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       # taz.de -- Eskalation in Belarus: Mit allen Mitteln
       
       > Lukaschenkos Handlanger gehen äußerst brutal gegen Demonstrant*innen vor.
       > Jetzt haben sie auch noch die Lizenz zum Schießen bekommen.
       
   IMG Bild: Noch wird nur mit Wasserkanonen auf die Opposition geschossen, Minsk am 4. Oktober
       
       Ist der belarussische Autokrat Alexander Lukaschenko jetzt auch noch seiner
       letzten intakten Gehirnzellen verlustig gegangen? Gerade noch hat er
       inhaftierten Oppositionellen bei einem „runden Tisch“ im Gefängnis – auf so
       eine absurde Idee muss erst einmal jemand kommen – erklärt, dass eine neue
       Verfassung nicht auf der Straße geschrieben werde. Fast zeitgleich bekommen
       die Sicherheitskräfte, deren Identität niemand genau kennt, Carte blanche,
       um mit scharfer [1][Munition auf Demonstrant*innen] zu schießen.
       
       Man mag sich gar nicht ausmalen, was es bedeuten würde, sollten
       Lukaschenkos Handlanger tatsächlich von ihrer Waffe Gebrauch machen.
       Schließlich bieten die Proteste der vergangenen Wochen ausreichend
       Anschauungsmaterial, mit welch beispielloser Brutalität das Regime gegen
       friedliche Protestierende vorgeht. Auch Rentner*innen, die am Montag dieser
       Woche zum wiederholten Mal durch Minsk zogen und ihrem Unmut Ausdruck
       verliehen, werden nicht verschont. Genauso wenig wie Minderjährige, die in
       Polizeibusse geprügelt und festgenommen werden – aber wen stört das schon?
       Warum also sollten [2][Lukaschenko] und diejenigen, die ihm immer noch treu
       ergeben sind, nicht über Leichen gehen, wenn es denn dem Machterhalt dient.
       
       Und die EU? Sie rollt zwar der Oppositionspolitikerin Swetlana
       Tichanowskaja den roten Teppich aus und versichert sie ihrer Solidarität,
       laviert ansonsten aber herum. Dabei müsste sich auch in Brüssel schon
       längst herum gesprochen haben, dass mit Lukaschenko kein Dialog zu haben
       ist – es sei denn zu seinen Bedingungen.
       
       Jetzt wird allen Ernstes darum gerungen, den Dauerherrscher persönlich
       ebenfalls auf die [3][Sanktionsliste] zu setzen. Auch wenn man über
       Sinnhaftigkeit und Wirkung derartiger Strafmaßnahmen geteilter Meinung sein
       kann – spätestens jetzt wäre es an der Zeit, ein klares Zeichen zu setzen.
       Worauf denn noch warten? Auf hunderte Tote in Minsk und in anderen Städten?
       Die Vorstellung, die Brüssel gerade abliefert, ist beschämend. Vor allem
       angesichts aller Belaruss*innen, die täglich ihr Leben aufs Spiel setzen.
       Und es vielleicht auch verlieren werden.
       
       13 Oct 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
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