URI: 
       # taz.de -- Nach Caffiers Rücktritt: Noch einiges aufzuklären
       
       > Auf Lorenz Caffier soll Torsten Renz folgen. Nach dem Rücktritt des
       > Innenministers Mecklenburg-Vorpommerns wartet auf dessen Nachfolger viel
       > Arbeit.
       
   IMG Bild: Das ist der Neue: Torsten Renz folgt in Schwerin auf Lorenz Caffier
       
       Berlin taz | Für die CDU in Mecklenburg-Vorpommern war Lorenz Caffier nicht
       irgendjemand: Der ehemalige Landesinnenminister, der über seine
       Waffenaffäre stolperte [1][und am Montag seinen Rücktritt erklärte], war
       die zentrale Stütze des Landesverbands. 14 Jahre saß er im Kabinett, 9
       Jahre war er Vizeministerpräsident, zwischendurch führte er den
       Landesverband 7 Jahre lang an.
       
       Sein Abgang kommt für die Partei ein Jahr vor der Landtagswahl alles andere
       als gelegen. Den vakant gewordenen Posten will sie daher schnell neu
       besetzen: Voraussichtlich wird noch in dieser Woche Torsten Renz als neuer
       Innenminister ernannt. Er sitzt seit 2002 mit einer Unterbrechung im
       Landtag, war erst Anfang des Jahres zum Fraktionschef aufgestiegen und
       hatte in den letzten Jahren keinen Schwerpunkt auf innerer Sicherheit. Viel
       Zeit zur Einarbeitung bleibt ihm im neuen Amt trotzdem nicht. Es steht
       genug Arbeit an.
       
       Nicht zuletzt in der Aufarbeitung des „Nordkreuz“-Komplexes, der Caffier zu
       Fall gebracht hatte. Aufgrund von taz-Recherchen hatte Caffier in der
       vergangenen Woche zugeben müssen, Anfang 2018 [2][eine Waffe bei einem
       Ex-Mitglied der rechtsextremen Preppergruppe] gekauft zu haben.
       Ermittlungsbehörden hatten die Gruppe zu dem Zeitpunkt schon im Blick.
       
       Die Aufarbeitung innerhalb des Innenministeriums hat jetzt erst begonnen.
       Im Vorfeld des Rücktritts hatte die Behörde mitgeteilt, was ihr wann
       bekannt war. Grob lässt sich daraus ablesen, dass Sicherheitsbehörden in
       Mecklenburg-Vorpommern seit Sommer 2017 über die Existenz der Gruppe
       informiert waren, aber nur sukzessive detaillierten Einblick in den
       Ermittlungsstand des Generalbundesanwaltes bekamen.
       
       Aus den Angaben zeichnet sich aber auch ab: Regionale Sicherheitsbehörden
       hätten zahlreiche Gelegenheiten gehabt, eigene Nachforschungen anzustellen,
       nutzten sie aber nicht.
       
       ## Beweismittel verschwunden
       
       Das ist nicht alles: So hatte ein Nordkreuz-Mitglied mehrere tausend Schuss
       Munition aus Polizei- und Bundeswehrbeständen bei sich gehortet. Teile der
       bei ihm gefundenen Beweismittel sind später verschwunden, die
       Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb gegen einen Mitarbeiter der
       Waffenbehörde, die für die Aufbewahrung zuständig war.
       
       Auch gegen den Schießtrainer Frank T., bei dem Caffier seine Waffe gekauft
       hatte, wird inzwischen ermittelt. Auf T.s Schießplatz trainierten jahrelang
       Spezialeinheiten aus ganz Deutschland, Caffier kam gerne als Schirmherr zu
       Besuch. Wie das mecklenburg-vorpommersche Innenministerium mitteilt, liegen
       auch gegen ihn rechtsextreme Verdachtsmomente vor. Waffenbehörden und
       Gewerbeämter haben darauf noch nicht reagiert: Frank T. darf weiter Waffen
       verkaufen – auch das teilte das Innenministerium mit.
       
       Davon, wie wenig den regionalen Sicherheitsbehörden aufgefallen war,
       zeugen auch rechtsextreme Chatverläufe, auf die erst Bundesermittler
       aufmerksam wurden. Inzwischen laufen Disziplinarverfahren gegen 13
       Polizist*innen wegen solcher Chats.
       
       Eine externe Kommission hatte 2019 im Auftrag von Innenminister Caffier ein
       Lagebild erstellt und sich dabei auf rechtsextreme Vorkommnisse innerhalb
       des SEK und von Bereitschaftspolizeien fokussiert. In diesem stellten sie
       fest, dass Polizist*innen sich fürchteten, Vorfälle zu melden. Trauten
       sie sich doch, ignorierten es Vorgesetzte. Der Kommissionsbericht ist so
       etwas wie eine klein angelegte Studie über Rechtsextremismus in der
       Polizei, sie erklärt strukturelle Probleme und entwickelt Ideen für
       Maßnahmen. Nur kann das kaum jemand nachlesen: Lorenz Caffier hat ihn als
       geheim eingestuft.
       
       19 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Waffenaffaere-um-Landesinnenminister/!5729697
   DIR [2] /Affaere-um-Preppergruppe-Nordkreuz/!5728396
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christina Schmidt
   DIR Sebastian Erb
   DIR Tobias Schulze
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern
   DIR Lorenz Caffier
   DIR Nordkreuz
   DIR Schwerpunkt Rechter Terror
   DIR Prepper
   DIR Mecklenburg-Vorpommern
   DIR Schwerpunkt Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern
   DIR Schwerpunkt Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern
   DIR Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk
   DIR Schwerpunkt Hannibals Schattennetzwerk
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern: In schlechter Verfassung
       
       Nach dem Rücktritt von Innenminister Caffier schaffen die
       Sicherheitsbehörden in Mecklenburg-Vorpommern kaum Aufklärung.
       
   DIR Landesinnenminister Lorenz Caffier gibt Amt ab: Die Aufklärung beginnt erst
       
       Der Rücktritt des Innenministers wegen eines Waffenkaufs ist konsequent. Es
       wäre aber ein Fehler, die Affäre allein als persönliches Versagen zu lesen.
       
   DIR Waffenaffäre um Landesinnenminister: Lorenz Caffier tritt zurück
       
       Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister kaufte eine Waffe von einem Prepper.
       Im Kampf gegen rechts agierte er mindestens stümperhaft.
       
   DIR Waffenaffäre in Mecklenburg-Vorpommern: Die Methode Caffier
       
       Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Caffier sagt, er habe „arglos“ eine
       Waffe bei einem Nordkreuz-Mann gekauft. Das weckt Zweifel.