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       # taz.de -- Humanitäre Krise in Westafrika: Mehr Geld gegen die Not
       
       > In Mali, Burkina Faso und Niger sind Millionen von Menschen wegen Hunger
       > und Gewalt auf Hilfe angewiesen. Deutschland verspricht 100 Millionen
       > Euro.
       
   IMG Bild: Marktszene in Ouagadougou, Burkina Faso
       
       Cotonou taz | Deutschland will mit 100 Millionen Euro die humanitäre Krise
       in Westafrika lindern helfen. Außenminister Heiko Maas (SPD) versprach auf
       einer virtuellen Geberkonferenz am Dienstag, wegen der sich zuspitzenden
       Lage die Länder Mali, Burkina Faso und Niger mit zusätzlicher Nothilfe zu
       unterstützen. Laut den Vereinten Nationen sind in der Sahelzone rund 13
       Millionen Menschen dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.
       
       Mehrere Staaten versprachen, Geld für Nahrung, Wasser, Unterkünfte und
       Medikamente zur Verfügung zu stellen. Etwa 2,4 Milliarden US-Dollar sind
       laut UNO in diesem und nächsten Jahr nötig, um die humanitäre Krise zu
       lindern.
       
       Mehrere internationale Hilfswerke hatten in den vergangenen Monaten düstere
       Prognosen für den Sahel veröffentlicht. Burkina Faso sei nur noch einen
       Schritt von einer Hungersnot entfernt, warnte das
       UN-Welternährungsprogramm. Zusammen mit Mali und Niger seien dort 7,4
       Millionen Menschen [1][von akutem Hunger betroffen]. Bedroht sind etwa
       doppelt so viele. Vor zwei Jahren waren dort noch rund 70.000 Menschen auf
       der Flucht. Heute sind es knapp 1,6 Millionen, etwa zwei Drittel davon in
       Burkina Faso.
       
       Laut dem Kinderhilfswerk Unicef waren bereits vor der Coronapandemie mehr
       als 4.000 Schulen wegen Gewalt und gezielter Angriffe geschlossen worden.
       Nun steigen die Kinderrechtsverletzungen wie Rekrutierung, Vergewaltigung
       und Missbrauch weiter an. Die Hilfsorganisation Care sieht indes Frauen am
       stärksten von der humanitären Krise betroffen, würden ihre Nöte doch kaum
       dokumentiert. Laut der US-amerikanischen NGO ACLED starben in den
       vergangenen zwölf Monaten in Mali, Burkina Faso und Niger 6.759 Menschen
       durch Kämpfe, Gewalt gegen Zivilisten und Anschläge.
       
       ## Kritik an militärischen Konzepten
       
       Maas betonte, dass Bemühungen umfassend, nachvollziehbar und gut
       koordiniert sein müssten. „Humanitäre Hilfe und Entwicklungsfinanzierung
       müssen besser miteinander verzahnt werden und wir müssen verstärkt in
       Konfliktbeilegung und friedensschaffende Maßnahmen investieren.“
       
       Wie bisher dürfe die Hilfe aber nicht weitergehen, warnt die
       Kinderhilfsorganisation World Vision. Deren Friedensexperte Ekkehard
       Forberg [2][kritisiert die militärischen Konzepte], die versagt hätten, die
       Region zu stabilisieren.
       
       In den vergangenen Jahren seien viele Hunderte Millionen in den Aufbau
       militärischer Strukturen gesteckt worden. „Der Erfolg dieser militärischen
       Ausbildungs- und Unterstützungskonzepte ist aber gleich null“, so Forberg.
       Der Schwerpunkt müsse auf lokale Friedensinitiativen gesetzt werden. (mit
       Agenturen)
       
       20 Oct 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Katrin Gänsler
       
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