# taz.de -- Legaler Waffenbesitz für Neonazis: Schwer bewaffnete Rechte
> Rechtsextreme horten legal jede Menge Waffen. Das geht aus der Antwort
> des Innenministeriums auf die Anfrage einer Linken-Abgeordneten hervor.
IMG Bild: In Deutschland besitzen mehr als tausend Rechtsextreme legal Waffen
Der deutsche Staat erlaubt 1.114 Rechtsextremen, deren Gesinnung ihm
bekannt ist, den Besitz von Pistolen und Gewehren. Über die Zahl berichtete
am Donnerstag Zeit Online, beim Innenministerium erfragt hatte sie
ursprünglich [1][die Linken-Abgeordnete Martina Renner].
Unter all den Statistiken über Rechtsextreme, ihre Organisationen und ihre
Taten, die Woche für Woche über die Agenturticker gehen und nicht mehr
immer angemessen aufzucken lassen, sticht diese Meldung hervor. Es ist ja
nicht so, dass Rechtsextreme in Deutschland Waffen nur zur Jagd, fürs
Schützenfest oder zur Dekoration besitzen. Ob beim [2][Attentat auf Walter
Lübcke] oder beim Anschlag in Hanau mit zehn Ermordeten: In beiden Fällen
waren Täter beziehungsweise Mittäter LEGALE Waffenbesitzer.
1.114 Rechtsextreme mit Waffenbesitzkarte heißt: Das könnte sich
wiederholen. Nazis könnten mit Waffen morden, deren Besitz dem Staat zuvor
bekannt war, den er aber nicht zu verhindern vermochte.
Verschärfung des Waffenrechts
Nun ist es nicht so, dass dieses Problem zuvor noch niemanden aufgefallen
ist. Der Bundestag hat das Waffenrecht im letzten Jahr verschärft. Seitdem
werden häufiger Daten von Waffenbesitzern auf der einen Seite und den
Sicherheitsbehörden bekannten Waffenbesitzern auf der anderen Seite
abgeglichen. Dass die Zahl der bekanntermaßen bewaffneten Neonazis seither
gestiegen ist – 2019 lag der Wert noch bei 892 – führt das Innenministerium
eben auf die Reform zurück: Es sei den Behörden mittlerweile öfter bekannt,
wenn Rechtsextreme eine Waffenbesitzkarte bekommen.
Wenn diese Information aber nicht dazu führt, dass die entsprechenden
Personen konsequent entwaffnet werden, ging die Reform offenbar nicht weit
genug. Ein radikaler Lösungsansatz wäre es, den Privatbesitz von Waffen
komplett zu verbieten. Dass Sportschützen dagegen protestieren, dass sie
für ihre eigenen Belange streiten, ist legitim. Dass Nazis auch mit selbst
gebauten oder illegal beschafften Waffen töten können, stimmt ebenfalls.
Aber wäre es in der Abwägung nicht richtig, ihnen ihre Taten zumindest so
schwer wie möglich zu machen?
Dafür gäbe es noch einen zweiten Hebel. Laut Zeit Online zählt das
Innenministerium neben den bewaffneten Nazis „eine im einstelligen Bereich
liegende Zahl“ von Schützenvereinen, die von Rechtsextremen „beeinflusst
oder gar geprägt“ würden. Im Gegensatz zur Zahl 1.114 ist das nicht mehr
nur schwer, sondern überhaupt nicht zu fassen.
Korrektur: In einer früheren Version des Textes war die Rede von
Waffenscheinen statt von Waffenbesitzkarten. Die beiden Begriffe sind keine
Synonyme: Die Waffenbesitzkarte erlaubt den Erwerb und Besitz von Waffen,
der seltener ausgestellte Waffenschein das Führen von Waffen. Wir bitten um
Entschuldigung für den Fehler.
22 Oct 2020
## LINKS
DIR [1] /Corona-und-Rechtsradikale/!5670941
DIR [2] /Prozess-zum-Mord-an-Walter-Luebcke/!5711634&s=waffen+rechts/
## AUTOREN
DIR Tobias Schulze
## TAGS
DIR Rechtsextremismus
DIR Waffen
DIR Innenministerium
DIR Rechtsextremismus
DIR Schwerpunkt Neonazis
DIR Rechtsextremismus
DIR Schwerpunkt AfD
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Waffentragende Extremist*innen: Gefährlich und zahlreich
Mehr Rechtsextreme besaßen 2020 registrierte Waffen als in den Jahren
zuvor. Daran hat auch eine Reform des Waffenrechts nichts geändert.
DIR Kampf gegen Rechtsextremismus in Sachsen: „Auf die Zivilgesellschaft zugehen“
Das Kulturbüro Sachsen berät die demokratische Stadtgesellschaft in
Görlitz. Grit Hanneforth über Demokratiearbeit im ländlichen Raum.
DIR Rechsextreme Burschenschaft: Nazimucke im Führerstübchen
Die Heidelberger Burschenschaft Normannia fiel mit einem antisemitischen
Angriff auf – und ist offenbar rechtsextrem durchsetzt. Es droht ein
Verbot.
DIR Neuer Verfassungsschutzbericht: Kräftiger Anstieg an Rechtsextremen
Der neue Verfassungsschutzbericht befindet die AfD erstmals als gefährlich
und benennt rechtsextreme Gefahren. Ein Novum.