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       # taz.de -- Buch über Institut für Staatspolitik: 20 Jahre Recherche
       
       > Das antifaschistische Magazin „der rechte rand“ hat ein Buch über das
       > rechte Institut für Staatspolitik herausgegeben. Es ist lesenswert.
       
   IMG Bild: Anhänger der Neuen Rechten: ein sogenannter Montagsspaziergang von Pegida in Dresden
       
       Vor einigen Jahren strahlte ein kleines Dorf im Süden Sachsen-Anhalts, oder
       genauer: ein Rittergut im Dorf Schnellroda, eine merkwürdige Attraktivität
       auf Medienschaffende aus. Immer wieder zog es sie dorthin, dann sprachen
       sie mit Götz Kubitschek und Ellen Kositza, die hier mit ihren sieben
       Kindern leben, und berichteten von selbst gebackenem Brot, kleinen Ziegen
       und der im Garten angebauten roten Beete.
       
       Eingeordnet wurde auch, schließlich handelt es sich bei Kubitschek und
       Kositza um zwei Schlüsselfiguren der extremen Rechten, die in Schnellroda
       einen Kleinverlag samt Zeitschrift und [1][das Institut für Staatspolitik
       (IfS) betreiben], das gern als „Denkfabrik der Neuen Rechten“ bezeichnet
       wird. Doch sich in Szene setzen und heldenhaft verklären durften sich die
       beiden samt ihrer rechten Ideologie eben auch.
       
       Damals wurde das IfS, bei seiner Gründung vor 20 Jahren als rechter
       Gegenentwurf zum „Hamburger Institut für Sozialforschung“ um [2][Jan
       Philipp Reemtsma] erdacht, einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Der
       Medienhype ging vorüber, wohl auch weil das Bundesamt für Verfassungsschutz
       das IfS inzwischen als rechtsextremen Verdachtsfall eingestuft hat.
       
       Deutlich konsequenter hat sich das antifaschistische Magazin der rechte
       rand mit dem IfS beschäftigt – und das die ganzen 20 Jahre lang. Zum
       Geburtstag hat das Magazin daraus ein Buch gemacht: „Das IfS.
       Faschist*innen des 21. Jahrhunderts“. Es füllt eine Lücke; eine
       zusammenfassende Beschreibung und Analyse zu diesem Thinktank gab es
       bislang nicht.
       
       Der rechte rand hat dazu Artikel, die in den vergangenen 20 Jahren im
       Magazin erschienen sind, erneut veröffentlicht und durch einige aktuelle
       Beiträge ergänzt. Das ist zeitgeschichtlich interessant und manche der
       Artikel sind ohnehin weiter aktuell, etwa wenn der Historiker Volker Weiß
       die Ahnenreihe der Neuen Rechten aus der Weimarer Republik vorstellt.
       
       Doch manches doppelt sich dadurch, aktuelle Bezüge und Einschätzungen
       bleiben ungeklärt – etwa wie die heutige Bedeutung des IfS in Abgrenzung zu
       Einrichtungen wie der Bibliothek des Konservatismus und [3][der AfD-nahen
       Desiderius-Erasmus-Stiftung] ist. Oder wie es nach dem „Flügel“-Streit um
       den Einfluss des IfS auf die AfD steht. Lesenswert aber ist das Buch für
       alle, die sich für rechte Ideologieproduktion interessieren, allemal.
       
       6 Nov 2020
       
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