# taz.de -- Gefahr durch Milizen bei US-Wahl: Mit Waffen für Trump
> Beobachter warnen vor Gruppen, die sich als bewaffnete Truppen des
> US-Präsidenten sehen. Sie seien ein extrem hohes Risiko – auch nach der
> Wahl.
IMG Bild: Mancherorts sind in den USA schwerbewaffnete rechte Milizen unterwegs
New York taz | Je näher der Wahltermin rückt, desto aggressiver wird das
Auftreten von bewaffneten weißen Bürgerwehren. Im April saßen weiße Männer
in Tarnuniformen mit Sturmgewehren auf der Besuchertribüne, als gewählte
Politiker in Michigan über Maßnahmen gegen Corona berieten.
Im Mai und Juni, nach dem Tod von George Floyd in Minneapolis, versperrten
mancherorts schwerbewaffnete weiße Milizionäre Bürgerrechtlern die Straße.
Im August verteilte die Polizei in Kenosha in Wisconsin „Dankeschöns“ an
Bewaffnete, [1][aus deren Reihen wenig später zwei Demonstranten erschossen
wurden]. Im Oktober verhaftete die Polizei in Michigan 13 Männer, die
geplant hatten, [2][die demokratische Gouverneurin Gretchen Whitmer zu
kidnappen].
Präsident Donald Trump begleitete das Geschehen aus der Ferne mit Worten,
die Milizionäre als Ermunterung verstehen mussten. Auf Twitter gab er die
Parole aus: „Befreit Michigan“. Antifa-Gruppen nannte Trump „terroristisch“
[3][und prägte einen Satz, der schon Stunden später die T-Shirts der
neofaschistischen Männertruppe „Proud Boys“ schmückte]: „Tretet zurück und
haltet euch bereit.“
Wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl haben zwei Organisationen,
„Militia Watch“ und „Armed Conflict Location and Event Data Project“
(ACLED), davor gewarnt, dass mindestens neun landesweit agierende rechte
Milizen eine „ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit der amerikanischen
Wähler darstellen“. Zudem verweisen sie auf lokale Milizen, die in einigen
der Staaten aktiv sind, wo sich der Ausgang der Wahl entscheiden könnte:
[4][Pennsylvania], Georgia, Michigan, Wisconsin und Oregon.
Viele Milizen verstehen sich als Schutztruppe von Trump, als Garanten für
seine Wiederwahl und gegen die angeblich bevorstehenden Wahlfälschungen. So
will der Gründer der „Oath Keeper“, Stewart Rhodes, das Weiße Haus vor
„Angriffen im Benghazi-Stil“ bewahren. Die Mitglieder seiner 2009
gegründeten Miliz sind auch schon an der Südgrenze aufmarschiert, nachdem
Trump von einer „Invasion“ durch Immigranten gesprochen hatte.
## Mehr als 80 bewaffnete Milizen
Insgesamt haben Militia Watch und ACLED bei ihren Recherchen mehr als 80
bewaffnete Milizen gezählt. Deren Präsenz, so die AutorIinnen, bedeute
nicht, „dass Gewalt unvermeidbar“ sei. Doch deren „hybride Taktiken“ – eine
Mischung aus Kampfbereitschaft, mit Propaganda und Mitgliederwerbung auf
Onlinekanälen und auf der Straße – schafften ein „extrem hohes
Bedrohungsrisiko vor, während und nach den Wahlen“.
Die „Oath Keeper“ mit ihren mehreren tausend Mitgliedern sind eine der
größeren Milizen. Seit diesem Sommer bereiten sie den Bürgerkrieg vor, von
dem auch Trump immer wieder spricht. Am 20. Januar nahm die Miliz an einer
beeindruckenden Machtdemonstration in Richmond, Virginia teil, [5][bei der
mehr als 20.000 bewaffnete Menschen aufmarschierten], um gegen eine
geplante Verstärkung der Schusswaffenkontrolle zu protestieren.
