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       # taz.de -- Archäologischer Fund: Jägerinnen in der Steinzeit
       
       > Jüngste Erkenntnisse deuten darauf hin, dass die Menschen das mit der
       > Gleichberechtigung in der Steinzeit besser hingekriegt haben als heute.
       
   IMG Bild: 30 bis 50 Prozent der Frauen könnten Großwildjägerinnen gewesen sein
       
       Sie war etwa 17 bis 19 Jahre alt und in ihrem Grab liegen Jagdutensilien
       aus Stein, darunter Pfeilspitzen. Forscher*innen um den Archäologen Randy
       Haas von der University of California haben das 9.000 Jahre alte Skelett
       einer Frau im peruanischen Andenhochland gefunden – zusammen mit einem
       Jagdset zum Erlegen von großen Tieren. Eine Urzeitfrau, die gejagt hat,
       Großwild sogar? Die Artefakte in ihrem Grab deuten darauf hin.
       
       Als die Archäolog*innen die Gebeine der Jägerin ausgruben, raunten sie sich
       Kommentare zu wie „Oh, er muss ein großer Jäger gewesen sein, ein großer
       Häuptling“, berichtete Haas der New York Times. Offenbar scheint es in der
       anthropologischen und archäologischen Forschung völlig abwegig zu sein,
       dass eine Frau vor 9.000 Jahren eine große Jägerin war.
       
       [1][Die dominierende Meinung] in der Forschung um unsere frühen Vorfahren
       ist, dass Frauen nicht jagten, weil sie schwanger wurden und sich dann um
       die Kinder kümmern mussten. Die Männer sorgten indes dafür, dass etwas
       Ordentliches zu essen aufs Lagerfeuer kam.
       
       Zweifel an der Arbeitsteilung 
       
       In einer Welt, in der man sich für eine nahrhafte Mahlzeit mit Mammuts
       anlegen musste, scheint das sogar nachvollziehbar. Doch einige
       Wissenschaftler*innen widersprechen dem und gehen davon aus, dass diese
       Arbeitsteilung gar nicht oder nur bedingt existierte.
       
       Randy Haas und seinen Kolleg*innen zufolge unterstützt ihr Fund diese
       These. Nachdem zweifelsfrei festgestellt worden war, dass es sich bei dem
       Skelett um ein weibliches handelt, untersuchte Haas weitere Skelette von
       Menschen, die vor 8.000 bis 14.000 Jahren große Tiere jagten. Von 27
       Skeletten identifizierten die Forscher*innen 11 als weiblich – allerdings
       nicht zweifelsfrei. Trotzdem gehen sie davon aus, dass 30 bis 50 Prozent
       der Frauen damals Großwildjägerinnen waren. Währenddessen haben die Männer
       vielleicht Beerenbrei zubereitet.
       
       Die Forscher*innen bekamen prompt Gegenwind, unter anderem von dem
       Anthropologen Robert L. Kelly. Die Anzahl der untersuchten Gräber sei zu
       klein, lautete seine Kritik.
       
       Das mag stimmen, vielleicht ist die Methodik hinter der These nicht
       einwandfrei. Vielleicht ist aber auch schlicht die Vorstellung
       erschreckend, dass unsere frühesten Vorfahren [2][das mit der
       Gleichberechtigung womöglich besser hingekriegt haben] als wir modernen
       Menschen, die Roboter bauen und Lasagne kochen.
       
       5 Nov 2020
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Xenia Balzereit
       
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