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       # taz.de -- Letzte Stunden im US-Wahlkampf: In Dixville Notch gewinnt Biden
       
       > Demokrat Joe Biden plant selbst am Wahltag noch weitere Auftritte in
       > Philadelphia. Donald Trump warnt mal wieder vor der Briefwahl.
       
   IMG Bild: Haben sich mit 5 zu 0 Stimmen für Biden entschieden: die Bürger*innen von Dixville Notch, New Hampshire
       
       Pittsburgh ap/dpa | Kurz vor der [1][Präsidentschaftswahl in den USA] läuft
       der Wahlkampf noch auf Hochtouren. Im Mittelpunkt stand am Montag, einen
       Tag vor der Wahl, erneut der Wahlprozess, insbesondere [2][in einem der
       umkämpftesten Staaten: Pennsylvania]. Die USA stehen an einem Scheideweg.
       Noch nie zuvor in der modernen Geschichte mussten Wähler sich zwischen
       derart unterschiedlichen Kandidaten entscheiden, während das Land mit einer
       Pandemie, dem größten wirtschaftlichen Abschwung seit der
       Weltwirtschaftskrise und einer gespaltenen Gesellschaft kämpft.
       
       Am letzten Tag des höchst ungewöhnlichen Wahlkampfs warnte der
       republikanische Präsident Donald Trump erneut ohne Beweise vor
       Wahlmanipulation. [3][Briefwahlen] seien gefährlich, sagte er erneut mit
       Blick auf die Auszählung von Stimmen in Pennsylvania. Der Präsident drohte
       mit rechtlichen Schritten, um die Auszählung von Briefwahlunterlagen nach
       dem Wahltag zu unterbinden.
       
       Das oberste Gericht Pennsylvanias hatte zuvor entschieden, dass
       Wahlunterlagen auch berücksichtigt werden, wenn sie bis zu drei Tage nach
       der Wahl am Dienstag, also bis zum Freitag, eintreffen. Dies sei „sehr
       gefährlich, und ich meine gefährlich, physisch gefährlich“, sagte Trump bei
       einer Wahlkampfkundgebung in Avoca. Es könne betrogen werden, „wie du es
       noch nie gesehen hast“, sagte Trump.
       
       Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden konzentrierte sich ebenfalls
       auf Pennsylvania. Dort warb er um die Stimmen schwarzer Bürger. „Die Macht,
       dieses Land zu verändern, liegt in euren Händen“, sagte Biden bei einer
       Kundgebung im Freien in Homewood, einem überwiegend von Schwarzen bewohnten
       Viertel in Pittsburgh. Er sprach von der [4][Covid-19-Pandemie], von der
       die schwarze Gemeinde in den USA unverhältnismäßig stark betroffen ist.
       Zudem erläuterte Biden seine Pläne, wie er die wirtschaftliche Situation
       von Schwarzen verbessern wolle.
       
       ## Schluss mit Trump
       
       Der Demokrat griff auch Amtsinhaber Trump an und versprach einen neuen
       Politikstil. Mit dem Chaos, Rassismus, den Tweets, der Wut, dem Hass,
       Versagen und der Verantwortungslosigkeit sei es vorbei, erklärte Biden.
       Einige hupten bei der Kundgebung, bei denen Anhänger in ihren Autos saßen.
       Andere saßen in ihre Decken gehüllt und beobachteten den Kandidaten.
       
       Bidens Siegeschancen in Pennsylvania hängen vor allem von den Stimmen von
       Schwarzen und Latinos ab. Er und seine Vizekandidatin Kamala Harris haben
       dort etliche Wahlkampfauftritte absolviert, die vor allem auf Angehörige
       von Minderheiten abzielten.
       
       Sowohl Trump als auch Biden gaben sich siegessicher, doch Bidens Chancen,
       die nötigen 270 Stimmen der Wahlmänner und -frauen zu gewinnen, sind
       größer. Trump hofft auf den Enthusiasmus seiner loyalsten Unterstützer,
       während Biden selbst am Wahltag noch weitere Auftritte in Philadelphia und
       in seiner Heimatstadt Scranton plante. Harris wollte am Dienstag noch
       Detroit besuchen, eine überwiegend von Schwarzen bewohnte Stadt im
       umkämpften Staat Michigan. Beide Ehepartner sollten ebenfalls auftreten.
       Laut dem Stand am Montag hatte Trump am Dienstag keinen Auftritt mehr
       geplant.
       
       Derweil waren kurz nach Mitternacht (Ortszeit) die ersten Entscheidungen
       der US-Präsidentenwahl bereits gefallen – in dem kleinen Örtchen Dixville
       Notch in New Hampshire, dessen Wahllokal seit 1960 am Wahltag bereits um
       Mitternacht öffnet. Biden hat die Abstimmung dort mit 5 zu 0 Stimmen gegen
       Donald Trump gewonnen. Im Nachbarort Millsfield setzte sich der
       Republikaner Trump mit 16 zu 5 Stimmen gegen Biden durch, wie hier kurz
       nach Mitternacht (Ortszeit) auf einer handbeschriebenen Tafel verkündet
       wurde.
       
       ## Weniger als ein Dutzend registrierte Wähler in Dixville Notch
       
       Da es in dem Skiort Dixville Notch nahe der kanadischen Grenze weniger als
       ein Dutzend registrierte Wähler gibt, sind Stimmabgabe und -auszählung
       schnell abgewickelt. US-Fernsehsender übertrugen Abstimmung und Auszählung
       live. Bei der Wahl 2016 hatte hier die Demokratin Hillary Clinton mit 4:2
       gegen Trump gewonnen.
       
       Dass man so früh votieren darf, ist einem Gesetz in New Hampshire zu
       verdanken. Es erlaubt Gemeinden mit weniger als 100 Einwohnern, sowohl bei
       den Vorwahlen als auch dann bei der Präsidentenwahl schon um Mitternacht
       ihr Wahllokal zu öffnen. Damit sollte Eisenbahnarbeitern die Möglichkeit
       gegeben werden, wählen zu gehen, sich aufs Ohr zu legen und dann pünktlich
       zur Arbeit anzutreten. Längst nicht immer spiegelten die Resultate aus den
       kleinen Orten, wer dann am Ende Präsident wurde.
       
       3 Nov 2020
       
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