URI: 
       # taz.de -- UN-Menschenrechtsrat in Genf: Saudis müssen draußen bleiben
       
       > Saudi-Arabien hat den Einzug in den UN-Menschenrechtsrat verfehlt. Andere
       > Menschenrechtssünder dagegen wurden gewählt. Das stößt auf Kritik.
       
   IMG Bild: Sein Land kommt nicht in den UN-Menschenrechtsrat: Prinz Mohammed bin Salman aus Saudi-Arabien
       
       Berlin taz | Amnesty International, Human Rights Watch sowie
       Menschenrechtsorganisationen aus dem arabischen Raum können einen
       Teilerfolg bei der UNO verbuchen: Dank ihrer Lobbyarbeit scheiterte
       Saudi-Arabien am Dienstagabend in der UNO-Generalversammlung mit seiner
       Kandidatur für die Mitgliedschaft im UN-Menschenrechtsrat in Genf. Auf
       Kritik stieß, dass [1][China], Russland, Kuba und Pakistan trotz der
       Menschenrechtsverletzungen in diesen Ländern gewählt wurden.
       
       Insgesamt hatte die Generalversammlung 15 der 47 Sitze des
       Menschenrechtsrats für die nächsten drei Jahre neu zu besetzen. Die Zahl
       der Sitze für die fünf unterschiedlich großen Regionalgruppen unter den 193
       Mitgliedstaaten der Generalversammlung ist dabei festgelegt. Saudi-Arabien
       erhielt als einer von fünf Kandidaten für die vier Sitze der Ländergruppe
       Asien-Pazifik noch nicht einmal die für eine Wahl zwingend erforderliche
       absolute Mehrheit von 97 Stimmen. Gewählt wurden China, Nepal, Pakistan und
       Usbekistan.
       
       Menschenrechtsorganisationen begrüßten die gescheiterte Kandidatur Riads.
       „Das Königreich hat geerntet, was es angesichts seiner ernsthaften Verstöße
       gegen Menschenrechte sowie seiner Kriegsverbrechen in anderen Staaten
       verdient“, erklärte der stellvertretende Direktor von Human Rights Watch
       (HRW), Bruno Stagno.
       
       Die Geschäftsführerin der Organisation Democracy for the Arab World Now
       (DAWN), Sarah Leah Whitson, forderte Saudi-Arabien zu „dramatischen
       Reformen“, der Freilassung politischer Gefangener und der Einstellung
       seines „katastrophalen Kriegs im Jemen“ auf. Andernfalls werde das
       Königreich ein „globaler Außenseiter“ bleiben.
       
       DAWN war nach der [2][Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal
       Khashoggi] im saudischen Konsulat in Istanbul 2018 gegründet worden. Das
       Regime von Kronprinz Mohammed bin Salman wird beschuldigt, den Mord in
       Auftrag gegeben und die Mörder nach Istanbul geschickt zu haben.
       
       ## Dämpfer für Peking
       
       Die Regeln für die Bestimmung der Mitglieder des Menschenrechtsrats
       erlauben die unmittelbare Wiederwahl. China, seit Januar 2017 im Rat,
       erhielt von allen gewählten 15 Staaten die wenigsten Stimmen: 139. Bei der
       letzten Wahl im Oktober 2016 waren es noch 180. Bei Gründung des Rats im
       Jahr 2006 wurde China mit 146 Stimmen gewählt, 2009 hatten 167 und 2013 178
       Länder für China votiert. Menschenrechtsorganisationen bewerten das
       aktuelle Ergebnis als deutlichen Dämpfer für Peking.
       
       In den anderen vier Regionalgruppen gab es jeweils nur so viele
       Kandidaturen wie frei werdende Plätze. Für Afrika wurden die
       Elfenbeinküste, Malawi, Gabun und Senegal gewählt, für Lateinamerika und
       die Karibik Mexiko, Kuba und Bolivien.
       
       Für die Gruppe Osteuropa sind in den nächsten drei Jahren Russland und die
       Ukraine im Menschenrechtsrat. Frankreich und Großbritannien vertreten die
       Ländergruppe „Westeuropa und andere“, zu der auch die USA und Kanada
       zählen. Die USA hatten 2018 ihre Mitgliedschaft im Menschenrechtsrat
       beendet und stellen sich seitdem nicht mehr zur Wahl.
       
