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       # taz.de -- Singen in Coronapandemie: Chöre kriegen die Krise
       
       > In der Coronapandemie steht Singen unter Verdacht der gefährlichen
       > Aerosol- und Tröpfchenbildung. Kann man dagegen ansingen?
       
   IMG Bild: Der Berliner Rundfunkchor probt mit Chefdirigent Gijs Leenaars im großen Sendesaal
       
       Zart und leise heben die Männer- und Frauenstimmen im Tutti an, es ist ein
       melodisches Wogen zwischen piano und pianissimo, über das sich bald die
       klare Tenorstimme von Joo-hoon Shin legt. Der Solist des [1][Berliner
       Rundfunkchors] steht im weißen Pulli am linken Bühnenrand des Großen
       Sendesaals des Senders Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Neben dem Sänger
       auf der Bühne spielt kein Orchester. Stattdessen sitzen dort seine
       Mitsänger, Tenöre und Bässe, jeder mit gebührendem Abstand auf einem Stuhl.
       Unten im Zuschauerraum stehen oder sitzen die Sängerinnen – Alt- und
       Sopranstimmen auf oder zwischen den Stuhlreihen. In ihrer Mitte ein
       improvisiertes Regiepult auf einer Holzplatte, die quer über den Sitzreihen
       liegt, wo Chefdirigent Gijs Leenaars vor einem E-Piano sitzt.
       
       Der Rundfunkchor Berlin probt fürs Weihnachtskonzert: Sergei
       [2][Rachmaninoff]s „Allnächtliche Wache“ aus dem Jahr 1915, ein
       liturgisches Stück in altslawischer Sprache. Anspruchsvoll. Im ersten Rang
       sitzt Maria Dribinsky, die russische Sprachtrainerin, die hier und da die
       Aussprache korrigiert. Das g – der Konsonant – sei beim Alt im Rachen zu
       hoch angesetzt. „Wisst ihr, was ihr singt?“, fragt Gijs Leenaars den Tenor.
       „Die Tränen und die Myrte muss man sehen“, er singt die Tränen weich vor,
       „danach kann wieder konkrete Erzählung kommen.“ Der Chor singt die Passage
       aus der Nummer 9 nochmals. „Wie war’s?“ fragt der Dirigent die
       Sprachtrainerin. – „Genial.“
       
       Die Nummer 5 und später die Nummer 9 aus der „Wache“ werden einmal
       durchgesungen, dann in Passagen und Einzelstimmen auseinandergenommen,
       wieder zusammengesetzt. Nach 30 Minuten Probe ist Pause, es wird gelüftet,
       die Wege, wer wo wie (nämlich allein) sein Pausenbrot verzehren oder die
       Toilette benutzen kann, sind auf Boden oder Türen markiert. Ein
       Einbahnstraßensystem. Links vom Sendesaal geht es herein, rechts heraus.
       
       Kaum zu glauben, dass in diesen Zeiten überhaupt eine Tutti-Probe mit 63
       Sänger*innen möglich ist. Der über 1.200 Quadratmeter große Sendesaal des
       RBB mit einer Deckenhöhe von elf Metern macht es möglich, so viele Menschen
       mit zwei Metern Abstand und versetzt zu platzieren. Doch für Publikum oder
       Orchester wäre kein Raum mehr. Den Rachmaninoff, ohnehin geplant, haben sie
       als A-cappella-Stück deswegen vorgezogen.
       
       ## Premiere im Dezember – oder auch nicht
       
       Das Konzert soll, man will optimistisch bleiben, vor Publikum im Dezember
       im Berliner Dom stattfinden. Es ist dies der Ort, dessen Chor den ersten
       Chor-Corona-Skandal ausgelöst hatte. 60 von 80 Mitgliedern hatten sich bei
       einer Probe der Domkantorei mit Covid-19 infiziert. Das war Anfang März und
       zu einer Zeit, als es noch keine Hygienekonzepte, Abstandsregeln und
       Lüftungsempfehlungen gab. Doch vielleicht war das Land Berlin deswegen
       besonders streng. Mehrere Monate galt allgemeines Probenverbot, länger als
       in jedem Bundesland. „Die Maßnahmen für Chöre sind wesentlich strenger als
       für Orchester“, sagt [3][Gijs Leenaars], 42, gebürtiger Niederländer, der
       seit 2015 den Rundfunkchor leitet.
       
