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       # taz.de -- Forschungsexpedition fürs Klima: 389 Tage in der Arktis
       
       > Die „Polarstern“ ist nach mehr als einem Jahr planmäßig nach Bremerhaven
       > zurückgekehrt. An Bord: zahlreiche Forscher:innen und neue Klimadaten.
       
   IMG Bild: Die Polarstern auf ihrer Reise in der Arktis
       
       Berlin taz | Es war die bislang größte Arktis-Expedition überhaupt: Am
       Montagmorgen ist der Forschungseisbrecher „Polarstern“ nach 389 Tagen im
       hohen Norden wieder [1][nach Bremerhaven zurückgekehrt]. Am 20. September
       2019 war das Schiff vom norwegischen Tromsø aus in See gestochen.
       
       Wissenschaftler:innen aus mehr als 20 Staaten unter der Leitung des
       Alfred-Wegener-Instituts (AWI) forschten im Wechsel. Ziel der langen Reise
       war es vor allem, Daten für die Klimaforschung zu sammeln.
       
       „Wir waren Zeugen davon, wie das Eis verschwindet“, sagte Expeditionsleiter
       Markus Rex vom AWI nach seiner Rückkehr. „Man braucht dazu nicht mal
       Gerätschaften, man sieht es mit bloßen Augen.“
       
       Allein darauf haben die Wissenschaftler:innen sich aber doch nicht
       verlassen. Die „Polarstern“ ließ sich an einer Eisscholle festfrieren und
       trieb mit dieser durch die Arktis. Rund um das Schiff entstand ein Netzwerk
       aus Messstationen. „Wir haben sozusagen das Uhrwerk aufgemacht und uns jede
       kleine Schraube angeguckt – jetzt verstehen wir die ganze Uhr besser als je
       zuvor“, sagte Rex. „Unsere neuen Daten helfen uns dabei, Klimamodelle für
       die Arktis zu bauen.“
       
       Im September hatte das AWI gemeldet, dass die Eisdecke des Arktischen
       Ozeans in diesem Sommer auf die zweitkleinste Fläche seit Beginn der
       Satellitenmessungen im Jahr 1979 geschrumpft sei, nämlich auf 3,8 Millionen
       Quadratkilometer. Nur im Jahr 2012 waren es noch etwa 0,5 Millionen
       Quadratkilometer weniger gewesen.
       
       ## Es droht eine eisfreie Arktis
       
       Dass die sogenannte Meereisausdecke im Sommer schrumpft, ist erst einmal
       normal – nur wird der Effekt nach und nach stärker. Der besonders große
       Eisverlust in diesem Jahr hatte mehrere Ursachen. Zum einen habe sich in
       den russischen Randmeeren schon im Winter eher dünnes und somit schnell
       schmelzendes Meereis gebildet, hieß es. Zum anderen sei [2][der arktische
       Sommer sehr warm gewesen], und zwar sowohl die Luft- als auch die
       Wassertemperaturen.
       
       Die Arktis heizt sich im Zuge des Klimawandels etwa [3][doppelt so schnell
       auf wie der globale Durchschnitt]. „In einigen Jahrzehnten könnten wir eine
       eisfreie Arktis haben“, warnte Rex am Montag. „Das wird das globale
       Klimasystem massiv beeinflussen.“
       
       Durch die Corona-Pandemie hätte die Expedition beinahe vorzeitig
       abgebrochen werden müssen. Durch die nötigen Kontaktbeschränkungen wurden
       die Wechsel zwischen den Crews erschwert.
       
       12 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=KKav8CViogo&feature=emb_title
   DIR [2] /Bilanz-des-arktischen-Sommers/!5712903
   DIR [3] /Hitze-in-der-Arktis-ueberrascht-Forscher/!5604245
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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