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       # taz.de -- Streit um Wahl zum CDU-Vorsitz: Versöhnung ohne Parteitag
       
       > Laschet, Merz und Röttgen, die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz, haben
       > sich geeinigt. Der abgesagte Parteitag soll nun Mitte Januar stattfinden.
       
   IMG Bild: Haben sich geeinigt: CDU-Vorsitzkandidaten Laschet, Merz und Röttgen
       
       Berlin dpa/reuters | Die CDU hat ihren Streit um den Zeitplan für die Wahl
       eines neuen Vorsitzenden beigelegt. Die drei Bewerber Armin Laschet,
       Friedrich Merz und Norbert Röttgen einigten sich „nach intensiver
       Beratung“, den Bundesvorstand um die Durchführung eines Parteitags Mitte
       Januar 2021 zu bitten, teilte CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak, am
       Samstagabend auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit.
       
       „Die Kandidaten präferieren einen zentralen Präsenzparteitag“, schrieb
       Ziemiak. „Wenn das und auch ein dezentraler Präsenzparteitag nicht möglich
       sein sollten, plädieren sie für einen Online-Parteitag mit digitaler Wahl
       des Bundesvorstandes.“ Diese Wahl soll anschließend durch eine einmalige
       schriftliche Schlussabstimmung bestätigt werden. Über das Verfahren im
       Einzelnen sowie die rechtlichen und technischen Fragen soll laut Ziemiak
       abschließend in der CDU-Vorstandssitzung am 14. Dezember entschieden
       werden.
       
       Merz, Laschet und Röttgen hatten sich nach Informationen der Deutschen
       Presse-Agentur bei mehreren Schaltkonferenzen am Freitag und Samstag auf
       die Einigung verständigt. Damit haben sie der Partei vorerst eine weitere
       Zerreißprobe im Machtkampf um die Nachfolge von Parteichefin Annegret
       Kramp-Karrenbauer erspart.
       
       Die CDU hatte vor kurzem wegen der steigenden Corona-Infektionen den
       eigentlich für den 4. Dezember geplanten Bundesparteitag in Stuttgart
       [1][auf das Jahr 2021 verschoben]. Merz hatte daraufhin auf eine Lösung der
       Vorsitzfrage noch in diesem Jahr gepocht. Zugleich warf er Teilen des
       „Parteiestablishments“ wegen der Absage vor, [2][ihn verhindern zu wollen].
       Der „Welt“ sagte er, er habe „ganz klare, eindeutige Hinweise darauf, dass
       Armin Laschet die Devise ausgegeben hat: Er brauche mehr Zeit, um seine
       Performance zu verbessern.“ CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer wies die
       Thesen von Merz deutlich zurück und warnte vor Verschwörungstheorien.
       
       Rein digitale Abstimmung rechtlich noch nicht möglich 
       
       Der Parteitag könnte nach der Einigung der drei Bewerber am 16. Januar
       stattfinden. Dass das Treffen der 1.001 Delegierten angesichts der
       grassierenden Coronapandemie doch noch an einem zentralen Ort organisiert
       werden kann, galt in der CDU zuletzt als unwahrscheinlich. Ein
       Online-Parteitag mit einer rein digitalen Abstimmung ist derzeit rechtlich
       noch nicht möglich. Es wird aber geprüft, ob und wie in den nächsten Wochen
       eine parlamentarische Einigkeit über ein solches Vorgehen hergestellt
       werden kann.
       
       So rief Kramp-Karrenbauer die anderen Parteien auf, an einer Änderung des
       Grundgesetzes mitzuwirken, um in Coronazeiten einen Parteivorstand auch
       online wählen zu können. „Die sicherste Form wäre eine Grundgesetzänderung,
       die für die Zukunft digitale Wahlen möglich macht“, sagte sie dem
       „Spiegel“. „Alle sind betroffen. Deswegen appelliere ich an alle: Lasst uns
       das gemeinsam hinbekommen.“
       
       Zudem war in den vergangenen Wochen auch noch über andere Varianten zur
       Vorsitzendenwahl nachgedacht worden. Eine Möglichkeit war, dass Delegierte
       an mehreren Orten zusammenkommen und per Urnenwahl abstimmen. Auch dieses
       Modell ist stark von der Pandemie-Entwicklung abhängig und wurde deshalb
       intern als unsicher bewertet.
       
       Eine weitere Variante wäre ein digitaler Parteitag mit anschließender
       Briefwahl. Auch hier gab es intern Bedenken, da davon ausgegangen wird,
       dass ein solcher Modus wegen möglicher Stichwahlen und des langen
       Postverkehrs bis zu zweieinhalb Monate dauern könnte. Dieses quälende
       Verfahren könnte die Wahlkämpfe vor den wichtigen Landtagswahlen in
       Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz am 14. März beeinträchtigen, die als
       erste Gradmesser für die Stimmung im Land vor der Bundestagswahl im
       September gelten.
       
       Freundliche Töne auf Twitter 
       
       Alle drei Kandidaten reagierten am Samstagabend auch auf Twitter. „Das
       Wichtigste in diesen Tagen ist für uns, das Land gut durch die
       Coronapandemie zu bringen“, schrieb Laschet. Deshalb sei entschieden
       worden, den Parteitag zu verschieben. „Wir brauchen aber Klarheit für das
       neue Jahr. Dem dient unser gemeinsamer Vorschlag.“ Merz twitterte: „Ich
       begrüße die Einigung auf einen Parteitag Mitte Januar 2021 sehr. Es ist ein
       guter Kompromiss, auf den wir uns heute verständigt haben.“
       
       Und Röttgen schrieb in dem Kurznachrichtendienst: „Es freut mich sehr, dass
       wir gemeinsam zu einer guten Lösung für den Bundesparteitag gekommen sind,
       sodass dieser im Januar stattfinden kann. Wir müssen unsere Führungsfrage
       zügig klären, um uns dann mit neuer Kraft auf die anstehenden Wahlkämpfe zu
       konzentrieren. Das ist nun möglich!“
       
       1 Nov 2020
       
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