       Zwei Tage nach der Rachmaninoff-Probe ist der zweite Shutdown beschlossene
       Sache. Anders als Amateur- und Kirchenchöre dürfen die Profis unter
       Einhaltung der Hygieneauflagen des Berliner Senats dieses Mal weiter proben
       – bloß auftreten dürfen sie nicht. „Ob es hilft, Theater und Konzertsäle zu
       schließen, wage ich zu bezweifeln“, sagt Gijs Leenaars ein paar Tage später
       in seinem Büro im Haus des Rundfunks. „Wirklich beurteilen kann ich das
       natürlich nicht, aber ich verstehe, dass die Politik ein Zeichen setzen
       will.“ Der Chor passt sich den Gegebenheiten an. Im September kam „The
       World to Come“ als Konzertparcours – eine Auseinandersetzung mit Beethovens
       „Missa solemnis“ – in einer Lagerhalle zur Uraufführung.
       
       „Die szenische Erfahrung, in unterschiedlicher Aufstellung im Raum zu
       singen, hilft uns jetzt“, sagt die Altistin Sabine Eyer in einer
       Rachmaninoff-Pause im Chorbüro. Seit 2011 singt sie fest im Rundfunkchor.
       „Die großen Abstände zwischen uns Sängern und Sängerinnen sind ein großes
       Problem. Aber man lernt damit umzugehen.“
       
       Im März, als der erste Shutdown kam, war Eyer, schwarze lange Haare,
       weinrotes Kleid, im Chorvorstand. Die 63 Festangestellten wurden in
       Kurzarbeit geschickt. „Ich fühlte mich wie vor die Wand gefahren“, sagt die
       41-Jährige. „Aber das Schlimmste war, dass wir nicht wussten, wie es
       weitergeht.“ Als der Chor Ende Mai seine Probenarbeit wieder aufnehmen
       durfte, bedeutete dies anfangs, Abstände von drei Metern nach allen Seiten,
       nach vorne sogar sechs. Wie soll man sich da gegenseitig hören? „Lieber mit
       dieser Schwierigkeit proben, als seinen Beruf nicht ausüben zu können“,
       sagt Eyer klar. Mit der Infektionsschutzverordnung für Berlin von Ende Juni
       musste der Probenbetrieb erneut eingestellt werden. Erst im August kam die
       Lockerung. Ein Hin und Her.
       
       Hat der Rundfunkchor digital geprobt? – „Nein“, sagt Eyer. Zu viel
       Zeitverzögerung, so entsteht kein gemeinsamer Klang. Masken oder
       Plexiglasscheiben? – „Masken können das Abstandhalten nicht ersetzen“, sagt
       Leenaars, so viel weiß man inzwischen über die Aerosolbildung. Und die
       Plexiglaswände schluckten Klang und reichten ohnehin nicht bis an die
       Decke, wo dann oben die Aerosole schwebten. Leenaars, ein schlaksiger Typ
       mit Brille und Jeans, hält nicht viel von Zoom-Proben: „Gut, dass es die
       gibt, aber für mich hat es wenig zu tun mit echtem Austausch.“
       
       ## Dirigieren, ohne die Sänger sehen zu können
       
       Während der Probe sitzt der Dirigent auf seiner Plattform inmitten seiner
       Sänger*innen. „Ich muss mich ständig drehen,“ sagt Gijs Leenaars, „und
       manche habe ich dann im Rücken und kann sie nicht sehen.“ Und sie ihn
       nicht. „Den Chorklang zusammenzubekommen, ist bei diesen Abständen
       superschwierig“, erklärt Leenaars. „Der Klang braucht Zeit, um vom einen
       zum anderen Ende des Raums zu gelangen.“ Seine Sänger*innen sind darauf
       trainiert, zu hören und sich einzustimmen. „Jetzt müssen sie reagieren auf
       das, was sie sehen, was ich zeige, und nicht auf das, was sie hören.“
       
       Der Berliner [4][Charité Chor] hat weniger Probleme mit digitalen Proben.
       Was bleibt ihm auch anderes übrig, da die Politik gemeinsames Singen im
       geschlossenen Raum – außer für Profis oder von Gläubigen im Gottesdienst –
       ab dem 2. November untersagt hat? Kirchenchöre haben strikt zu schweigen,
       Gospelchöre, Popchöre, Polizeichöre, Kammerchöre – an die 2.500
       Amateurchöre soll es allein in Berlin geben, rund 300 von ihnen sind im
       Chorverband Berlin organisiert.
       
