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       # taz.de -- Geplatzter Börsengang in China: Eine Machtdemonstration
       
       > Der Börsengang der chinesischen Ant Group dürfte im zweiten Anlauf
       > gelingen. Doch auch Milliardäre werden im autoritären China immer mehr
       > eingegrenzt.
       
   IMG Bild: Jack Ma, reichster Mann Chinas, ist Gründer der Ant Group
       
       Chinas erfolgreichster Unternehmer genießt eine unglaubliche Popularität in
       seinem Heimatland. Weil er seinen Landsleuten bewiesen hat, dass man im
       modernen China auch ohne reichen Familienhintergrund und Parteikontakte
       Erfolg haben kann. Wie kein Zweiter gilt der exzentrische [1][Jack Ma] als
       die Personifizierung des chinesischen Traums. Entsprechend selbstsicher, ja
       sich scheinbar unverwundbar fühlend, hat Jack Ma vor zwei Wochen während
       einer Rede in Schanghai das risikoscheue, angestaubte Bankensystem
       angegriffen.
       
       In Deutschland würde dies nur ein paar Schlagzeilen produzieren, doch
       spätestens nach ein paar Tagen wäre der Aufschrei verstummt. Im autoritären
       China hingegen werden die roten Linien immer enger gezogen: Was noch vor
       wenigen Jahren als kühne Kritik von der Regierung hingenommen worden wäre,
       wird unter Staatschef Xi Jinping mittlerweile als Angriff auf die soziale
       Ordnung gewertet.
       
       Dass Chinas Finanzregulatoren den geplanten Rekordbörsengang von Jack Mas
       Ant Group – einem Tochterunternehmen des Onlineriesen Alibaba – auf Eis
       gelegt haben, ist eine Machtdemonstration des Staates. Im Reich der Mitte
       kann ein studierter Englischlehrer zwar Multimilliardär werden, doch
       letztlich behält die Parteiführung das Sagen. Xi Jinping lässt keinen
       Zweifel daran, dass er bei der Abwägung zwischen wirtschaftlichen und
       Sicherheitsinteressen stets Letzteren den Vorzug gibt.
       
       Dabei ist [2][Jack Ma kein Provokateur]. Er ist Mitglied der
       Kommunistischen Partei, gibt sich in der Öffentlichkeit loyal gegenüber dem
       System und verteidigt auch die bestehende Internetzensur. Doch im Jahr 2020
       reichen bereits ein paar abfällige Kommentare gegen das Finanzsystem, um in
       die Schranken verwiesen zu werden. Der schillernde Unternehmer-Star wird
       sich von diesem Schlag erholen. Dessen geplatzter Börsengang wird
       wahrscheinlich im zweiten Anlauf gelingen. Das Gefühl der Unverwundbarkeit
       wird Jack Ma in seinem Heimatland jedoch nicht mehr zurückerlangen.
       
       5 Nov 2020
       
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