# taz.de -- Podcast „Die Querulant_:/*Innen“: Weil Macht nicht männlich ist
> Die Querulantinnen sprechen von Frauen und Migras in Führungspositionen
> und 40 Jahre Frauenquote in der taz.
IMG Bild: taz-Frauen bei der Durchsetzung der Quote am 15. November 1980
Berlin taz | Er sei für die Frauenquote, sagte CSU-Chef Markus Söder in der
letzten Woche. Damit gab er dem Entwurf der SPD für ein zweites
Führungspositionengesetz (FüPoG) eine neue Perspektive. Das Gesetz sieht in
Vorständen großer Unternehmen eine Quote von mindestens einer Frau vor.
Bisher scheiterte dessen Umsetzung am Widerstand von CDU und CSU. Das erste
FüPoG von 2015 verankerte eine [1][Frauenquote von 30 Prozent in deutschen
Aufsichtsräten].
Die Schriftstellerin Nora Bossong haben wir in der neuen Episode [2][„Die
Querulant_:/*Innen“] gefragt, warum sie als Künstlerin die [3][Kampagne
#ichwill] unterstützt. „Auf freiwilliger Basis ändert sich nichts,“ sagt
sie. Ohne Quote würden wir schlicht nicht auskommen, mehr Frauen in
Machtpositionen seien aber nötig, „damit endlich mal dieser Gedanke aus
unserem Kopf verschwindet, Macht sei per se etwas Männliches.“
Seit Mitte Oktober werben Frauen wie Bossong, die Präsidentin des
Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung Jutta Allmendinger und
Schauspielerin Maria Furtwängler mit dem Hashtag #ichwill für eine
Frauenquote in Vorständen. Sie geben Rückenwind für den Gesetzentwurf der
SPD. [4][Bei Söder scheint's funktioniert zu haben.]
30 Prozent Frauenquote könnte man bei einem Anteil von 50 Prozent in der
Gesamtbevölkerung auch etwas wenig finden. So sahen das jedenfalls die taz
Gründerinnen im Jahr 1980. Nach einem einwöchigen Streit [5][forderten die
Frauen auf einer Redaktionskonferenz vor genau 40 Jahren] die Quote, klare
Verantwortlichkeiten und ein Vetorecht bei Texten über weibliche
Sexualität. Frigide! Meinten die Männer. Also zogen die Frauen blank.
Die taz kam mit nackten Brüsten zu ihrer bis heute geltenden Frauenquote
von 50 Prozent in allen Redaktionspositionen. Unter den Ressortleitungen
der taz liegt der Frauenanteil aktuell bei 48 Prozent und seit diesem Jahr
hat die taz als einzige überregionale Tageszeitung eine reine
Chefinnenredaktion.
Als „altes Patriarchat in neuen Schläuchen,“ beschreibt taz Mitgründerin
Ute Scheub im Podcast noch die Männer von damals. taz Mitgründer Thomas
Hartmann erzählt, warum er sich damals, zur Redaktionskonferenz am 15.
November 1980, dann selbst ausgezogen hat.
Mittlerweile geht es aber längst nicht mehr nur um Quoten für Frauen,
sondern auch für Ostdeutsche und Menschen mit Migrationshintergrund. Dass
diese in deutschen Elitepositionen stark unterrepräsentiert sind, zeigt die
kürzlich veröffentlichten [6][Studie „Teilhabe ohne Teilnahme?“] vom
Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM).
Dr. Sabrina Zajak leitete die Studie, deren Ergebnis war, dass unter knapp
3000 Elitepositionen von 10 Toppositionen nur jeweils eine aus der
jeweiligen Gruppe besetzt wurde. Konkreter: Ostdeutsche machen 19,4 Prozent
der Gesamtbevölkerung aus, ihr Anteil an Eliten beträgt aber nur 10,1
Prozent. Menschen mit Migrationsgeschichte machen 26 Prozent der
Gesamtbevölkerung aus, ihr Anteil an Eliten beläuft sich auf lediglich 9,2
Prozent.
Im Podcast weist Zajak auf Zahlenunterschiede in verschiedenen
gesellschaftlichen Bereichen wie Politik, Kultur und Medien hin, berichtet
von den Ergebnissen der Bevölkerungsbefragung für die Studie und erklärt,
warum 30 Prozent Zustimmung für eine gesetzliche Quote in der
Gesamtbevölkerung eine gute Nachricht sind.
„Die Querulant_:/*Innen“ erscheint in insgesamt sechs Episoden immer
sonntags auf [7][Spotify], [8][iTunes], [9][Deezer] und [10][Podigee]. Es
moderieren Katrin Gottschalk, stellvertretende Chefredakteurin der taz und
Ebru Taşdemir, Chefin vom Dienst in der taz Berlin. Gäste waren bisher die
Autorin Annett Gröschner, der Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch,
taz-Kolumnist*in Hengameh Yaghoobifarah und der freie Autor Stephan
Anpalagan.
15 Nov 2020
## LINKS
DIR [1] /Grosse-Mehrheit-im-Bundestag/!5017780
DIR [2] /Podcast-Die-Querulant_/innen/!t5726975
DIR [3] https://twitter.com/janinakugel/status/1316136307362537472?s=20
DIR [4] /Markus-Soeder-und-die-Frauenquote/!5728350
DIR [5] /40-Jahre-taz-Der-Frauenstreik-1980/!5536153
DIR [6] https://www.dezim-institut.de/fileadmin/user_upload/Projekte/Eliten/ResearchNotes_04_201030_ansicht.pdf
DIR [7] https://open.spotify.com/show/6icu1m0tREutsI8eTL6fj3
DIR [8] https://podcasts.apple.com/podcast/id1536001632
DIR [9] https://www.deezer.com/de/show/1860052
DIR [10] https://die-querulantinnen.podigee.io/
## AUTOREN
DIR Katrin Gottschalk
DIR Ebru Tasdemir
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