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       # taz.de -- Frölunda Indians legen Vereinsnamen ab: Verletzende Marketingidee
       
       > Der schwedische Eishockeyklub Frölunda Indians wird sich umbenennen. Dass
       > der Klubname als kränkend verstanden werden kann, weiß man schon länger.
       
   IMG Bild: Ohne Geschichtsbezug: Im Team von Frölunda assoziierte man das Logo positiv mit Kampfgeist
       
       Es hätte auch ein Cowboy werden können. Selbst eine Krabbe oder eine
       Schusswaffe standen zur Debatte, als Frölunda HC, Eishockeyklub im
       westschwedischen Göteborg, Mitte der 1990er Jahre auf der Suche nach einem
       knalligeren Namen und einem neuen Logo war. Es wurden dann die „Indians“,
       die Indianer. Und das Trikot ziert seither ein Indianerhäuptling mit
       Federschmuck. Diese Saison wird für den Verein, der in Schwedens oberster
       Liga SHL spielt, aber die letzte mit diesem Namen und Logo sein.
       
       Man habe bei der Namenswahl seinerzeit weiter keine tiefgründigen Analysen
       angestellt, erinnert sich der Klubvorsitzende Mats Grauers: „In Schweden
       wollte man vor allem den Klubs in der nordamerikanischen NHL nachäffen“ und
       habe sich kommerzielle Vorteile von einem einprägsamerem Namen und Logo
       versprochen. Daran, dass man sich dabei abfälliger und stereotyper Namen
       und Symbole für die amerikanische Ursprungsbevölkerung bediene, habe man
       überhaupt nicht gedacht. Mittlerweile sei das aber anders. Der Name könne
       als kränkend verstanden werden, „das müssen wir respektieren, das wollen
       wir auch nicht“.
       
       Für Frölunda habe die Black-Lives-Matter-Bewegung und beispielsweise
       d[1][ie Entscheidung des NFL-Klubs Washington, sich vom Namen „Redskins“ zu
       trennen], nur den letzten Ausschlag gegeben. Dadurch sei eine intern schon
       länger geführte Debatte nur wieder neu belebt worden. Tatsächlich hatte der
       schwedische Ombudsman gegen Diskriminierung (DO) schon 2015 eine Anzeige
       bezüglich der Klubnamen der Frölunda Indians und des Speedwayklubs
       „Indianerna“ aus Kumla geprüft. Die war dann aber zu den Akten gelegt
       worden, weil der DO meinte, die Vereine wollten und würden damit den
       Anzeigenerstatter – einen nordamerikanischen Angehörigen einer First Nation
       – nicht persönlich diskriminieren.
       
       Man habe trotzdem gewusst, dass man irgendwann entscheiden müsse, ob dieser
       Name noch zeitgemäß sei, meint Grauers. Er persönlich glaube, dass sich der
       Sport in Zukunft überhaupt von solchen symbolischen Beinamen und Marken
       wieder verabschieden und die Klubs zu ihren „klassischen Namen“
       zurückkehren würden. Im Juli leitete der Klub eine interne
       Konsequenzanalyse ein. Die Umstellung werde viel Geld kosten, betont der
       Vorsitzende und beteuert, es habe bei der Entscheidung, sich vom Häuptling
       zu verabschieden, keinerlei Druck seitens der Vereinssponsoren gegeben. Er
       verstehe Fans, die damit nicht einverstanden sind. Man werde natürlich auch
       nicht verbieten, wenn das alte Logo noch auf den Tribünen auftauche. Nun
       hoffe man aber, dass möglichst viele sich an Vorschlägen für ein neues Logo
       beteiligen würden.
       
       ## Kontroverse Reaktionen
       
       Die Meinungen zu dieser Entscheidung sind und waren natürlich kontrovers.
       Auf dem Frölunda-Twitter-Account reichten sie von „Endlich!“ und „Hurra!
       Nun kann ich mit gutem Gewissen ein Trikot kaufen“ bis „Ihr beugt euch dem
       linken Mob“. Frölunda-[2][Mannschaftskapitän Joel Lundqvist] findet die
       Entscheidung schade: „Für mich steht er für etwas Positives. Für
       Kampfgeist, Jagd, Streit. Das war doch ein passender Name und ein starkes
       Warenzeichen.“
       
       Der Göteborger Professor Sven-Göran Malmgren kontert: „Man schreibt ihnen
       kriegerische Eigenschaften zu und vergisst dabei ihre Geschichte. Sie waren
       dazu gezwungen, sie hungerten und waren einem Völkermord ausgesetzt.“
       
       Lundqvist kündigt an, man werde versuchen mit einer richtig guten Saison
       „dem Indianer einen würdigen Abschied zu bereiten“. Bislang klappt das ganz
       gut. Nach 13 Spieltagen mit einem allerdings durch Corona gründlich
       durcheinandergeratenem Spielplan führt Frölunda derzeit die SHL-Tabelle an.
       
       2 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Football-und-Rassismus/!5693970
   DIR [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Joel_Lundqvist
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
       ## TAGS
       
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