URI: 
       # taz.de -- Entschuldigung für Virologen-Schmählied: Arzt bereut Wortwahl
       
       > „Virologen in die Flammen“ will ein Bremer Mediziner nicht mehr singen.
       > Nach einem taz-Bericht drohen ihm straf- und berufsrechtliche Verfahren.
       
   IMG Bild: „Friedliche“ Querdenken-Demonstration in Leipzig. Der Arzt war auch dort
       
       BREMEN taz | Der Bremer Arzt, der vor einer Woche auf einer
       „Querdenken“-Demonstration gegen die Coronamaßnahmen „Virologen in die
       Flammen“ [1][gesungen hatte (taz berichtete)], entschuldigte sich in einer
       am Freitag veröffentlichten Stellungnahme für seine Wortwahl.
       
       „Ich bin erschrocken über die öffentliche Wirkung, die mein Lied ‚Covid
       verbrannt‘ ausgelöst hat“, heißt es im ersten Satz. Und weiter: „Das
       bedauere ich zutiefst, habe das so nicht gewollt und nicht vorhergesehen
       und ich möchte mich dafür öffentlich entschuldigen.“ Es gibt keinen
       Adressaten für die Entschuldigung.
       
       Jürgen Fuchs, der in Bremen eine allgemeinmedizinische Praxis mit
       naturheilkundlichem Schwerpunkt betreibt, schreibt, er habe „als
       Liedermacher mit künstlerischer Freiheit überspitzt und provokativ
       formuliert“. Er habe damit einen „Beitrag zur Bewältigung der derzeitigen
       gesundheitlichen und gesellschaftlichen Krise“ leisten wollen.
       
       „Um Aufmerksamkeit zu erreichen für die Vielschichtigkeit des Themas und
       für eine Erweiterung des Blickwinkels habe ich die Gelegenheit zum Auftritt
       ergriffen.“ Es war nicht sein erster Auftritt auf einer
       Querdenken-Demonstration. Sein Anliegen als „humanistischer, demokratischer
       und in der Klimakrise engagierter Bürger“ sei es, „einen Dialog zu fördern
       zwischen den oft verhärteten Positionen“.
       
       ## Distanz zu „Querdenken“
       
       Fuchs sagt außerdem, er identifiziere sich nicht mit „Querdenken“ und
       „rechten Tendenzen“, die es in der Bewegung gebe. Unter dem Namen
       „Querdenken“ organisieren sich in mehreren deutschen Städten Menschen, die
       das Coronavirus für harmlos halten und die Maßnahmen zur Eindämmung der
       Pandemie für falsch.
       
       Auf deren regelmäßigen Demonstrationen laufen Rechtsextremist*innen teils
       offen mit. „Den ganzen Protest durchziehen antisemitische
       Verschwörungstheorien, eine staatsfeindliche Rhetorik und
       Widerstandsaufrufe“, hatte Thüringens Verfassungsschutzpräsident
       [2][Stephan Kramer der taz gesagt].
       
       Dies geschah nach der „Querdenken“-Demonstration am 7. November in Leipzig,
       wo [3][bis zu 45.000 Menschen gegen die Coronamaßnahmen] demonstriert
       hatten, größtenteils ohne Masken und Abstand. Zudem hatten Neonazis gezielt
       Journalist*innen angegriffen. Fuchs hatte auf der Bremer Demonstration eine
       Woche später gesagt, er sei dort gewesen.
       
       In dem Videomitschnitt, der am Freitag vermutlich aus juristischen Gründen
       nicht mehr auf der Querdenken-Homepage verfügbar war, spricht er darüber,
       dass es aus taktischen Gründen klüger sei, auf Demonstrationen Masken zu
       tragen – damit diese nicht aufgelöst werden können.
       
       ## „Nur ein Grippevirus“
       
       In seiner Entschuldigung schreibt er jetzt, er habe während seines
       Auftritts „dazu aufgerufen, dass bei Kundgebungen das Tragen des Mund-
       Nasenschutzes und die Abstandsregeln eingehalten werden sollten“. Und: Er
       wolle „die gesundheitlichen Gefahren von Covid 19 nicht verharmlosen“. Im
       Lied, das er nicht mehr spielen will, heißt es, das Coronavirus sei „nur
       ein Grippevirus“.
       
       Im letzten Abschnitt seiner Erklärung geht er darauf ein, welche
       Konsequenzen die Veröffentlichung für ihn habe. „Der ganze Vorgang bedeutet
       eine Rufschädigung für meine Person und, auch wenn mein Auftritt als
       Privatperson und Liedermacher erfolgte, leider auch für meine berufliche
       Tätigkeit als Allgemeinarzt, wo mir nun berufsrechtliche Konsequenzen
       seitens der Ärztekammer Bremen drohen.“
       
       Die kassenärztliche Vereinigung hatte dem Weser Kurier angekündigt, sie
       wollen Fuchs Zulassung prüfen. Sie fragt sich, „ob die zur Schau gestellte
       Einstellung von Dr. Fuchs noch mit vertragsärztlichen Grundsätzen
       übereinstimmt“.
       
       Die Bremer Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Volksverhetzung und
       Aufruf zu einer Straftat.
       
       20 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Wegen-hetzerischen-Coronalieds-angezeigt/!5725646
   DIR [2] /Corona-Protest-nach-Leipzig-Demo/!5724075
   DIR [3] /Querdenker-Protest-in-Leipzig/!5726829
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Eiken Bruhn
       
       ## TAGS
       
   DIR Verschwörungsmythen und Corona
   DIR "Querdenken"-Bewegung
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Verschwörungsmythen und Corona
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Verschwörungsmythen und Corona
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR „Querdenker“-Protest in Leipzig: Ohne gültiges Attest
       
       Für einen erneuten „Querdenker“-Aufmarsch fand sich am Samstag kein
       Anmelder, dafür gingen mehr als tausend Gegendemonstranten auf die Straße.
       
   DIR Debatte über Coronaprovokateure: Die große AfD-Opfershow
       
       Union, SPD, FDP, Grüne und Linkspartei attackieren die AfD, weil sie
       Querdenker in den Bundestag schleuste. Die AfD sieht das aber ganz anders.
       
   DIR Wegen hetzerischen Coronalieds angezeigt: Mediziner zündelt
       
       Auf einer Bremer „Querdenken“-Demonstration gegen die Coronamaßnahmen singt
       ein Arzt von „Virologen in die Flammen“. Der Staatsschutz ermittelt.
       
   DIR Demonstrationen gegen Coronapolitik: Gefährliches Schutzverständnis
       
       Wieder haben Menschen gegen die Coronamaßnahmen demonstriert. Doch in
       Wirklichkeit fordern sie einen Staat, der die Schwächsten nicht schützen
       soll.