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       # taz.de -- Hygieneauflagen für Wasserspender: Niemand zuständig
       
       > Die neuen Wasserspender an Hamburgs Schulen seien kein Corona-Risiko,
       > sagt der Senator. Stimmt das? Das Gesundheitsamt nimmt die Geräte nicht
       > ab.
       
   IMG Bild: Läuft doch! Schulsenator Ties Rabe bei einer Trinkwasserspender-Einweihung Ende Oktober in Hamburg
       
       Hamburg taz | Ein kurzer NDR-Beitrag ließ Frank P. stutzig werden: An der
       Schule Hasselbrook nahm Schulsenator Ties Rabe (SPD) Ende Oktober [1][einen
       Wasserspender in Betrieb]. Neben ihm stehen Kinder an, um ihre Flaschen zu
       füllen. Ein Junge hält die Öffnung an den Wasserauslauf – und fasst mit den
       Fingern ans Gerät. „Wir sind in der Pandemie“, empört sich P., „die
       Wasserabfüllung muss kontaktlos sein.“
       
       Er kenne sich aus, sei früher als Techniker in Einkaufszentren tätig
       gewesen, sagt P., der seinen ganzen Namen nicht in der Zeitung sehen
       möchte. Seine Bedenken: An dem Gerät, wie es die Stadt nun an 130
       Grundschulen aufstellen will, sei der Wasserauslauf frei zugänglich, das
       wäre etwa in Sportclubs nicht erlaubt. Im NDR-Bericht heißt es, ein
       Coronarisiko sehe die Schulbehörde in den Spendern nicht. Dann spricht
       Senator Rabe: Die Spender hätten einen „Keimfilter“, der eine
       Krankheitsübertragung verhindere.
       
       Aufgestellt werden die Geräte von Hamburg Wasser. Seine Trinkwassersäulen
       an der Außenalster indes hat der städtische Versorger im April nicht wie
       sonst aus dem Winterschlaf geholt. Das sei auf Empfehlung der
       Gesundheitsbehörde hin passiert, sagt Unternehmenssprecherin Sabrina
       Schmalz. Den Betrieb der Spender an den Schulen wiederum verantworte die
       Schulbehörde. Die Geräte hätten eine „thermische Keimsperre“, denn sie
       erhitzten sich auf 100 Grad. Überhaupt werde Corona nicht durch Trinkwasser
       übertragen.
       
       Könnte das Virus nicht aber von außen kommend übertragen werden, von der
       einen Flasche – oder auch Hand – auf die andere? Dazu sagt
       Schulbehördensprecher Peter Albrecht, „Schmierinfektionen“ spielten bei
       Covid-19 keine Rolle. „Insofern sehen wir hier keine relevante
       Gefahrenquelle.“
       
       ## Gesundheitsamt ist Außen vor
       
       Allerdings schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer
       [2][frischen Stellungnahme], Covid-19-Übertragung durch Kontakt- oder
       Schmierinfektion könne „nicht ausgeschlossen werden“. Würden
       Trinkwasserspender von mehreren Kindern nacheinander benutzt, sei auf
       „hygienische Bedienung“ und die „derzeit übliche erhöhte Händehygiene“ zu
       achten, sagt ein Sprecher. Besser wäre es demnach, wenn geschultes Personal
       das Wasser ausgeben würde.
       
       Schon 2017 hatte sich das in Berlin ansässige Institut [3][zu
       Wasserspendern] geäußert: Wegen der Hygiene seien Geräte zu bevorzugen, die
       „keinen frei zugänglichen Wasser-Auslaufhahn“ besitzen. Dies gelte
       besonders für Orte, an denen sich Kinder aufhalten, sowie für Spender am
       Leitungsnetz.
       
       Hamburg Wasser erklärt, bei den Grundschulgeräten liege der Hahn hinter
       einer Schutzhülle; nur die sei zu sehen. Aber sie kann auch angefasst
       werden: Die taz schickte dem BfR ein Foto des Geräts mit der Frage, ob die
       Konstruktion der Empfehlung genüge. Antwort: Gerätetypen könne das BfR
       nicht beurteilen, es sei das zuständige Gesundheitsamt zu befragen.
       
       Auch das tat die taz und wurde von der Gesundheitsbehörde ans Bezirksamt
       Altona verwiesen. Antwort von dort: Die Geräte werden nicht vom
       Gesundheitsamt abgenommen. Laut einem Sprecher gibt es keine Vorgabe, ob
       die Auslaufstelle abgedeckt sein muss. Entscheidend sei die
       „Trinkwasserverordnung“, in der dazu aber nichts steht. „Die ist dafür
       nicht zuständig“, sagt Frank P., den „ärgert, dass die Stadt sich selbst
       nicht kontrolliert“.
       
       Und was ist mit dem Rat des BfR, Wasser durch Erwachsene austeilen zu
       lassen? „Nicht vorgesehen“, sagt Behördensprecher Albrecht. Ein Blick in
       den „Musterhygieneplan“ zeigt immerhin, dass es Empfehlungen für
       Wasserspender gibt: Die Kinder sollen Hände waschen, ehe sie die Knöpfe
       drücken. Und diese sollen mehrfach am Tag gereinigt werden.
       
       10 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburger-Grundschulen-bekommen-Trinkwasserspender,wasserspender102.html
   DIR [2] https://www.bfr.bund.de/de/kann_das_neuartige_coronavirus_ueber_lebensmittel_und_gegenstaende_uebertragen_werden_-244062.html
   DIR [3] https://www.bfr.bund.de/cm/350/hygienischer-betrieb-von-freistehenden-wasserspendern.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
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