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       # taz.de -- Digitales US-Netzwerk „Parler“: Hetzer suchen neues Zuhause
       
       > Das digitale Netzwerk Parler präsentiert sich als Alternative zu Twitter.
       > Vertreten sind dort vor allem rechte Verschwörungsideolog*innen.
       
   IMG Bild: Vom Netz auf die Straße? Bewaffnete Trump-Fans am Sonntag in Pennsylvania vor dem Capitol
       
       Die Grundhaltung bei Parler zeigt sich schon in den Rezensionen: „Achtung,
       die vielen negativen Bewertungen kommen vom linksextremen faschistischen
       Hass-Mob“, [1][schreibt ein Nutzer in Googles Play Store]. Parler ist ein
       2018 gegründetes Start-up, das sich selbst als „einziger Dienst“ versteht,
       der „die in der US-Verfassung garantierte Meinungsfreiheit gewährt“.
       
       Vor zwei Jahren zählte die App noch 60.000 Mitglieder. [2][Laut Angaben des
       US-amerikanischen Onlinemagazins The Verge] hat die Plattform in diesem
       Jahr vier Millionen User*innen dazugewonnen, davon eine Million seit der
       US-Wahl.
       
       Ein Blick auf die bekanntesten Accounts von Parler zeigt die üblichen
       Verdächtigen: den rechten brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro,
       [3][der Maskentragen in der Coronapandemie verspottet], Eric Trump, der den
       von seinem Vater geschaffenen [4][Mythos des Wahlbetrugs weiter befeuert],
       oder die „Identitäre Bewegung“, die [5][auf Twitter gesperrt ist].
       
       Dass diese vermeintliche „Meinungsfreiheit“ auf Parler nichts anderes ist
       als ein Freibrief für Hetze und Rassismus ohne Widerspruch und
       Konsequenzen, sollte klar sein. Weil Twitter und Facebook strenger
       moderieren und User*innen bannen, suchen sich rechte Akteur*innen neue
       Kanäle.
       
       Doch selbst der Plattform für „Meinungsfreiheit“ scheinen die rechten Posts
       zu viel geworden zu sein. So musste Parler kürzlich [6][die Richtlinien
       aktualisieren]. Verboten sind nun auch Doxing, Spam oder Gewaltaufrufe.
       Doch nur weil diese Regeln existieren, werden sich User*innen womöglich
       nicht daran halten.
       
       ## Twitter und Facebook? Angebliche „Hüter der Wahrheit“
       
       Der Dienst mit Sitz in Las Vegas versucht sich nicht nur räumlich [7][von
       den Unternehmen im Silicon Valley] abzugrenzen. CEO John Matze,
       Trump-Unterstützer und Waffenfan, bezeichnet sie als „Techno-Faschisten“,
       als „Hüter der Wahrheit“. Matze spielt dabei [8][auf die konsequentere
       Moderation] der Inhalte auf Twitter und Facebook an.
       
       So hatte Facebooks Gründer Mark Zuckerberg lange Zeit damit geworben, die
       Meinungsfreiheit nicht zu beschneiden, was QAnon-Anhänger*innen und rechte
       Ideolog*innen für ihre Agenda nutzten. Der Aufstieg Parlers lässt sich auch
       als Erfolg von Facebook und Twitter bewerten, [9][die ihre Richtlinien
       endlich konsequent umsetzen].
       
       Eine wirkliche Twitteralternative ist indes die Open Source Software
       Mastodon. User*innen versuchen auf der dezentralen Plattform, [10][gegen
       Rechtsextreme vorzugehen].
       
       10 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://play.google.com/store/apps/details?id=com.parler.parler&hl=de&gl=US&showAllReviews=true
   DIR [2] https://www.theverge.com/2020/11/9/21557219/parler-conservative-app-download-new-users-moderation-bias
   DIR [3] /Brasiliens-Praesident-Bolsonaro-hat-Covid-19/!5698551/
   DIR [4] /Trump-droht-Niederlage-bei-der-US-Wahl/!5726375/
   DIR [5] /Twitter-sperrt-rechtsextreme-Accounts/!5698957/
   DIR [6] https://legal.parler.com/documents/guidelines.pdf
   DIR [7] /Silicon-Valley/!t5014271/
   DIR [8] /Facebook-und-Trump/!5705681/
   DIR [9] /Facebook-verbannt-QAnon-Gruppen/!5716259/
   DIR [10] https://www.woxx.lu/rechtsextreme-und-open-source-software-kampf-um-das-fediverse/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Denis Giessler
       
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