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       # taz.de -- Wahlkampf in Uganda: Prügel für den jungen Kandidaten
       
       > Jugendpolitikstar Bobi Wine reicht seine Kandidatur zu der
       > Präsidentschaftswahl 2021 ein. Prompt wird er von der Polizei vermöbelt.
       
   IMG Bild: Bobi Wine hier bei einer pressekonferenz im Juli 2019
       
       Berlin taz | Kaum hat der offizielle Wahlkampf zur nächsten
       Präsidentschaftswahl in Uganda begonnen, zeigt der ugandische Staat sein
       mittlerweile allzu vertrautes Gesicht. Der bekannteste Gegner des
       Langzeitherrschers Yoweri Museveni, der Musiker Bobi Wine, wurde von der
       Polizei mit Gewalt aus seinem Auto gezerrt, als er gerade bei der
       Wahlkommission seine Kandidatur zur Wahl am 18. Februar 2021 eingereicht
       hatte.
       
       In sozialen Netzwerken kursierende Videos zeigen, wie hochgerüstete
       Polizeibeamte erst sein Auto einkesseln, dann die Scheiben einschlagen und
       Bobi Wine schließlich an den Beinen auf die Straße zerren, wo sich
       Polizisten und Wine-Fans bereits prügeln. Dann wird Bobi Wine in ein
       Polizeiauto gesetzt und davongefahren.
       
       Ein Polizeisprecher dementierte später, dass Bobi Wine festgenommen worden
       sei, und behauptete, der Politiker sei zu Hause. Ein Sprecher Bobi Wines
       bestätigte dies gegenüber AFP, ergänzte aber, Armee und Polizei hätten das
       Haus abgeriegelt und würden Demonstranten mit Tränengas beschießen. Die
       Tageszeitung Daily Monitor berichtete auf ihrer Webseite von Schüssen mit
       scharfer Munition auf Demonstranten.
       
       Bobi Wine heißt eigentlich Robert Kyagulanyi Ssentamu und war Rapmusikstar,
       bevor er sich 2017 ins Parlament wählen ließ [1][und zum bei der
       ugandischen Jugend beliebtesten Politiker aufstieg]. Der 40-Jährige will im
       Februar 2021 den 76-jährigen Präsidenten Yoweri Museveni ablösen, der
       Uganda seit 1986 regiert. Er hat dafür im Juli die Führung der kleinen
       Oppositionspartei NUP (National Unity Party) übernommen und wirbt seitdem
       Überläufer sowohl aus Musevenis regierender NRM (National Resistance
       Movement) als auch aus der größten Oppositionskraft FDC (Forum for
       Democratic Change) an.
       
       ## Kampfansage an die gealterten Generäle
       
       Er wolle „Museveni vor sich selbst retten“, erklärte Bobi Wine am Dienstag
       und sprach von einer „kritischen Phase in unserem Kampf“. Seine Kandidatur
       ist vor allem eine Kampfansage an die Museveni-Generation aus gealterten
       Generälen, [2][die Uganda seit nunmehr bald 35 Jahren beherrscht und in der
       sich die Jugend nicht wiedererkennt]. Uganda hat die schnellstwachsende
       Bevölkerung der Welt mit einem Durchschnittsalter von 16 Jahren; seit 1986
       ist die Einwohnerzahl von 15 auf 47 Millionen gestiegen.
       
       Es ist keineswegs der erste polizeiliche Übergriff gegen Bobi Wine, aber
       als unmittelbare Reaktion auf seine Bestätigung als
       Präsidentschaftskandidat ist es ein deutliches Signal. Die Wahlkommission
       hatte ihm gerade erst ein Auto mit Fahrer zur Verfügung gestellt.
       
       Bobi Wines Chancen sind gestiegen, seit die FDC beschloss, erstmals nicht
       mehr ihren Langzeitführer Kiiza Besigye ins Rennen zu schicken, sondern den
       eher unbekannten Altpolitiker Patrick Amuriat. Dieser wurde am Dienstag
       früh von der Polizei festgenommen, noch vor seinem Gang zur Wahlkommission.
       Die Beamten brachten ihn hin und er reichte seine Kandidatur aus Protest
       barfuß ein.
       
       3 Nov 2020
       
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