# taz.de -- G20-Gegner*innen vor Gericht: Rondenbarg-Prozess ohne Fabio V.
> Der Prozess gegen 57 Personen, die beim G20 in Hamburg am Rondenbarg
> festgenommen wurden, beginnt im Dezember. Das Parkbank-Verfahren endet
> bald.
IMG Bild: Demonstrant*innen wollen ein Zeichen für die Angeklagten der G20-Prozesse setzen
Hamburg taz | Am 3. Dezember beginnt in Hamburg die Verhandlung des letzten
großen G20-Komplexes. In den [1][„Rondenbarg“-Prozessen] sind 57 Personen
angeklagt, über die in Gruppen von 19 Personen entschieden werden soll.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen vor, sich an einem Aufzug am Morgen des
7. Juli 2017 beteiligt zu haben, aus dem heraus Steine auf eine
Polizeieinheit und Wasserwerfer geworfen wurden. Die Polizist*innen hatten
die Demonstrant*innen in der Straße Rondenbarg angegriffen, elf kamen
schwer verletzt ins Krankenhaus.
Aus der einen Gruppe hat das Landgericht fünf Verfahren abgetrennt, weil
die Angeklagten zum damaligen Zeitpunkt minderjährig waren. Gegen sie wird
zuerst verhandelt. Aufgrund ihres Alters kann es sein, dass wie schon beim
G20-Elbchausse-Prozess, die Öffentlichkeit ausgeschlossen wird.
Ein erster Prozess in Sachen Rondenbarg war bereits 2018 geplatzt. Der
[2][damals 19-jährige Italiener Fabio V.] saß fünf Monate in
Untersuchungshaft, bevor die Richterin, ohne ein Urteil gefällt zu haben,
in den Mutterschutz ging. Wie auch allen jetzt Angeklagten warf die
Staatsanwaltschaft Fabio V. keine individuellen Straftaten vor, sondern
lediglich, dabei gewesen zu sein – [3][mit Blick auf das Versammlungsrecht
ein heikles Unterfangen.]
## Es gibt keinen Gerichtssaal für so viele Angeklagte
Wenn das Gericht den Prozess von Fabio V. demnächst neu aufrollt, wird das
Verfahren den anderen aber nicht angegliedert, sondern bleibt am
Amtsgericht. Säle, in denen 19 Angeklagte samt Verteidiger*innen und aller
anderen Beteiligten Platz finden, gibt es am Amtsgericht, wo die Verfahren
eigentlich hingehören, nicht – in Pandemiezeiten allerdings auch in keinem
anderen Hamburger Gericht. Bis die restlichen Angeklagten tatsächlich vor
Gericht erscheinen müssen, wird es also dauern.
Währenddessen nähert sich ein anderes G20-Verfahren dem Ende: Das Urteil
gegen die „[4][Drei von der Parkbank]“ soll am 5. November fallen. Ihnen
wirft die Staatsanwaltschaft vor, sich am Jahrestag des G20-Gipfels in
Hamburg zu Brandanschlägen verabredet zu haben. Ermittler*innen nahmen sie
auf einer Parkbank in Eimsbüttel fest und fanden Brandsätze sowie einen
Zettel mit Adressen in ihrem Rucksack.
Anders als die Staatsanwaltschaft geht die Kammer mittlerweile nicht mehr
von schwerer Brandstiftung aus, da nicht genug Indizien dafür sprächen,
dass die drei wirklich ein Wohnhaus anzünden wollten. Einen
Sachverständigen, der im Auftrag des Landeskriminalamts die Folgen von
Brandsätzen an Wohnhäusern und Autos skizzieren sollte, entließ das Gericht
wegen Befangenheit. Zwei der drei Angeklagten sitzen seit 15 Monaten in
Untersuchungshaft.
13 Oct 2020
## LINKS
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DIR [4] /Festnahme-am-G20-Jahrestag-in-Hamburg/!5640463
## AUTOREN
DIR Katharina Schipkowski
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