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       # taz.de -- Chinas Einfluss auf Hongkong: Tschüss, Parlament!
       
       > Nach dem Rauswurf oppositioneller Parlamentarier haben prodemokratische
       > Abgeordnete geschlossen das Parlament in Hongkong verlassen.
       
   IMG Bild: Hongkongs Parlament ist jetzt vollends in Pekings Hand
       
       Mit dem am Mittwoch angekündigten Rücktritt aller prodemokratischen
       Abgeordneten sitzt in Hongkongs Legislativrat keine Opposition mehr. Er
       wird jetzt zu einem zahnlosen Scheinparlament wie Chinas Nationaler
       Volkskongress. Vier aufmüpfige Abgeordnete des prodemokratischen Lagers
       waren von [1][Hongkongs Regierung] aus dem Parlament geworfen worden –
       erstmals ohne Möglichkeit einer gerichtlichen Überprüfung. Dies hatte die
       Regierung in [2][Peking] zuvor beschlossen. Die restlichen 15
       prodemokratischen Abgeordneten im eigentlich autonomen Hongkong legten
       darauf aus Protest ihre Mandate nieder.
       
       Hongkong hatte nie eine wirkliche Demokratie gehabt. Stets diente das
       politische System den Mächten, die in der früheren Kronkolonie das Sagen
       hatten: London bis 1997 und seitdem Peking. Trotzdem wurde im Legislativrat
       die jeweilige Regierung gezwungen, ihre Politik zu begründen. Das begrenzte
       Machtmissbrauch und politische Willkür. Die Demokratiebewegung machte sich
       dabei nie Illusionen über ihre begrenzten Möglichkeiten. Deshalb kämpfte
       sie ja auch für echte demokratische Wahlen.
       
       Letztes Jahr demonstrierten dafür Hunderttausende. Doch das von Peking
       erlassene [3][Sicherheitsgesetz] würgte mit Hilfe der Coronapandemie die
       monatelangen Proteste ab. Der Legislativrat wurde so zur verbleibenden
       Arena im Kampf für Demokratie. Die prodemokratischen Abgeordneten
       verkniffen sich sogar ihren Rücktritt, als Regierungschefin Carrie Lam die
       Pandemie als Vorwand nutzte, um die für September terminierten Wahlen um
       ein Jahr zu verschieben. Damit vermieden Pekings Freunde eine Niederlage
       vergleichbar mit den Distriktwahlen im November, als die Kandidat*innen der
       Demokratiebeweung haushoch gewannen.
       
       Jetzt beenden die prodemokratischen Abgeordneten die Farce. Denn mit dem
       Rauswurf der vier Abgeordneten hat Hongkong seine begrenzten demokratischen
       Spielräume ebenso verloren wie seine rechtsstaatlichen Sicherheiten, die es
       bisher vom Rest Chinas unterschieden. Dessen Regierung versucht nicht
       einmal mehr die Fassade des Hongkong zugesagten Autonomieprinzips „ein
       Land, zwei Systeme“ aufrechtzuerhalten. Chinas Machtpolitik ist eine
       Warnung an alle, die seinen Beschwichtigungen geglaubt hatten, wie auch an
       das eigenständige, aber von Peking beanspruchte Taiwan. Für Hongkong ist es
       ein rabenschwarzer Tag.
       
       12 Nov 2020
       
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