       Am Mittwochabend nach dem neuen Shutdown ist ein Probenbesuch beim Charité
       Chor Berlin nur noch virtuell möglich. Es ist 19.15 Uhr; bis sich die 22
       Teilnehmenden des Abends zugeschaltet haben, ist Small Talk angesagt. „Was
       hast du heute gemacht?“ – „Was habt ihr in der Tasse?“ – „Was spielen wir
       nachher?“ Ein privates Gespräch ist so nicht möglich, aber ein digitaler
       Stammtisch, wie ihn der Charité Chor, der etwa zur Hälfte aus Studierenden
       des Fachs Medizin besteht, im Anschluss an die Probe plant.
       
       Chorleiter [5][Adrian Emans], 32, beginnt das Einsingen mit Wippen, Hüpfen,
       Springen zur Lockerung, erst dann spielt er einen Ton am Klavier an, um
       „Fallalallala“ zu singen, „mit weitem a, „passt auf, dass der Vokal nicht
       nach vorne fällt“. Er bittet alle, einen Akkord anzustimmen, danach
       schaltet er die Gruppe stumm, „gemeinsam über Zoom singen geht einfach
       nicht“. Nun hört jeder nur noch die eigene Stimme.
       
       Für die Probe hat Emans, dunkle Haare, dunkler Bart, die Motette op. 69 von
       Mendelssohn rausgesucht: „Ein neues Stück anzulegen geht digital relativ
       gut“, hat er am Morgen erklärt. Sie hören gemeinsam eine Aufnahme des
       Stücks, dann geht der Chor in eine „Stillarbeitsphase“, während der
       Chorleiter einen Breakout-Room eröffnet, eine Art digitales Sprechzimmer,
       in dem ihm einzelne Sänger Fragen stellen können.
       
       Emans lebt seit 2009 in Berlin und ist, wie es jetzt immer heißt,
       soloselbständig (als wäre jemand, der selbständig arbeitet, nicht ohnehin
       auf sich allein gestellt). Etwa 50 Konzerte, die er hätte dirigieren
       sollen, sind seit dem Frühjahr ausgefallen, plus acht Wettbewerbsauftritte,
       rechnet er nach. Drei Chöre leitet Emans – neben dem Charité Chor noch den
       Neuen Kammerchor Berlin und den Neuen Männerchor Berlin, alle drei von ihm
       gegründet. Überbrückungshilfe hat er im Frühjahr nicht beantragt, weil sein
       Honorar von zwei Chören weiterlief – er fand, andere sind ärmer dran. Im
       September hat er beim Berliner Senat ein projektgebundenes
       Künstlerstipendium beantragt und auch zugesagt bekommen.
       
       Für den Chorverband Berlin hat Emans das Hygienekonzept und Tutorials fürs
       digitale Proben mit erarbeitet, Videos gedreht, Räume und technisches
       Equipment organisiert. „Meine Batterie ist alle“, sagt er im Gespräch, das
       coronakonform in seinem Moabiter Hinterhof stattfindet. „Seit März bin ich
       damit beschäftigt, zu retten, zu retten, zu retten.“ Emans klingt entnervt.
       „Die Arbeit von jungen etablierten Ensembles hat sich total geändert. Es
       geht viel mehr ums Soziale, darum, die Gruppe zusammenzuhalten. Und
       musikalisch lebt man mit Kompromissen.“
       
       Um die 100 Locations haben er und seine Chöre im Sommer angefragt – da die
       üblichen Probenräume unter den geltenden Hygienebedingungen viel zu klein
       waren. Im Sommer hat er dann zwei oder drei Mal die Woche unter einem
       Brückenbogen an der Spree gestanden und bei den Proben Bekanntschaft mit
       Wind, Wetter und Obdachlosen geschlossen, die mal erfreut und mal genervt
       gewesen seien. Als es zunehmend früher dunkel und kälter wurde, musste ein
       Ausweichquartier her: Emans bekam einen Tipp, seither probte der Charité
       Chor in einer Friedhofskapelle im Stadtteil Wedding. Bis zum 2. November,
       dann war auch das nicht mehr möglich.
       
