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       # taz.de -- Gewalt vor Wahlen in Tansania: Tote und Festnahmen auf Sansibar
       
       > Kurz vor den Wahlen in Tansania schlägt der bislang friedliche Wahlkampf
       > doch noch in Gewalt um. Brennpunkt ist der halbautonome Teilstaat
       > Sansibar.
       
   IMG Bild: Auf Sansibar durften die Sicherheitskräfte bereits am Dienstag wählen – zum Ärger der Opposition
       
       Daressalam taz | Wahlen sollen eigentlich eine Alternative zu Bürgerkrieg
       sein, aber in immer mehr afrikanischen Ländern werden sie eine Frage von
       Leben und Tod. Tansania ist da keine Ausnahme. Überschattet von Gewalt
       haben die 29 Millionen Wahlberechtigten unter den 60 Millionen Einwohnern
       von Tansania am Mittwoch einen neuen Präsidenten gewählt. Die am längsten
       regierende Partei Afrikas, die seit der Unabhängigkeit 1961 regierende
       Partei der Revolution (CCM), sucht eine zweite Amtszeit für [1][Amtsinhaber
       John Magufuli].
       
       Auf dem autonomen Archipel [2][Sansibar], das zusammen mit dem
       Festlandlandgebiet Tanganyika den Staat Tansania bildet und einen eigenen
       Präsidenten wählt, wurden am Dienstag nach Oppositionsangaben 10 Menschen
       erschossen. Seif Sharif Hamad, der 77-jährige Präsidentschaftskandidat der
       oppositionellen Allianz für Wandel und Transparenz (ACT-Wazalendo) für
       Sansibar, wurde an einem Wahllokal auf der Insel Unguja festgenommen, als
       er seine Stimme abgeben wollte.
       
       Die Wahllokale auf Sansibar öffneten bereits am Dienstag für
       Sicherheitspersonal und Wahlhelfer, nicht aber für andere Wähler wie Hamad.
       Aus Sicht der Opposition ist diese Frühwahlmöglichkeit für ausgewählte
       Staatsdiener ein Fälschungsinstrument; sie rief daher dazu auf, am Dienstag
       ebenfalls zu den Wahllokalen zu gehen.
       
       Die Polizei ging gegen Hamads Anhänger mit Tränengas vor und eröffnete nach
       Oppositionsangaben auch das Feuer; mindestens ein Mensch starb. Bereits am
       Montagabend waren auf der Insel Pemba laut Opposition neun Menschen
       erschossen worden. Die Polizei dementiert dies.
       
       ## Internationale Sorge nimmt zu
       
       Der 77-jährige Hamad und seine Partei treten für die Unabhängigkeit
       Sansibars von Tansania ein. Der langjährige Oppositionelle tritt auf
       Sansibar gegen den 54-jährigen Hussein Ali Mwinyi an, Sohn des tansanischen
       Expräsidenten [3][Ali Hassan Mwinyi] und CCM-Kandidat. Der amtierende
       Präsident Sansibars, Ali Mohamed Shein, ist nach zwei Amtszeiten nicht mehr
       wählbar.
       
       Donald Wright, US-Botschafter in Tansania, äußerte seine Sorge über die
       Lage. „Ich bin alarmiert über die Berichte aus Sansibar und anderswo über
       Gewalt, Tote und Festnahmen“, erklärte er. „Es ist noch nicht zu spät, um
       weiteres Blutvergießen zu vermeiden.“
       
       Auch UN-Generalsekretär Antonio Guterres rief alle politischen Führer des
       Landes dazu auf, für friedliche und faire Wahlen zu sorgen. Die Regierung
       müsse „ein sicheres Umfeld gewährleisten, das Tansaniern ermöglicht, ihre
       Bürgerrechte auszuüben“, sagte Guterres.
       
       Oppositionelle warfen derweil der Regierung vor, mit Einschränkungen des
       Internets die freie Kommunikation zu stören. SMS-Massenversand, ein
       verbreitetes Kommunikationsmittel in dem riesigen Land, ist seit 24.
       Oktober bis 11. November [4][auf Anordnung der tansanischen
       Telekommunikationsbehörde TCRA ausgesetzt].
       
       28 Oct 2020
       
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