# taz.de -- Vorwürfe von schwarzer KI-Forscherin: Proteste bei Google
> Die bekannte KI-Forscherin Timnit Gebru verlässt Google im Streit. Grund
> ist eine Studie zu Sprachverarbeitung, die dem Konzern nicht passt.
IMG Bild: Forscherin Timnit Gebru wirft ihrem Ex-Arbeitgeber Zensur vor
Google liebt sein Image als uneigennütziger Tech-Konzern. Da passt es nicht
gut ins Bild, wenn Tausende Mitarbeiter:innen protestieren und in einem
offenen Brief Aufklärung fordern. Ihre Vorwürfe: Die Schwarze KI-Forscherin
Timnit Gebru sei rassistisch diskriminiert und anschließend entlassen
worden. Googles Leiter der KI-Abteilung Jeff Dean dementiert die Vorwürfe
und sagt, Gebru habe gekündigt. Seit Anfang Dezember wird über diese Frage
beim Tech-Konzern gestritten.
[1][Eine unternehmenskritische Mail] und eine nichtveröffentlichte Studie
waren laut Gebru Auslöser des Konflikts. In der Mail beklagt Gebru die
mangelnde Geschlechtervielfalt bei Google. Der Konflikt kochte schnell
hoch, weil Gebru den Vorwurf auf Twitter postete. Als internationale Größe
in der Forschung zu KI-Ethik arbeitet sie zu rassistischen und sexistischen
Vorurteilen, [2][die in vermeintlich neutralen Algorithmen schlummern].
Sie wies nach, dass KI-Gesichtserkennung Schwarze Frauen tendenziell
schlechter erkennt. Die hohe Fehlerquote liegt auch darin begründet, dass
nur wenige Schwarze Frauen bei der Entwicklung von
Gesichtserkennungssoftware beteiligt sind. Nur verhältnismäßig wenige
Schwarze Frauen arbeiten bei dem Tech-Konzern.
Aber auch die abgelehnte Studie ist für Google heikel, weil sie am
Geschäftsmodell des Unternehmens sägt. Tech-Firmen, heißt es darin, könnten
mehr tun, damit KI-Systeme Geschlechtervorurteile nicht weiter
reproduzieren. Außerdem verbrauchten sie zur Spracherkennung viel
Rechenleistung und würden damit die Umwelt belasten. Auch könnten derartige
Systeme für Desinformation missbraucht werden. Google wies den Entwurf
intern zurück, weil er angeblich nicht genügend aktuelle Studien
berücksichtige. [3][Wissenschaftler:innen sprechen hingegen von
Zensur]. In der Literaturliste sind indes [4][mehr als 128 Verweise
angeführt].
Schon im Jahr 2019 hatte Meredith Whittaker Google im Streit verlassen,
auch sie arbeitete im Bereich der KI-Ethik. Der Eindruck bleibt, dass
Google Mitarbeiter:innen, die das Geschäftsmodell gefährden und Kritik
öffentlich äußern, loswerden will. Und dabei Kritik aus der Wissenschaft
kleinredet, wenn sie nicht ins Bild passt.
10 Dec 2020
## LINKS
DIR [1] https://www.platformer.news/p/the-withering-email-that-got-an-ethical
DIR [2] /Dekolonialisierung-von-Algorithmen/!5706540
DIR [3] https://googlewalkout.medium.com/standing-with-dr-timnit-gebru-isupporttimnit-believeblackwomen-6dadc300d382
DIR [4] https://www.technologyreview.com/2020/12/04/1013294/google-ai-ethics-research-paper-forced-out-timnit-gebru/
## AUTOREN
DIR Denis Giessler
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