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       # taz.de -- Donald Trump und die Wirtschaft: Nur die Reichen haben profitiert
       
       > Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Trump als Geschäftsmann etwas von
       > Wirtschaft verstehe. Eine fragwürdige Annahme.
       
   IMG Bild: Die Statue „Fearless Girl“ an der New Yorker Wall Street: Trump hat ökonomisch nichts bewegt
       
       Berlin taz | Donald Trump wurde von vielen Wählern bevorzugt, weil bei ihm
       die höhere „Wirtschaftskompetenz“ vermutet wurde, wie Umfragen zeigen. Doch
       was hat Trump in den vergangenen vier Jahren ökonomisch eigentlich bewegt?
       Die Antwort lautet: nichts.
       
       So war es Trump wichtig, in der Coronakrise die Wirtschaft „offen“ zu
       halten. Trotzdem ist die Konjunktur [1][zwischenzeitlich um 10 Prozent
       eingebrochen] – und im September 2020 gab es 10 Millionen Jobs weniger als
       im September 2019. Die USA wurden ökonomisch hart getroffen – obwohl man
       mehr als 230.000 Coronatote in Kauf genommen hatte.
       
       Für viele Trump-Wähler sind Jobs jedoch nicht so wichtig, weil sie bereits
       Rentner oder gut abgesichert sind. Entscheidend sind die Aktienkurse. Denn
       die private Vorsorge spielt in den USA eine große Rolle – und viele
       Programme laufen über Aktienfonds. Ein Einbruch der Börsen kommt daher
       einer Katastrophe gleich.
       
       Dies war Trump stets bewusst. Während seiner Amtszeit galt seine
       Aufmerksamkeit allein den Aktienkursen. Hier konnte er tatsächlich punkten:
       Der Dow Jones lag in den vergangenen Wochen wieder so hoch wie vor der
       Coronakrise. An dieses Auf und Ab der Börsen dürfte sich viele Wähler noch
       erinnern. Denn durch Corona brachen die Aktienkurse im Frühjahr um etwa 37
       Prozent ein. Als die Regierung dann Hilfsprogramme versprach, ging es mit
       den Börsenkursen sofort nach oben.
       
       3,3 Billionen Dollar Defizit 
       
       Die staatlichen Hilfsprogramme waren sehr teuer: Das Defizit im
       US-Bundeshaushalt beträgt in diesem Jahr etwa 3,3 Billionen Dollar.
       Trotzdem waren diese Rettungsmaßnahmen richtig. Ohne die staatlichen Hilfen
       wäre die US-Wirtschaft dramatisch abgestürzt.
       
       Allerdings ist es keineswegs Trump allein zu verdanken, dass es diese
       Rettungspakete gab: Sie wurden gemeinsam mit den Demokraten beschlossen,
       die im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben. Trotzdem profitierte
       hauptsächlich der Präsident vom wirtschaftlichen Erfolg der Maßnahmen, und
       nicht die Demokraten, weil sich hartnäckig das Vorurteil hält, Milliardär
       Trump sei ein „Geschäftsmann“, der viel von Wirtschaft versteht.
       
       Tatsächlich hat Trump jedoch vor allem Symbolpolitik betrieben. So hatte er
       im Wahlkampf versprochen, das Freihandelsabkommen Nafta mit Mexiko und
       Kanada aufzukündigen und einen sensationellen neuen „Deal“ abzuschließen –
       nach dem Motto „America first“. Zwar gibt es nun ein [2][neues Abkommen]
       namens USMCA – das aber ähnliche Bestimmungen enthält wie schon Nafta.
       
       Trump wollte auch dringend die amerikanischen Handelsdefizite reduzieren –
       mittels höherer Zölle. Er stellte sich vor, dass dies Arbeitsplätze
       schafft. Doch das Handelsdefizit blieb. Einziger Effekt war, dass die Waren
       für US-Konsumenten durch die Zölle teurer wurden. Wirklich profitiert haben
       nur die Reichen: Sie konnten sich über hohe Steuersenkungen freuen, die
       Trump gleich zu Beginn seiner Amtszeit durchsetzte.
       
       5 Nov 2020
       
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   DIR Ulrike Herrmann
       
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