Für das FBI ist die Entwicklung keine Überraschung. In einem internen
Bericht warnte die Bundesermittlungsbehörde vor „möglicherweise zunehmenden
Anti-Regierungs-Gewalt-Rhetoriken und -Aktivitäten“. Ausdrücklich ist von
„extremistischen Bedrohungen der Wahlen durch weit rechts stehende Milizen“
die Rede. Im Oktober ließ das FBI die Miliz „Wolverines Watchmen“ in
Michigan auffliegen.
Beobachter, die mit dem einschüchternden Auftreten der Milizen vertraut
sind, halten es für „naiv“, dass die Milizen sich aus den Wahlen
heraushalten würden. Allerdings erwarten die meisten von ihnen eher
gezielte Einschüchterungen als offene militärische Konfrontationen. Für
Afroamerikaner, Latinos und andere Minderheiten in Gegenden mit starker
Milizenpräsenz, so glauben sie, könnten die nächsten Tage gefährlich
werden.
2 Nov 2020
## LINKS
DIR [1] /Toedliche-Schuesse-in-Wisconsin/!5710254
DIR [2] /Entfuehrung-einer-Gouverneurin-vereitelt/!5719157
DIR [3] /US-Praesident-Trump-und-die-Proud-Boys/!5713246
DIR [4] /US-Wahlkampf-in-Pennsylvania/!5719897
DIR [5] /Schusswaffendemo-in-den-USA/!5658536
## AUTOREN
DIR Dorothea Hahn
## TAGS
DIR US-Wahl 2024
DIR Milizen
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Politisches Buch
DIR Schwerpunkt Rassismus
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR US-Wahl 2024
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Lesestück Recherche und Reportage
DIR US-Wahl 2024
DIR Rechtsextremismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Urteile nach Sturm aufs US-Kapitol: 18 Jahre Haft
Wegen aufrührerischer Verschwörung ist der Gründer der rechtsextremen Oath
Keepers zu 18 Jahren Haft verurteilt worden. Sich selbst sieht er als
„politischen Gefangenen“.
DIR Bücher zur politischen Lage der USA: Demokratie am Abgrund
Zwei neue Bücher von US-Politikbeobachtern sind erschienen. Sie machen
wenig Hoffnung auf ein endgültiges Ende der Ära Donald Trump.
DIR Leben in den USA: All together now
Wer die USA verstehen will, muss die Bedeutung der ethnischen Zuordnung
anerkennen. Unser Autor hat es bei seiner Jobsuche erlebt.
DIR Berichterstattung zur US-Wahlnacht: Löst Biden Trump ab?
Wie ist die Stimmenverteilung in Florida? Wer siegt in Ohio? Aktuelle
Entwicklungen zur US-Wahlnacht gibt es ab Mitternacht in einem Liveticker.
DIR Arte-Doku „Aus der Traum?“: Menschen im US-Wahljahr
Eine muslimische Sozialarbeiterin aus Chicago kämpft gegen Trump. Eine Doku
erzählt ihre und andere persönliche Geschichten aus dem Wahljahr.
DIR Letzte Stunden im US-Wahlkampf: In Dixville Notch gewinnt Biden
Demokrat Joe Biden plant selbst am Wahltag noch weitere Auftritte in
Philadelphia. Donald Trump warnt mal wieder vor der Briefwahl.
DIR Prominente Unterstützung für Biden: Last Minute
In letzter Minute gibt Beyoncé ihre Unterstützung im US-Wahlkampf bekannt.
Lady Gaga und John Legend mobilisieren für Joe Biden auf der Bühne.
DIR Swing State Florida vor der US-Wahl: Straße der Entscheidung
Trump, Biden und Alligatoren weisen den Weg entlang der Interstate 4 durch
Florida. Hier könnte sich entscheiden, wer der nächste US-Präsident wird.
DIR Die US-Wahlen in Zahlen: Wo Biden Trump geschlagen hat
Joe Biden hat gegen Amtsinhaber Donald Trump gewonnen. Wie ändert sich die
Lage in Repräsentantenhaus und Senat? Der Stand der US-Wahl in Zahlen.
DIR Rechtsextremismus und Midlife-Crisis: Die Infantilität des Bösen
Rechte Männer tun gerne so, als ginge es ihnen um Identität und
Nationalstolz. Doch mehr als Hass und homoerotische Spannungen stecken
nicht dahinter.