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       # taz.de -- Antisemitismusvorwürfe gegen Corbyn: Labour-Partei schließt Corbyn aus
       
       > Dem ehemaligen Chef der britischen Labour-Partei wurde vorgeworfen,
       > Antisemitismus in den eigenen Reihen zu dulden. Jetzt wird seine
       > Mitgliedschaft ausgesetzt.
       
   IMG Bild: Ausgeredet: Jeremy Corbyn bei einem Beitrag vor dem britischen Abgeordnetenhaus im Januar 2019
       
       London dpa | Der frühere britische Labour-Chef Jeremy Corbyn ist am
       Donnerstag im Streit um antisemitische Tendenzen von seiner Partei
       ausgeschlossen worden. Zuvor hatte ein Untersuchungsbericht festgestellt,
       dass die Partei und ihr Ex-Chef Diskriminierung gegen Juden zugelassen
       hätten. Der Alt-Linke Corbyn hatte die Vorwürfe in weiten Teilen umgehend
       zurückgewiesen. Ein Parteisprecher sagte, die Entscheidung sei aufgrund der
       Reaktion getroffen worden. Unklar war zunächst, ob der Parteiausschluss
       noch überprüft wird.
       
       Es habe Schikanen und Diskriminierungen gegeben, hatte zuvor die
       unabhängige britische Kommission für Gleichheit und Menschenrechte (EHRC)
       in ihrem Bericht mitgeteilt. Besonders in der Kritik steht in dem Report
       auch Corbyn, der von 2015 bis 2020 Chef der Partei war. Im April 2020 wurde
       der 71-Jährige von Keir Starmer abgelöst.
       
       Es habe „unentschuldbare Fehler“ gegeben, die auf einen Mangel an
       Bereitschaft zur Bekämpfung des Antisemitismus zurückzuführen seien, sagte
       die Vorsitzende der unabhängigen Kommission, Caroline Waters.
       
       Corbyn wollte nicht alle Vorwürfe gelten lassen. Er sei „immer entschlossen
       gewesen, alle Formen des Rassismus zu beseitigen“. Er bedauere aber, dass
       der Wandel so lange gedauert habe. Sein Nachfolger Starmer sprach von einem
       „Tag der Schande“ für Labour. Die Partei muss nun binnen sechs Wochen einen
       Aktionsplan vorlegen.
       
       Seit Jahren werfen Kritiker den britischen Sozialdemokraten antisemitische
       Tendenzen – etwa in Beiträgen in sozialen Medien – vor. Mehrere Abgeordnete
       verließen aus Protest die Partei. 2018 räumte Corbyn ein, dass
       Disziplinarverfahren gegen antisemitische Parteimitglieder zu langsam und
       zaghaft betrieben worden seien.
       
       Corbyn stand auch selbst häufig in der Kritik. So hatte er sich geweigert,
       sich bei Juden für antisemitische Tendenzen in seiner Partei zu
       entschuldigen. Kritiker warfen dem Alt-Linken auch eine einseitige
       Unterstützung der Palästinenser im Nahostkonflikt vor. Noch bevor er
       Labour-Chef wurde, bezeichnete er laut britischen Medien die im
       Gazastreifen herrschende Hamas, die unter anderem von der EU als
       Terrororganisation eingestuft wird, als „Freunde“.
       
       29 Oct 2020
       
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