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       # taz.de -- Attentat auf iranischen Kernforscher: Blutige Botschaft
       
       > Der Tod des Kernphysikers Fachrisadeh wird das iranische
       > Atomforschungsprogramm kaum verzögern. Eine Wirkung dürfte das Attentat
       > trotzdem haben.
       
   IMG Bild: Die Familie des ermordeten Kernphysikers Mohsen Fachrisadeh nimmt Abschied
       
       Das iranische Atomwaffenprojekt mit dem [1][Mord an dem Kernphysiker Mohsen
       Fachrisadeh] stoppen oder auch nur deutlich verlangsamen zu können, ist zu
       illusorisch, als dass man in Israel – davon ausgehend, der jüdische Staat
       stehe hinter dem Attentat – ernsthaft damit rechnen wird. Der ermordete
       Fachrisadeh galt zwar als Schlüsselfigur des Forschungsprogramms, trotzdem
       wird er zu ersetzen sein.
       
       Spätestens seit den Exekutionen einer ganzen Serie iranischer Atomforscher
       vor rund zehn Jahren dürfte in Sachen Nachfolge für die Experten vorgesorgt
       worden sein. Die Hinrichtung Fachrisadehs ist vielmehr Teil der
       psychologischen Kriegsführung gegen den Erzfeind. Einmal mehr führt Israels
       gefürchteter Geheimdienst Mossad der Welt vor Augen, dass „unser langer Arm
       jeden erreicht, der uns schadet“, wie es [2][Regierungschef Benjamin
       Netanjahu] in ähnlichem Zusammenhang einmal festhielt.
       
       Bemerkenswert ist diesmal vor allem das Timing. Für die Exekutionskommandos
       spielen aktuelle politische Umstände viel weniger eine Rolle als die Gunst
       der Stunde. Man schlägt zu, wenn man sicher sein kann, dass das Ziel
       getroffen wird, ohne dass dabei ein allzu großer Kollateralschaden
       entsteht, sprich: dass Unbeteiligte sterben. Fachrisadeh stand seit Jahren
       auf der Abschussliste des Mossad. Dass er gerade jetzt getötet wurde, ist
       aus israelischer Sicht auch politisch günstig.
       
       Der Tod des iranischen Top-Atomphysikers schließt sich geradezu ideal an
       den Ausgang der US-Wahlen an. Der Anschlag ist gleichzeitig ein Signal an
       den [3][künftigen Chef im Weißen Haus. Joe Biden] wird das erneute Gespräch
       mit der iranischen Führung suchen, nachdem die USA vor gut zwei Jahren das
       Atomabkommen mit Teheran aufkündigten.
       
       Eine Lockerung der unter dem scheidenden US-Präsidenten Donald Trump
       verhängten und aktuell zusätzlich verschärften Sanktionen wäre jedoch ganz
       und gar nicht im Sinne Israels. Nicht so schnell und nicht ohne uns! Das
       ist die Botschaft aus Jerusalem.
       
       30 Nov 2020
       
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