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       # taz.de -- Coronamutation bei Nerzen: Ein Desaster und ein Skandal
       
       > In Dänemark werden aus Angst vor einer Coronamutation 17 Millionen Nerze
       > getötet. Skandalös ist nicht die Notschlachtung, sondern die Zucht an
       > sich.
       
   IMG Bild: Schlechte Chancen für Nerze: Die einen werden in Pelzfarmen getötet die anderen stehen kurz vor dem Aussterben
       
       Die Kritiker der Coronamaßnahmen hätten unter Nerzen in Dänemark derzeit
       sicherlich einen guten Stand. In über 200 der rund [1][1.200 Pelztierfarmen
       des Landes wurde das Virus nachgewiese]n. Dort mutierte es in den Tieren
       und ist in mindestens 12 Fällen wieder auf den Menschen übergesprungen. Die
       Folgen könnten verheerend sein: Da alle in der Entwicklung befindlichen
       Impfstoffe auf die alte Form des neuartigen Virus zielen, könnten sie bei
       der noch neueren Mutante wirkungslos bleiben – die sich dann wieder
       ungebremst ausbreiten könnte.
       
       Deshalb hat die dänische Regierung nun ganze Regionen in Jütland unter
       einen strengen Lockdown gestellt und das Todesurteil über die dort
       gehaltenen Nerze gefällt. [2][Alle 17 Millionen Tiere werden vergast und
       dann verfeuert.] Ein Tierschutzskandal?
       
       Ja, aber nicht wegen der unvermeidbaren Notschlachtung, sondern weil die
       Nerze überhaupt in Massentierhaltung gezüchtet werden. Die
       Haltungsbedingungen in weitgehend nackten Käfigen in viel zu großer Dichte
       sind nicht nur alles andere als artgerecht, sie begünstigen auch die
       Ausbreitung von Krankheitserregern wie eben dem Coronavirus.
       
       Tierschützer stoßen sich schon lange an diesen Pelztierfarmen.
       „Tierbefreier“ allerdings hielten es über Jahrzehnte für eine gute Idee,
       dort immer wieder einzubrechen und die Nerze freizulassen. Doch die auf
       Farmen gezüchtete Art ist der Amerikanische Nerz. Er ist größer und
       robuster als sein europäisches Pendant, das daher in freier Natur zunehmend
       von den Eindringlingen verdrängt wird.
       
       Leider mangelt es Mardern zudem an Problembewusstsein in Sachen Lookism.
       Die Girls des Europäischen Nerzes stehen auf die Machotypen aus Übersee und
       paaren sich lieber mit ihnen als mit den Schwächlingen aus der Alten Welt.
       Da die beiden Arten aber miteinander gar nicht fruchtbar sind, steht der
       Europäische Nerz inzwischen kurz vor dem Aussterben.
       
       Ein Desaster in alle Richtungen also. [3][Während Bild-Chef Julian Reichelt
       über die bösen Chinesen] mit ihren unverantwortlichen Tiermärkten hetzt,
       haben wir in Europa einen nicht minder wirkungsvollen Infektionsherd
       geschaffen.
       
       Womöglich kann Donald Trump dann bald vom dänischen statt vom chinesischen
       Virus twittern. Das allerdings vom Amerikanischen Nerz stammt – der in
       Europa für die Nachfrage nach Pelzen vor allem auf dem chinesischen Markt
       gezüchtet wird. Es läuft einfach nicht rund zwischen Mensch und Nerz.
       
       6 Nov 2020
       
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