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       # taz.de -- Krieg in Libyen: Dauerhafte Waffenruhe vereinbart
       
       > Die UN-Gesandte spricht von einer „historischer Errungenschaft“: Die
       > rivalisierenden Lager in Libyen haben sich auf einen Waffenstillstand
       > verständigt.
       
   IMG Bild: Hoffentlich bald Geschichte: Scharfschützen in Sirte, Libyen, im September 2016
       
       Genf ap | Im kriegszerrütteten Libyen sollen die Waffen dauerhaft
       schweigen. Die beiden Konfliktparteien hätten einen Waffenstillstand
       vereinbart, teilte die UN-Gesandte für Libyen, Stephanie Turco Williams, in
       Genf mit. Militärvertreter der rivalisierenden Lager nahmen dort am Freitag
       an einer Zeremonie teil, bei der das Abkommen unterzeichnet wurde.
       Letzteres wurde von den UN als „historische Errungenschaft“ bezeichnet.
       
       In dieser Woche hatte die UN-Beauftragte zwischen den beiden Seiten
       vermittelt. Nach Genf kamen je fünf Militärvertreter beider Lager in
       Libyen, das zwischen einer international anerkannten Regierung in der
       Hauptstadt Tripolis und einer rivalisierenden Führung im Osten des Landes
       geteilt ist. Beide Seiten werden jeweils von einer Reihe verschiedener
       örtlicher Milizen sowie regionalen und ausländischen Mächten gestützt. In
       Chaos und Bürgerkrieg stürzte Libyen nach einem mit Nato-Hilfe erfolgten
       Aufstand, der 2011 zum Sturz und Tod des langjährigen [1][Machthabers
       Muammar al-Gaddafi] führte.
       
       Das Treffen in Genf war die vierte Runde der sogenannten gemeinsamen
       5+5-Verhandlungen der Militärvertreter. Sie diente als Vorbereitung für
       Gespräche über [2][Libyens politische Zukunf]t, die im November in Tunesien
       beginnen sollen. Diese Verhandlungen sollen dann den Weg für einen
       einheitlichen Rahmenplan für Regierungsführung und nationale Wahlen in
       Libyen ebnen, wie die UN-Mission ankündigte.
       
       Die nun erzielte Waffenruhe sei „ein wichtiger Wendepunkt hin zu Frieden
       und Stabilität“ in dem nordafrikanischen Land, erklärte Williams. Der Pfad
       zum dauerhaften Waffenstillstand sei oft lang und schwierig gewesen. In den
       kommenden Tagen und Wochen liege vor den Akteuren aber noch viel Arbeit, um
       die Zusagen in dem Abkommen auch umzusetzen. Es gelte, das Leid der Libyer
       zu beenden und jenen, die durch den Konflikt vertrieben worden seien, eine
       Rückkehr in ihre Häuser zu ermöglichen.
       
       Ali Abuschahma, Kommandeur der von den UN unterstützten Regierung in
       Tripolis und Delegationschef, ergänzte: „Wir hatten genug Leid, genug
       Blutvergießen. Wir hoffen, das Elend in all den Territorien in Libyen
       umkehren zu können, vor allem im Süden.“ Abuschahma forderte seine
       Landsleute zudem zur Eintracht auf und warnte vor der Gefahr einer
       Zersplitterung im Inneren.
       
       ## Gegen Hass in den Medien
       
       Zuletzt hatten sich die Unterhändler beider Seiten schon auf Schritte
       verständigt, die sich „direkt auf Leben und Wohlergehen des libyschen
       Volkes auswirken“ sollen, wie Williams am Mittwoch sagte. So wurde eine
       Öffnung von Straßen- und Flugverbindungen im Land vereinbart. Die
       Konfliktparteien wollen zudem gegen Hetze und Hass in libyschen Medien
       vorgehen. Zudem gab es einen Konsens, die für die Wirtschaft des Landes so
       wichtige Ölindustrie wieder in Gang zu bringen.
       
       Das weithin geschätzte libysche Leichtrohöl gilt seit langem als wichtiger
       Faktor im Bürgerkrieg. Rivalisierende Milizen und ausländische Mächte
       ringen um die Kontrolle der größten Ölreserven in Afrika.
       
       Über Monate hinweg wurde die Ölförderung von mächtigen Volksgruppen
       blockiert, die mit dem abtrünnigen General Chalifa Haftar verbündet sind,
       dem Anführer der Truppen in Ostlibyen. Im September wurde die Ölproduktion
       aber wieder hochgefahren, nachdem sich die verfeindeten Seiten vorläufig
       auf einen Gefangenenaustausch und eine Öffnung der Luft- und Landrouten im
       ganzen Land geeinigt hatten.
       
       23 Oct 2020
       
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