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       # taz.de -- Ikea-Katalog nicht mehr auf Papier: Aber es raschelt doch so schön!
       
       > Bei Ikea online einkaufen macht einen zwar irre, aber dennoch: Der
       > gedruckte Katalog soll 2022 eingestellt werden. Ein Abschied.
       
   IMG Bild: In Spitzenzeiten betrug die Auflage 200 Millionen Stück weltweit
       
       288 Seiten hat er, der 70. Ikea-Katalog für 2021. Es soll der letzte sein,
       verkündete das Unternehmen. Der Grund: Veränderung von Medienkonsum und
       Verbraucherverhalten. Immerhin seien die Online-Umsätze – auch durch die
       Coronakrise – 2020 um 45 Prozent gestiegen.
       
       Das ist ein Wunder – oder ein Hinweis auf die gestiegene Freizeit und
       Ausdauer der Kund:innen. Denn wer schon mal versucht hat, online bei Ikea
       einzukaufen, weiß, dass das gar nicht so leicht ist: Die Dinge sind da,
       dann sind sie weg, dann können sie nicht geliefert werden, aber abgeholt,
       aber nicht da, wo du willst – und nein, da mal sicher auch nicht. Click &
       Collect? Super Idee, ja, aber nein, leider nicht für dich, warum, weiß
       gerade niemand – Tschüssi.
       
       Alles, aber wirklich alles ist darauf ausgelegt, dass man am Ende brüllt:
       [1][Ich fahr da jetzt selbst hin]! Nur um dann bereits entnervt stundenlang
       den Pfeilen auf dem Boden zu folgen und nicht nur mit dem, was man kaufen
       wollte, den Laden zu verlassen, sondern auch noch mit drei Blumentöpfen,
       vier Kissen, dem superduper Schneidebrett, das eine ganz andere Maserung
       hat als die elf, die schon zu Hause stehen – und mit 15.000 Kerzen. Mit dem
       Katalog im Kopf ist man zumindest gern hingefahren: „Hallo Billy, hallo
       Kallax, hallo du Saugnapfhaken, der immer von der Wand fällt – ich bin
       extrem gut vorbereitet, aber jetzt erst mal einen Hotdog.“ Die Stimmung ist
       einfach eine andere.
       
       Die Argumente für Print kennen wir alle: Es raschelt so schön, ein
       geliebtes Ritual, Online bringt den Umsatz nicht. Dagegen stehen:
       Druckkosten, Logistik, sinkende Auflage, ächzende Austräger:innen. Aber was
       für Tageszeitungen noch hie und da nachvollziehbar ist, gilt doch nicht für
       ein jährliches Printprodukt. In Deutschland wurden im Jahr 2020 noch 23
       Millionen Stück angebracht, der aktuelle Katalog hat eine Auflage von 8,5
       Millionen. Klar, geht auch digital – aber wer blättert online ernsthaft 288
       Seiten durch?
       
       ## Einheitliche Individualität
       
       Der Ikea-Katalog ist auch viel mehr als ein Printprodukt. Er ist die Bibel
       der einheitlichen Individualität. Die North-Face-Jacke der Wohnzimmer.
       Design für Geringverdiener, mundfertig aufbereitet, sodass auch die
       untalentiertesten Inneneinrichter:innen nicht viel falsch machen können.
       
       Doch es ist wohl entschieden. Hoffentlich investiert Ikea jetzt kräftig in
       Online, denn auf einer Printleiche und einem halbherzigen Onlineauftritt
       lässt sich nicht viel bauen.
       
       8 Dec 2020
       
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