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       # taz.de -- AfD-Delegation reist nach Bergkarabach: Nationalisten treffen Nationalisten
       
       > Die AfD will in Bergkarabach das christliche Abendland gegen eine
       > islamische Invasion verteidigen. Dabei hat der Konflikt mit Religion
       > nichts zu tun.
       
   IMG Bild: Die AfD-Delegation um auf einem Soldatenfriedhof in Stepanakert
       
       Zynischer geht es kaum. Bei Gefechten zwischen Armenien und Aserbaidschan
       sind täglich Opfer zu beklagen. Niemand weiß, wie viele Leben dieser
       Wahnsinn noch kosten und wie viele Menschen er zu Flüchtlingen machen wird.
       Und die AfD? Sie hat nichts Besseres zu tun, als eine Delegation in die
       [1][umkämpfte Region Bergkarabach] zu schicken – angeblich, um das
       christliche Abendland gegen islamische Invasoren zu verteidigen.
       
       Eine derartige Positionierung ist unterkomplex, aber das gehört ja seit
       jeher zum Markenkern der AfD. Denn der jahrzehntealte Konflikt, der Ende
       September erneut ausgebrochen ist, ist kein Kampf zwischen christlichen
       Armenier*innen und muslimischen Aserbaidschaner*innen. Ein Blick in die
       Geschichtsbücher würde genügen, um sich in diesem Punkt Klarheit zu
       verschaffen: Im Kern geht es um Grenzen und Territorien; der Konflikt ist
       eine Erblast aus der sowjetischen Zeit. Doch was die Kenntnis historischer
       Fakten angeht, gibt es bei der AfD bekanntermaßen so einige blinde Flecken.
       
       Dass ausgerechnet Rechtsextreme wie Andreas [2][Kalbitz] jetzt Bergkarabach
       ihre Aufwartung machen, ist nicht überraschend. Schließlich ist dies nicht
       der erste derartige Abstecher in die Region. Zudem unterhält die AfD
       ersprießliche Beziehungen zur armenischen Gruppe Adekvad. Wer einmal die
       Möglichkeit hatte, sich in den Räumen dieser ultranationalistischen Truppe
       umzutun und sich von ihrem Chef, [3][Artur Daniljan], dessen
       menschenverachtende Weltsicht darlegen zu lassen, kann sich nur mit
       Schaudern abwenden.
       
       Die armenische Staatsführung tut gut daran, nicht der Versuchung zu
       erliegen, den Besuch dieser deutschen Parlamentarier für eigene
       Propagandazwecke auszuschlachten. Denn das Unternehmen ist dazu angetan,
       noch mehr Hass zu schüren – in einer Region, die einen Modus für ein
       weiteres Zusammenleben finden muss.
       
       Der AfD darf dort nicht das (Schlacht-)Feld überlassen werden. Genau das
       passiert aber. Die Bundesregierung laviert herum, Europa nicht minder.
       
       20 Oct 2020
       
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   DIR Barbara Oertel
       
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