate Jessel.
       
       Deutschland beherbergt 1,8 Prozent der Säugetierarten der Welt, 97 Arten
       leben dauerhaft hier und wurden nicht eingeschleppt; sie werden
       kontinuierlich vor allem durch ehrenamtliche Experten beobachtet und
       gezählt. Zusammengefasst sagt die Rote Liste der Säugetiere, dass etwa ein
       Drittel der Arten ungefährdet lebt – wie der Maulwurf, das Reh oder der
       Fuchs. Ein weiteres Drittel der Säugetierarten hierzulande ist in seinem
       Bestand gefährdet. Die Übrigen sind in ihrem Bestand entweder sehr selten,
       verdienen eine besondere Beachtung, weil er sich negativ entwickelt – oder
       sind in den vergangenen 150 Jahren schon ausgestorben, wie der Tümmler oder
       das europäische Ziesel, ein rattengroßes Säugetier.
       
       Unter anderem den Fledermausarten Graues Langohr, große Hufeisennase und
       Nymphenfledermaus, dem Luchs und dem Zwergwal droht dieses Schicksal
       ebenfalls. 20 weitere Arten sind gefährdet oder stark gefährdet. Vor allem
       die Fledermäuse leiden unter Wohnungsnot. Bei Gebäudesanierungen würden
       ihre Durch- und Einlässe verschlossen, der Verlust von naturnahen Wäldern
       machten ihnen das Leben schwer, so Jessel, weil sie alte Bäume mit Höhlen
       benötigten. „[2][Wir brauchen eine naturverträglichere Land- und
       Forstwirstschaft]“, sagte Jessel, „einen Rückgang der
       Flächeninanspruchnahme und eine naturverträglichere Fischerei.“
       
       Es gibt allerdings auch Arten, deren Lebensbedingungen sich in den
       vergangenen Jahren verbessert haben. 17 Arten führt die Rote Liste auf, bei
       denen „Maßnahmen des Umwelt- und Naturschutzes wirken“, so Jessel. Neben
       dem Fischotter und dem Wolf gilt dies für die Kegelrobbe. Den bis zu 300
       Kilogramm schweren Raubtieren haben vor allem eine bessere Wasserqualität
       in Nord- und Ostsee sowie neu eingerichtete Ruhezonen geholfen.
       
       ## So beliebt wie Wölfe
       
       Das Robbenzentrum Föhr päppelt deshalb jährlich nicht nur 30 bis 40
       Seehunde, sondern seit einigen Jahren auch zwei bis drei Kegelrobben auf,
       die krank am Strand gefunden und ins Zentrum gebracht werden. Vor allem
       nach heftigen Stürmen würden die Tiere zu ihr gebracht, berichtet
       Zentrumsleiterin Janine Bahr-van Gemmert, denn die Jungtiere besäßen ein
       flauschiges Fell und müssten die ersten Wochen im Trockenen liegen, in
       Dünen oder auf Felsen. „Unter den Fischern ist die Kegelrobbe ähnlich
       beliebt wie der Wolf bei den Jägern“, sagt Bahr-van Gemmert, „sie fürchten
       die Konkurrenz.“ Dabei könnte man mit dem Beifang aus der Nordsee eines
       einziges Tages alle Seehunde und Robben der Nordsee ein Jahr lang ernähren,
       sagt die Tierärztin.
       
       Bei der Vorstellung der Roten Liste verwies das BfN einmal mehr auf die
       Bedeutung der ehrenamtlichen Helfer. Nicht nur rund 50 Profis, sondern auch
       hunderte von „Artenkennerinnen und -kennern“ hätten die Artenzählung mit
       Hinweisen und Kartierungen möglich gemacht. Seit 2018 unterstützt das BfN
       die Ehrenamtler:innen mit einem Rote Liste Zentrum. Trotzdem gibt es noch
       immer Datenlücken: Über 6 Prozent der Arten trifft die Liste keine
       Aussagen, weil Daten fehlen. Und wie der Klimawandel sich auf die
       Lebensbedingungen der Tiere auswirkt, auch dazu fehlen bislang Daten.
       
       8 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rote-Liste-Bundesamt-fuer-Naturschutz/!5557007&s=Das+leise+Sterben+der+Pflanzen/
   DIR [2] /!s=Feldhamster+++Th%25C3%25BCringen&ExportStatus=Intern&SuchRahmen=Alle/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Heike Holdinghausen
       
       ## TAGS
       
   DIR Bundesamt für Naturschutz
   DIR Naturschutz
   DIR Rote Liste
   DIR Schwerpunkt Bundestagswahl 2025
   DIR Luchs
   DIR Schwerpunkt Artenschutz
   DIR Schäfer
   DIR Ostsee
   DIR Rote Liste
   DIR Biodiversität
   DIR Wald
   DIR Rote Liste
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Die Wahl für Kegelrobben: Im Meer geht es um viel
       
       Kegelrobben haben kein Wahlrecht. Dabei bedeutet die kommende Umweltpolitik
       auch für die Meeressäugetiere Sein oder Nichtsein.
       
   DIR Artenschutz in der EU: Luchse brauchen Partnerbörsen
       
       Von wegen, alle 11 Minuten verliebt sich… Europas Luchs-Populationen
       mischen sich nicht und leiden darunter. In Thüringen sucht man Auswege.
       
   DIR Raubtier in Nordhorn: Ein Wolf im Garten?
       
       Mitten am Tag soll ein Wolf durch eine niedersächsische Siedlung gelaufen
       sein. Niemand kam zu Schaden, trotzdem ist die Aufregung groß.
       
   DIR Streit um Umgang mit Wölfen: Schwarzes Schaf unter Schäfern
       
       Besserer Herdenschutz statt Rufe nach Abschuss von Wölfen. Züchter Knut
       Kucznik eckte mit seiner Forderung beim Berufsverband an. Der schloss ihn
       nun aus.
       
   DIR Expertin über Aktionsplan saubere Ostsee: „Von guten Zuständen weit entfernt“
       
       Vom „Ostseeaschenbecher“ über Fangquoten bis zu einem Folge-Aktionsplan:
       Wie die Ostsee wieder zu einem gesunden Meer werden soll.
       
   DIR Neue Rote Liste der Säugetiere: Mahnung Maulwurf
       
       Maulwürfen, Füchsen und Rehen geht es gut in Deutschland. Tiere, die Wälder
       und Hecken brauchen, sind jedoch gefährdet. Dabei wäre Platz für alle da.
       
   DIR Einsatz von Gift durch Landwirte: Nagerplage sorgt für Streit
       
       Wegen Mäusen auf den Feldern will das Landwirtschaftsministerium
       Gifteinsätze erleichtern. Das Umweltbundesamt kritisiert das.
       
   DIR Bezirksversammlung für Naturschutz: Stauden statt Container
       
       Die Harburger Bezirksversammlung beantragt, die Vollhöfner Weiden vom Hafen
       zu verschonen: In der Nähe gebe es leer stehende Ausweichflächen.
       
   DIR Rote Liste Bundesamt für Naturschutz: Das leise Sterben der Pflanzen
       
       Ein Drittel aller rund 8.200 Pflanzenarten in Deutschland ist gefährdet.
       Ursache sind vor allem die hohen Nährstoffeinträge in die Umwelt.