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       # taz.de -- Bizim Kiez-Demo gegen Heimstaden und Co.: Von der Straße ins Radio
       
       > Wegen Corona wird der jährliche Laternenumzug gegen Verdrängung in Berlin
       > zu einer Radiodemo umfunktioniert. Auf UKW 88,4 wird das Viertel
       > beschallt.
       
   IMG Bild: So sah der Laternenumzug 2018 aus. Der Kiezdrache ist wieder unterwegs
       
       Berlin taz | Radio killed Laternenumzug: Am Samstag zieht die
       Stadtteilinitiative Bizim Kiez gegen Verdrängung mit zwei großen selbst
       gebastelten „Kiezdrachen“ durch Kreuzberg, begleitet von einer interaktiven
       Radiodemo. Wegen der Coronapandemie fällt der widerständige Laternenumzug
       dieses Jahr aus. Stattdessen gibt es auf der UKW-Frequenz 88,4 ab 18 Uhr
       anderthalb Stunden Radioprogramm von und für die Straße.
       
       Anwohner:innen im Wrangelkiez, die sonst beim Laternenumzug mitliefen,
       sollen den nichtkommerziellen Hörsender mit dem Slogan „Kreatives Radio
       für Berlin“ anmachen, Boxen auf den Balkon stellen und ihre Autoradios
       aufdrehen. In der Sendung kommen Menschen aus bedrohten Häusern und Läden
       zu Wort – ihre Geschichten über Strategien und Erfolge werden erzählt.
       
       Seit sechs Jahren ist der Umzug Tradition: Anwohner:innen und
       Gewerbetreibenden klappern mit selbst gebastelten Laternen, großen
       Kiezdrachen und sonstigem Geleuchte die Hotspots der [1][Gentrifizierung]
       im Wrangelkiez ab. In den vergangenen Jahren beteiligten sich laut der
       Initiative bis zu 2.000 Menschen. Philipp Vergin von Bizim Kiez sagt: „Vor
       allem für von Verdrängung bedrohte Kinderläden und Kitas sowie vom Thema
       bewegte Eltern ist das eine wunderbare Form von familienfreundlichem
       Protest.“
       
       Man habe sich immer zum Basteln getroffen, der Umzug leuchte schön, Kinder
       liefen mit. „Das gibt uns einen Extraschub, weil es was anderes ist, als
       die klassischen Demos“, sagt er. Klar sei er traurig, dass man sich wegen
       Corona in diesem Jahr etwas anderes überlegen musste, aber er sei nun sehr
       gespannt wie die Radiodemo funktioniere. Er hoffe, dass der Kiez ordentlich
       beschallt werde.
       
       ## Gegen Heimstaden, für Kisch & Co
       
       An den aktuellen Orten der Verdrängung gibt es dieses Mal stationäre
       Radioanlagen, die den Kiez bespielen: So etwa bei einem Haus in der
       Wrangelstraße, das der [2][skandinavische Investor Heimstaden] kaufen will.
       Es ist eines von 140 Häuser stadtweit, bei dem sich viele der betroffenen
       Mieter:innen in Rekordzeit organisiert haben und enormen Druck aufbauen,
       damit Bezirke und Senat das [3][Vorkaufsrecht] durchsetzen.
       
       Ebenso fordern die Mieter-Initiativen wie schon die [4][„23 Häuser“] bei
       der Shoppingtour der [5][Deutschen Wohnen] eine Ausweitung des
       Vorkaufsrechts und ein Verbot von Umwandlung in Eigentum. Ein weiterer
       Fokus der Radiodemo wird auf [6][Kisch & Co] liegen, dem von Verdrängung
       bedrohten Buchladen in der Oranienstraße 25. Dort ist eine Räumungsklage
       anhängig, es gab bereits mehrere Kundgebungen dagegen.
       
       In der Oranienstraße 25 ist noch immer unklar, wer die wirklichen
       Eigentümer:innen hinter dem luxemburgischen Investmentfonds sind, der das
       Haus kürzlich zum Spekulationspreis gekauft hat, trotz hartnäckiger
       Recherchen von Bewohner:innen. Selbst die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat in
       dem zweijährigen [7][Projekt „Wem gehört die Stadt“] noch keinen
       eindeutigen Beleg gefunden, wer hinter dem Firmengeflecht steckt. Die
       Spuren verliefen sich bislang auf halbem Weg zu den Erben des schwedischen
       Tetrapak-Gründers und Multimilliardärs Ruben Rausing.
       
       13 Nov 2020
       
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