       Das Raumproblem kennen viele Amateurchöre: Sie verfügen weder über eine
       Infrastruktur noch über Geld, die ihnen Ausweichmöglichkeiten ermöglichen
       würden. Der Chorverband Berlin hatte deswegen im Sommer eine Kampagne
       initiiert unter dem Motto: „Wir machen Ihnen den Hof“, wo Probenräume bei
       Unternehmen, Institutionen, im Freien gesucht wurden. Inzwischen gibt es in
       Kooperation mit dem Landesmusikrat eine Datenbank, geordnet nach Bezirken,
       zur Koordination von Probenräumen. „Chorsingen ist mehr als Hobby“, sagt
       Gerhard Schwab, Geschäftsführer des Chorverbandes Berlin, am Telefon. „Es
       ist Integration in die Gesellschaft.“
       
       ## „Nicht Singen ist gefährlich, sondern das Virus.“
       
       Schwab ist besorgt. Sein Verband versucht gegen das schlechte Image des
       Singens anzukämpfen: „Nicht Singen ist gefährlich“, sagt er, „sondern das
       Virus.“ Und setzt hinzu: „Solange man sich an die Hygieneregeln hält.“ Was
       alle Chöre äußerst penibel täten. „Herzlichen Dank dafür, es war nicht
       alles für die Katz.“ Schwab ist seit dem Frühjahr kein weiterer Fall von
       Ansteckung in einem Berliner Chor bekannt. Den aktuellen Lockdown hält er
       für richtig, erwartet aber von der Politik zeitnahe Perspektiven und eine
       größere Wertschätzung der Chorszene. „Es ist sehr bitter“, sagt auch
       Chorleiter Adrian Emans. „Für viele gilt Kultur als Luxusgut, für manche
       ist es ein Hobby. Aber für mich ist es mein Beruf. Meine Existenz hängt
       davon ab.“
       
       Auch der Kulturbetrieb ist ein Wirtschaftszweig, und kein ganz kleiner.
       Kulturschaffende, Kulturbetreibende, Kulturschätzende fordern die baldige
       Wiedereröffnung von Theatern, Museen, Konzerthallen, Clubs.
       
       Doch was ist mit Singen – und dann auch noch in Gemeinschaft? Wo andere
       Kulturbereiche auf Reduktion setzen können, bleibt ein Chor immer ein Chor:
       vielstimmig. In dem jede einzelne Stimme zählt und doch im Kollektiv
       aufgehen muss. „Man sollte Singen nicht stigmatisieren, sondern die
       konkreten Gefährdungspotenziale einschätzen“, sagt Professor Dirk Mürbe,
       Direktor der Klinik für Audiologie und Phoniatrie am Berliner
       Universitätsklinikum Charité, am Telefon. „Es gibt keinen Grund für ein
       Generalverbot. Wir brauchen ein vernünftiges Risikomanagement.“
       
       Ähnlich wie die Virologen um Christian Drosten & Co gehört Mürbe zu einem
       Expertenkreis, der wissenschaftliche Daten zum Thema Aerosolbildung beim
       Sprechen und Singen beschafft, auswertet und Politik und Verbände berät.
       „Es gibt ein erhöhtes Risiko beim gemeinsamen Singen in geschlossenen
       Räumen“, sagt er, „aber es gibt auch Strategien, dieses Risiko zu
       minimieren. Letztlich haben die letzten Monate bewiesen, dass bei den
       Infektionszahlen im Sommer die Hygienekonzepte sehr gut funktioniert
       haben.“
       
       Dass es bei der jetzigen Infektionslage und dem exponentiellen Anstieg von
       Erkrankungen zu Einschränkungen gekommen ist, steht für ihn nicht in Frage.
       „Ich schaue schon wieder weiter“, sagt er. „Corona wird noch einige Zeit
       dauern, deswegen müssen wir langfristige Konzepte entwickeln. Es geht immer
       um eine Balance zwischen Infektionsschutz und gesellschaftlicher Teilhabe.“
       
       ## Die Wissenschaft im musikalischen Einsatz
       
       Teilhaben sollen vor allem auch die Kleinsten. Kinderchöre haben nur ein
       begrenztes Zeitfenster, außerdem sei Singen wichtig für die
       sozioemotionale Entwicklung, sagt Mürbe. Im September haben er und
       Kolleg*innen eine Untersuchung zu Kinderchören vorgestellt, die zu dem
       Ergebnis kam, dass Stimmen von Kindern beim Singen weniger Aerosole
       produzieren als die von Erwachsenen. „Das liegt wahrscheinlich auch daran,
       dass sich die Stimmlippenschwingung bei Kindern in einigen Punkten von
       Erwachsenen unterscheidet, was ja auch am typischen Klang- und
       Stimmregister zu hören ist“, erklärt er. Wer laut spreche, weil in der
       Kneipe Musik laufe, versprühe vermutlich mehr Aerosole als leise
       Knabenstimmen. Der Ischgl-Effekt. Die Lautstärke ist eins der wesentlichen
       Charakteristika, die zur stärkeren Aeresolbildung beitragen.
       
