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       # taz.de -- Protest gegen Polens Abtreibungsgesetz: Karolina Więckiewicz gibt nicht auf
       
       > Die Anwältin hilft ungewollt Schwangeren in Polen, einen Abbruch zu
       > bekommen. Von der Gesetzesverschärfung lässt sie sich nicht entmutigen.
       
   IMG Bild: Lässt sich von Polens Rechten nicht einschüchtern: die Anwältin Karolina Więckiewicz
       
       Es sei Folter, sagt Karolina Więckiewicz, „gegen den eigenen Willen
       gezwungen zu werden, schwanger zu bleiben“. Gemeinsam mit ihren
       Mitstreiter*innen vom [1][„Abortion Dream Team“] geht die 39-Jährige seit
       Donnerstag jeden Abend in Warschau auf die Straße.
       
       Denn das weitgehend von der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS)
       kontrollierte polnische Verfassungsgericht hat in der vergangenen Woche
       [2][das ohnehin restriktive Abtreibungsrecht des Landes von 1993 weiter
       verschärft]. Auch wenn ein Fötus schwere Missbildungen aufweist oder nicht
       überlebensfähig ist, müssen Schwangerschaften in Zukunft ausgetragen
       werden.
       
       Die Anwältin und Aktivistin Więckiewicz, die zuvor für die
       LGBTI*-Organisation „Lambda Warszawa“ und als Interessenvertreterin bei der
       Frauenorganisation der UNO tätig war, erklärt, dass diese Entscheidung auf
       den Druck von rechten Lobbyist*innen zurückgeht. „Es ist ein politisches
       Spiel, das Menschen mit Uterus – von denen die meisten Frauen sind – immer
       wieder verlieren“, [3][sagte sie am Samstag der osteuropäischen Plattform
       The Barricade].
       
       Więckiewicz und das „Abortion Dream Team“ aber stellen sich gegen dieses
       politische Spiel und auf die Seite betroffener Menschen. Auch in kleineren
       polnischen Städten findet sich mittlerweile die Telefonnummer der
       Initiative auf Hauswände gesprüht. „Du bist nicht allein“, steht daneben.
       
       ## Abtreibung muss man sich leisten können
       
       Das „Abortion Dream Team“ berät zu medikamentösen
       Schwangerschaftsabbrüchen, vermittelt Ärzt*innen, die illegal Abtreibungen
       vornehmen, und [4][finanziert über Spenden legale Abtreibungen im Ausland].
       „Der finanzielle Aspekt ist eine der größten Hürden beim Zugang zu
       Abtreibungen.
       
       Ob jemand Geld hat oder nicht, darf aber nicht darüber entscheiden, ob eine
       Schwangerschaft ausgetragen wird oder nicht“, sagte Więckiewicz bereits
       Ende 2019 der taz in einem Interview. 100.000 inoffizielle
       Schwangerschaftsabbrüche gebe es in Polen jährlich, schätzt die Aktivistin.
       „Das sind keine Frauen irgendwo da draußen, das sind wir. Jede Dritte von
       uns hat diese Erfahrung.“
       
       Betroffen, so die Feministin, die sich als bisexuell identifiziert, seien
       im kirchlich geprägten Polen selbstverständlich auch viele Katholik*innen
       und Menschen aus dem rechten politischen Lager. Doch: „Das Stigma rund um
       das Thema Abtreibung ist enorm, niemand will darüber reden, niemand will
       damit in Verbindung gebracht werden.“ Auch die PiS habe sich des Themas
       nicht angenommen, bevor Abtreibungsgegner*innen Druck ausgeübt hätten.
       
       Von der aktuellen Gesetzesverschärfung lässt Karolina Więckiewicz sich
       nicht entmutigen. Ein diktatorisches Schwangerschaftsregime wie im Rumänien
       Ceaușescus befürchtet sie nicht. „Ich bin überzeugt, dass wir das
       überstehen werden, denn die Bewegung ist stärker als je zuvor. Kein
       Verfassungsgericht, keine PiS, keine Kirche wird uns aufhalten.“
       
       28 Oct 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://aborcyjnydreamteam.pl/
   DIR [2] /Abtreibungsverbot-in-Polen/!5720666
   DIR [3] https://www.youtube.com/watch?v=XoH71rCoTxU
   DIR [4] /Fuer-einen-Abbruch-ins-Ausland/!5645910
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Hunglinger
       
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