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       # taz.de -- Wahlen in Nordzypern: Weitere Eskalation vorprogrammiert
       
       > In Nordzypern wurde Erdoğans Stattthalter Tatar mit knapper Mehrheit
       > gewählt. Für den Streit um die Öl- und Gasfunde verspricht das nichts
       > Gutes.
       
   IMG Bild: Ersin Tatar feiert seinen Wahlsieg
       
       Die Präsidentschaftswahl im nordzyprischen, international nicht anerkannten
       türkischen Teil der Mittelmeerinsel hat zu einem wenig friedensfördernden
       Ergebnis geführt. [1][Mit dem Nationalisten Ersin Tatar] hat am vergangenen
       Sonntag, wenn auch knapp, ein Mann die Führungsposition der türkischen
       Zyprioten errungen, der von Verhandlungen mit den griechischen Zyprioten
       wenig bis gar nichts hält.
       
       Einer der Gründe, warum die Auseinandersetzung zwischen der Türkei,
       Griechenland und anderen Mittelmeeranrainern in den letzten Monaten so
       eskaliert ist, ist aber genau die Teilung Zyperns und die ungeklärte
       politische Situation auf der Insel.
       
       Zypern ist Mitglied der Europäischen Union, und die griechische zyprische
       Regierung die rund 800.000 der 1 Million Einwohner der Insel vertritt, ist
       die international anerkannte Regierung Zyperns. Doch auf dem nördlichen
       Drittel der Insel, wo seit der Teilung im Jahr 1974 die rund 200.000
       türkischen Zyprioten leben, hat sie nichts zu melden.
       
       Als rund um Zypern große Gas- und Ölvorräte entdeckt wurden, vergab die
       zyprische Regierung Bohrlizenzen, ohne den türkischen Teil der Insel zu
       berücksichtigen. Das nimm[2][t der türkische Präsident Erdoğan] seitdem zum
       Anlass, eigene Erkundungsschiffe in zyprische Gewässer zu schicken,
       angeblich um den Türken von Zypern ihren Anteil am kommenden Reichtum zu
       sichern.
       
       Eine Lösung im Streit um die Rohstoffe im östlichen Mittelmeer wäre
       entschieden leichter, wenn die griechischen und türkischen Zyprioten die
       Teilung der Insel überwinden und wieder zu einer gemeinsamen Regierung
       kommen würden. Im Gegensatz zu dem bisherigen Präsidenten, dem linken
       Mustafa Akıncı, ist der Wahlsieger vom Sonntag, der rechte Ersin Tatar,
       dazu aber nicht mehr bereit. Er setzt auf Erdoğan und notfalls eine
       Vereinigung mit dem türkischen Mutterland statt auf Gespräche mit den
       Zyprioten auf der anderen Seite der Demarkationslinie. Weitere Spannungen
       sind damit programmiert.
       
       19 Oct 2020
       
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