       Aerosole, flüssige Partikel, mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, schweben
       in der Luft, verweilen dort länger und übertragen Viren über die Atemwege;
       Tröpfchen dagegen wirken über die Schleimhäute und sinken schneller zu
       Boden. Wie misst man etwas, das man nicht sehen kann? Die Klinik für
       Audiologie und Phoniatrie an der Charité hat darum mit dem
       [6][Hermann-Rietschel-Institut] der TU kooperiert. Dieses Institut unter
       Leitung von Professor Martin Kriegel verfüge über eine „exzellente
       ingenieurswissenschaftliche Expertise und einen Reinraum“, erklärt Mürbe,
       „in dem man ohne Verschmutzung auch die beim Sprechen und Singen gebildeten
       Aerosole per Laserpartikelzähler bestimmen kann“. Anhand dieser Messwerte
       und der Verteilung der Partikel im Raum können dann beispielhafte
       Risikobewertungen für verschiedene Alltagssituationen erfolgen.
       
       Für Mürbe, der neben seinem Medizin- auch ein Gesangsstudium absolviert
       hat, lassen sich hier die „Hauptstellschrauben“ benennen, um Singen in
       Schulen, Chorproben und Konzerte wieder möglich zu machen: Wie viele
       Personen singen in einem Raum? Wie lange singen oder proben sie? Wie groß
       ist der Raum? Wie sind die Lüftungsmöglichkeiten? „Maschinelle Systeme sind
       sehr im Vorteil“, sagt er.
       
       Der Rundfunkchor verfügt im Großen Sendesaal des RBB über eine gute
       Klimaanlage, die für Frischluftaustausch sorgt. Lüftungspausen sind
       trotzdem eingeplant. Das alles verkürzt die Probenzeit. Tourneen mussten
       abgesagt werden, die nächsten Konzerte sind fraglich. „Dennoch ist die
       Situation“, sagt Chefdirigent Leenaars, „nicht nur schlecht. Es hat sich
       auch schon einiges entwickelt, was es sonst nicht gegeben hätte.“ Was die
       Frage der Systemrelevanz von Kultur angeht, übt er sich in Bescheidenheit:
       „Es ist ein Luxus, in einer Gesellschaft zu leben, in der man sich so
       intensiv mit Musik beschäftigen kann. Aber sie ist insofern relevant, als
       es in einer gesunden demokratischen Gesellschaft klassische Musik auf so
       hohem Niveau geben sollte.“
       
       Rachmaninoff ruft. Der Chor wartet. Auf seinen Dirigenten, auf die
       Entscheidung der Politik, wieder konzertieren zu dürfen. Eine CD ist in
       Arbeit.
       
       Dirk Mürbe singt derzeit nicht im Chor. Das habe nichts mit Corona zu tun,
       sondern mit seinem Arbeitspensum.
       
       Adrian Emans hat ein Video geschnitten und online gestellt, das den Neuen
       Kammerchor Berlin vorstellt. Er stellt sich auf einen kalten Winter ein,
       wenn sie wieder in der Friedhofskapelle proben dürfen. Auf ein Inserat des
       Charité Chors für frische Tenöre, Soprane und Bass 2 haben sich hundert
       Interessierte beworben. Die Lust auf Singen ist ungebrochen.
       
       17 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.rundfunkchor-berlin.de/
   DIR [2] https://portraits.klassik.com/people/template.cfm?KID=270
   DIR [3] https://www.rundfunkchor-berlin.de/menschen/gijs-leenaars/
   DIR [4] https://www.charitechorberlin.de/
   DIR [5] https://www.adrianemans.de/
   DIR [6] https://www.tu.berlin/forschen/themenportal-forschen/2020/mai/ansteckungsgefahr-liegt-in-der-luft/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sabine Seifert
       
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