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       # taz.de -- Demokratiebewegung in Thailand: Nicht einschüchtern lassen
       
       > Thailands junge Generation demonstriert weiter gegen das Regime. Nach
       > Ablauf eines Ultimatums an das Regime werden weitere Spannungen
       > befürchtet.
       
   IMG Bild: Bunt und Pro-Demokratisch: Aktivist*innen bei einem Protestmarsch in Bangkok
       
       Berlin taz Sie halten Porträtbilder verhafteter Protestführer*innen in die
       Höhe und verlangen deren Freilassung: Etwa 2.000 Demonstrierende haben sich
       laut Nachrichtenagentur AP am Freitagabend vor dem „Bangkok Remand Prison“
       versammelt.
       
       Zu dem Zeitpunkt war nur einer der Festgenommenen freigelassen worden.
       Dieser kündigte erneut an, man werde [1][Prayut Chan-ocha] aus dem Amt
       jagen. Die von der Jugend [2][initiierte pro-demokratische Bewegung], die
       seit Monaten demonstriert, hat dem thailändischen Premierminister und
       einstigen Putschisten ein Ultimatum bis zum späten Samstagabend gestellt.
       Außer Prayuts Rücktritt fordert sie eine Änderung der umstrittenen
       Verfassung sowie eine Reform der Monarchie.
       
       ## Weiter Repressionen gegen Systemkritiker*innen
       
       Indes denkt das Regime nicht daran, den Protestierenden nachzugeben. Den am
       15. Oktober verschärften Ausnahmezustand hob Prayut zwar wieder auf. Aber
       die systematischen Repressionen gegen Kritiker*innen gehen weiter. Kurz
       nach seiner Ansprache vom Mittwoch, 21. Oktober, in der er sich als
       dialogbereit inszenierte, gab es neue Verhaftungen. Ausgerechnet Prayut,
       der als damaliger Armeechef den Putsch vom Mai 2014 angeführt hatte und
       nach den manipulierten Wahlen im März 2019 als Premierminister bestätigt
       worden war, beruft sich auf rechtsstaatliche Prinzipien. Kurz vor Ablauf
       des Ultimatums verwies sein Büro auf die nächste Woche: Ab Montag komme das
       Parlament zu einer Sondersitzung zusammen, um über die politische Lage zu
       debattieren.
       
       „Ein sehr wichtiger Teil dessen, was jeden Thai zu einem Thai macht, sind
       unsere Institutionen – verwurzelt in unserer Kultur und in Jahrhunderten
       von Tradition und Werten“, hatte Prayut zudem erklärt und damit wenig
       verbrämt auf die Stellung des Palastes verwiesen. Es war denn auch die
       Monarchie, die seinem Regime Mitte vergangener Woche als Vorwand gedient
       hatte, den seit März geltenden „Coronanotstand“ zu verschärfen: Einer
       Gruppe Demonstranten wird zu Unrecht vorgeworfen, einen Wagen der
       königlichen Autokolonne, in dem Königin Suthida und ihr [3][Stiefsohn Prinz
       Dipangkorn] saßen, blockiert zu haben. Mittlerweile werden drei Aktivisten
       – ebenfalls zu Unrecht – beschuldigt, die Königin gefährdet zu haben. Ihnen
       droht lebenslange Haft.
       
       Die Tatsache, dass das Militär seine Putsche stets mit dem Schutz des
       Königshauses rechtfertigte und der Palast wiederum Staatsstreiche
       abgesegnete, ist eines der Grundübel des Landes. Dass auch Ultra-Royalisten
       mobil machen, war absehbar – erste Zusammenstöße gab es bereits.
       
       Weiter angefacht werden die Spannungen gewiss durch eine Reaktion des
       unpopulären Königs Vajiralongkorn, der meist in Bayern residiert und nur zu
       einer seiner Stippvisiten in seine Heimat gereist ist: So kursiert ein
       Video vom Freitagabend, auf dem Vajiralongkorn offenbar einem Royalisten
       für dessen Loyalität dankte: Der Mann hatte pro-demokratische
       Demonstrant*innen konfrontiert, indem er ein Porträt des 2016 verstorbenen
       Königs Bhumibol Adulyadej und seiner Frau Sirikit in die Höhe gehalten
       hatte. Die Geste Vajiralongkorns wird klar als Rückendeckung für das
       royalistisch-reaktionäre Lager gewertet.
       
       24 Oct 2020
       
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