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       # taz.de -- Tatorte der Normierung: Schulen müssen noch lernen
       
       > Gerade in der Schule müssten Trans*Personen einen Schutzraum finden für
       > ihr Outing. Das Gegenteil ist oft der Fall.
       
   IMG Bild: Hauptsache eine Schublade
       
       Bremen taz | Wie haben Sie eigentlich damals Ihrer Klassenlehrerin oder
       Ihrem Klassenlehrer bewiesen, dass Sie ein Junge sind oder ein Mädchen?
       Ach, wie, das mussten Sie gar nicht? So eine Frage hätten Sie für
       unangemessen gehalten und übergriffig? Sie hätten sich beschwert bei Ihren
       Eltern über die Lehrkraft?
       
       Trans*Personen, die früh merken: Ihnen ist bei der Geburt ein falsches
       Geschlecht zugewiesen worden, passiert das offenbar oft. Und zwar nicht nur
       an evangelikalen Privatschulen, auf deren, mit Verlaub, durchgeknallte
       theozentrische Weltsicht und bibeltreue Biologie ja niemand gezwungen ist,
       sich einzulassen: Dass der Staat sie einfach unkontrolliert gewähren lässt,
       wie [1][am Beispiel des Falls Max und der Freien Evangelischen
       Bekenntnisschule] Bremen zu sehen, ist schlimm genug. Aber es kann nicht
       überraschen.
       
       Denn auch an den staatlichen Schulen missbrauchen weltliche Lehrkräfte ihre
       Stellung, indem sie nicht nur auf einer Geschlechtszuweisung beharren –
       sondern sich noch dazu, wo sie strittig ist, anmaßen, über sie zu
       entscheiden. Sie wirken, ungestraft, wahrscheinlich ohne jede böse Absicht,
       mit beharrlicher Ignoranz und amtlicher Repression: Das passiert auch heute
       noch, selbst in einem so weltoffenen, im guten Sinne liberalen und
       toleranten Gemeinwesen, wie es Bremen ja nicht nur sein will, sondern doch
       auch weitgehend wirklich ist.
       
       ## Nötige Fortbildung
       
       Hier bedarf es dringend der Fortbildung und Sensibilisierung von
       Lehrkräften. Denn es ist unangemessen, wenn diese meinen, darüber bestimmen
       zu sollen, wer Mädchen ist, wer Junge, wer divers. Das müssen die Kinder
       heute selbst tun; keine ganz leichte Aufgabe. Aber sie bekommen das hin.
       
       „Und was ist mit dem Sportunterricht und den Umkleidekabinen??!!!“: Da
       blinkt dann schnell ein Einwand auf. Der ist genau besehen kein Argument,
       auch wenn er ein reales, aber architektonisch lösbares Problem beschreibt.
       Genau genommen ist dieser Einwand eher ein Beweis: Dafür, dass die Schulen
       noch immer Tatorte der Hetero-Normierung sind.
       
       Stattdessen sollten sie, gerade auch für Zweifel an geschlechtlicher
       Identität, die in vielen Familien nicht auf Verständnis stoßen, Schutzräume
       sein. Es liegt an den Lehrkräften, sie dazu zu machen: zu einer Schule für
       eine Gesellschaft, in der Diversität kein Makel ist. Sondern Normalität.
       
       Mehr lesen Sie in der gedruckten taz am wochenende – oder [2][hier]
       
       27 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Schirrmeister
       
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