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       # taz.de -- Debakel der Nationalelf gegen Spanien: Bedeutung in der Niederlage
       
       > Hätte die Nationalelf Spanien bezwungen, es hätte außer Nerds wohl kaum
       > jemanden gejuckt. So aber steht das DFB-Team wieder im Zentrum des
       > Interesses.
       
   IMG Bild: Sechs Tore kassierte Manuel Neuer im Länderspiel gegen Spanien am Dienstag
       
       Wahrscheinlich haben es viele nicht mitbekommen. Vor einer Woche klagte
       DFB-Direktor Oliver Bierhoff über den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust
       der deutschen Fußballnationalmannschaft. Man sei nicht mehr Deutschland
       liebstes Kind, nicht mehr das Lagerfeuer der Nation. [1][Seit Dienstagabend
       hat sich die Lage völlig gedreht]. Über die Elf von Joachim Löw wird wieder
       so viel gesprochen wie lange nicht mehr. Die 0:6-Niederlage gegen Spanien
       mag sehr schmerzlich sein, der Bedeutungsgewinn ist immens. Allerorten wird
       nun über mögliche Maßnahmen, Bundestrainer und Perspektiven diskutiert. Die
       alten Reflexe funktionieren noch.
       
       Im Jahre 2013 hatte der DFB die Studie „Wir sind Nationalmannschaft“ in
       Auftrag gegeben und attestiert bekommen, das „letzte Lagerfeuer der Nation“
       zu sein, die „sinnstiftende Quelle der Volksidentifikation“. Ein Großteil
       in diesem Lande wollte später sehr wohl Nachbar von Jérôme Boateng sein,
       auch wenn AFD-Politiker Alexander Gauland genau das in Zweifel zog.
       
       Seit dem missglückten WM-Auftritt von 2018 hat die DFB-Elf mit dem Verlust
       an Ansehen auch an gesellschaftlicher Relevanz verloren. Der Rücktritt von
       Mesut Özil hatte aufgrund des höchst unglücklichen Verhaltens des DFB eine
       Rassismusdebatte zur Folge. Der schleppende Versuch von Bundestrainer Löw,
       die Nationalmannschaft neu zu erfinden, löste großes Gähnen, die
       Anspruchshaltung, auch in der Coronazeit den (Reise-)Betrieb am Laufen zu
       halten, nur noch Kopfschütteln aus.
       
       Hätte die Nationalelf Spanien am Dienstag knapp bezwungen und sich für das
       Final Four der Nations League qualifiziert, es hätte außer Nerds wohl kaum
       jemanden gejuckt. So aber flammt das Lagerfeuer wieder knisternd auf.
       Genährt wird das Feuer bei einigen auch von der Sehnsucht, sich wieder
       identifizieren zu können mit diesem Team. Es riecht ein wenig nach
       Neuanfang. Das hat manch eine:n aus dem Tiefschlaf geweckt. Die [2][zu
       erwartende Debatte um Löw] wird wieder in fast alle gesellschaftlichen
       Winkel vordringen. Ob man es mag oder nicht: Wir sind wieder
       Nationalmannschaft.
       
       18 Nov 2020
       
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