       Der Einzug von China, Russland, Kuba, Pakistan und Usbekistan wurde von
       Amnesty International und Human Rights Watch kritisiert. Die Organisationen
       sehen die Wahl wegen der Menschenrechtslage in den Ländern sowie ihrem
       Abstimmungsverhalten bei menschenrechtsrelevanten Themen in der
       Generalversammlung und anderen UNO-Insitutionen kritisch.
       
       Diese beiden Kriterien sollten laut einer 2006 von der Generalversammlung
       verabschiedeten Resolution zur Reform des Menschenrechtsrats
       ausschlaggebend sein für die Bestimmung der Mitglieder des Gremiums. Damals
       wurde auch die zwingende Voraussetzung einer absoluten Mehrheit
       beschlossen.
       
       Scheitert ein Staat in zwei Abstimmungsrunden an dieser Hürde, könnten in
       der dritten Runde neue Bewerberländer aus seiner Regionalgruppe
       kandidieren. Doch solange die Mitgliedstaaten weiterhin überwiegend die
       Kandidatenlisten aus den Regionalgruppen absegnen, wird das viel
       kritisierte Dilemma bestehen bleiben, dass Staaten mit einem schlechten
       Menschenrechtsausweis in den UN-Menschenrechtsrat einziehen.
       
       14 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Klimakaempferin-in-China/!5717524
   DIR [2] /Mord-an-Jamal-Khashoggi/!5712722
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
       ## TAGS
       
   DIR Vereinte Nationen
   DIR UN-Menschenrechtsrat
   DIR China
   DIR Energiekrise 
   DIR UN-Menschenrechtsrat
   DIR Saudi-Arabien
   DIR UN-Menschenrechtsrat
   DIR Jemen Bürgerkrieg
   DIR Uno
   DIR Jemen Bürgerkrieg
   DIR Jamal Khashoggi
   DIR Uno
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Bundeskanzler Scholz in Saudi-Arabien: Irgendwas mit Menschenrechten
       
       Das Schlimmste ist nicht, dass man sich auf Geschäfte mit Ländern wie
       Saudi-Arabien einlässt. Sondern die Heuchelei um Werte und Menschenrecht.
       
   DIR Neue Mitglieder im UN-Gremium: Menschenrechte brauchen Hilfe
       
       Der Menschenrechtsrat gilt seit seiner Gründung im Jahr 2006 als zahnloser
       Tiger. Dennoch ist wichtig, wer drin ist und wer nicht.
       
   DIR US-Sanktionen gegen Saudi-Arabien: Mehrdeutige Signale
       
       Laut der CIA soll der saudischen Kronprinz den Khashoggi-Mord abgesegnet
       haben. Die US-Regierung verhängt Sanktionen – aber nicht gegen ihn.
       
   DIR UN-Menschenrechtsrat: Nazhat Shameem Khan ist neue Chefin
       
       Die Juristin leitet von nun an das UN-Gremium. Bisher setzte sie sich
       besonders für Menschen mit Behinderungen und die Rechte kleiner
       Inselstaaten ein.
       
   DIR Gefangenenaustausch in Jemen: Minutiös geplanter erster Schritt
       
       Gute Nachrichten aus Jemen: Die Konfliktparteien tauschen Gefangene aus.
       Was simpel klingt, ist ein politisches und logistisches Monstervorhaben.
       
   DIR Neubesetzung beim Menschenrechtsrat: Saudische Niederlage ist ein Erfolg
       
       Dass Saudi-Arabien bei der Besetzung des Menschenrechtsrats durchfiel, ist
       ein gutes Zeichen. Allerdings ist noch vieles zu verbessern.
       
   DIR UN-Expertin über Krieg im Jemen: „Niemand hier hat saubere Hände“
       
       Alle Kriegsparteien im Jemen verüben schwere Straftaten, schreiben
       UN-Experten in einem neuen Bericht. Die Menschenrechtlerin Melissa Parke
       fordert Rechenschaft.
       
   DIR Hackerangriff auf Jeff Bezos: UN fordert Untersuchung
       
       Jeff Bezos' Handy wurde gehackt, womöglich von Saudis. Nun soll untersucht
       werden, ob saudische Kronprinz persönlich involviert war.
       
   DIR Bessere Normen für Unternehmen: Deutschland bremst Menschenrechte
       
       Die UNO will, dass Unternehmen Menschenrechte einhalten. Weil sich die
       Bundesregierung nicht beteiligen will, werfen ihr NGOs Blockade vor.