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       # taz.de -- Gedenken an NS-Überfall auf Polen: Denkmal außerhalb der Reihe
       
       > Der Bundestag will am Freitag eine Gedenkstätte beschließen, die an den
       > NS-Krieg gegen Polen erinnert. Das Projekt hat nicht nur Fürsprecher.
       
   IMG Bild: Askanischer Platz in Berlin Mitte: Potenzieller Standort für das Polen-Denkmal
       
       Berlin taz | Es war lange umstritten – am Freitag wird sich der Bundestag
       nun voraussichtlich für ein Denkmal für Polen aussprechen. Es soll an den
       Überfall von Nazi-Deutschland auf Polen 1939 erinnern. Laut Antrag, den
       Union, SPD, FDP und Grüne unterstützen, soll „an prominenter Stelle in
       Berlin ein Ort entstehen, der den polnischen Opfern des Zweiten Weltkrieges
       und der [1][nationalsozialistischen Besatzung Polens] gewidmet ist“.
       Geplant ist nicht nur ein Denkmal, sondern auch ein Gedenkort „für
       zivilgesellschaftliche Aktivitäten wie Jugendarbeit, politische Bildung,
       Begegnung“.
       
       Die Idee des Polen-Denkmals entwickelte eine Initiative 2017, die unter
       anderem Dieter Bingen, damals Direktor des Deutschen Polen-Instituts,
       anregte und die Außenminister Heiko Maas und Bundestagspräsident Wolfgang
       Schäuble unterstützten. Die Initiative hat schon einen Vorschlag für den
       Ort gemacht: den Askanischen Platz in der Mitte von Berlin. Maas spricht am
       Freitag im Bundestag für die SPD – dass ein Außenminister sich an solchen
       parlamentarischen Debatten beteiligt, ist ungewöhnlich und ein Zeichen, wie
       wichtig der Minister selbst die Sache nimmt.
       
       Die Befürworter halten das Denkmal für ein überfälliges Signal Richtung
       Warschau. Das deutsch-polnische Verhältnis sei auch historisch anders als
       das zu anderen osteuropäischen Staaten. Es gehe zudem darum, die
       „Leerstelle deutscher Erinnerung an die deutsche Besatzungspolitik in
       Polen“ (Dieter Bingen) zu füllen. SPD-Mann Dietmar Nietan hält das
       Polen-Denkmal für richtig, weil es angesichts des Hitler-Stalin-Paktes für
       Polen unzumutbar sei, neben der „Sowjetunion in der Liste der Opfer des
       „Vernichtungskrieges im Osten“ aufgelistet zu werden“.
       
       [2][Strittig ist das Polen-Denkmal], weil es in einem unklaren Verhältnis
       zu dem jüngst beschlossen Dokumentationszentrum Deutsche Besatzung in
       Europa steht. Kritiker haben die Befürchtung, dass es zwischen den Orten
       eine Art Konkurrenz geben könnte. In dem Antrag heißt es, das Denkmal solle
       den „besonderen Charakters der deutsch-polnischen Geschichte und der
       deutsch-polnischen Freundschaft in Europa“ zeigen und brauche daher „einen
       gesonderten Ort, der getrennt von anderen Gedenkstätten liegt“.
       
       Auffällig ist, dass der Gedenkort nicht wie üblich innerhalb der
       Gedenkstättenkonzeption des Bundes entstehen soll. Für das Polen-Denkmal
       wird das Auswärtige Amt verantwortlich sein.
       
       29 Oct 2020
       
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