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       # taz.de -- Machtkampf um CDU-Vorsitz: Nur lauer Rückenwind für Merz
       
       > Die Junge Union will Friedrich Merz als CDU-Chef, das ist Ergebnis einer
       > internen Abstimmung. Doch die Wahlbeteiligung ist bescheiden.
       
   IMG Bild: Wenig Wahlbeteiligung bringt dieses Ergebnis: Die Junge Union will Friedrich Merz als CDU-Chef
       
       Berlin taz | Rund 51 Prozent der Mitglieder der Jungen Union wollen
       Friedrich Merz als CDU-Chef, 28 Prozent lieber Norbert Röttgen und nur 20
       Prozent [1][Armin Laschet, der als Kandidat der Parteispitze gilt]. Dieses
       Ergebnis verkündete JU-Chef Tilman Kuban in Berlin. Es klingt nach der
       dringend erforderlichen Unterstützung für Merz. Der hatte sich als
       Verkörperung des Basiswillens in Szene gesetzt und dem Parteiestablishment
       Manipulationen vorgeworfen.
       
       Doch kräftiger Rückenwind für Merz ist das JU-Votum nur begrenzt. Zum einen
       ist bekannt, dass die Parteijugend hinter dem konservativen Merz steht. Für
       Kuban repräsentiert Merz einen Kurs, der „nach Jahren der Großen Koalition
       die Unterschiede in der Mitte“ wieder sichtbar macht. „Die junge Generation
       wünscht sich mehr Unterscheidbarkeit“, so Kuban.
       
       Zudem ist die Aussagekraft der nicht verbindlichen digitalen Abstimmung aus
       zweierlei Gründen bescheiden. Nur 20 Prozent der rund 75.000 Mitglieder der
       Jungen Union beteiligten sich an der Abstimmung. Kuban versuchte zwar
       dieses Ergebnis mit Hinweis auf den verbindlichen SPD-Mitgliederentscheid,
       an dem sich gut 50 Prozent beteiligt hatten, schönzureden, gab aber
       nebenher zu erkennen, dass er mit einer Beteiligung von bis zu 30 Prozent
       gerechnet hatte. Die Junge Union stellt rund 10 Prozent der 1.001
       Delegierten, die den nächsten CDU-Vorsitzenden wählen werden. Das JU-Votum
       ist rechtlich für JU-Delegierte nicht bindend.
       
       Zum Zweiten dauerte die Abstimmung vom 17. bis zum 31. Oktober. Die meisten
       gaben ihre Stimme also ab, bevor der Streit in der CDU zwischen Merz und
       Laschet um den Termin des Parteitags eskalierte – und auch bevor es zu dem
       Kompromissvorschlag kam, [2][den Parteitag auf den 16. Januar zu
       terminieren]. Aufschluss darüber, wie [3][Merz' riskanter Frontalangriff
       auf die gesamte Parteispitze] ankam, gibt das JU-Votum insofern nicht.
       Auffällig ist das bescheidene Ergebnis von Armin Laschet. Kuban wollte dies
       nicht kommentieren. Er werde „nicht Schlechtes über einen der drei
       Kandidaten sagen“. Wie Frauen und Männer abgestimmt haben, hat die JU nicht
       erfasst.
       
       Derweil reißen Spekulationen über weitere Kandidaturen nicht ab. Neuerdings
       wird auch der Namen des Fraktionschef der Union, Ralph Brinkhaus,
       gehandelt. Offenbar gibt es in der Union manche, die nicht mehr glauben,
       dass der scharfe Streit zwischen Merz und Laschet beigelegt und die Partei
       für das Wahljahr 2021 befriedet werden kann.
       
       3 Nov 2020
       
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   DIR Stefan Reinecke
       
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