# taz.de -- Räumung im Dannenröder Forst: Vorwürfe an Waldbesetzer
> Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Totschlags gegen einen
> Demonstranten. Aktivisten bezweifeln die Darstellung der Polizei.
IMG Bild: Vergänglich: Eine Tripod-Holzkonstruktion im Dannenröder Forst
Hamburg taz | Männlich, groß, schlank, mit Bart und blauen Augen – so
beschreibt die mittelhessische Polizei einen Aktivisten [1][aus dem
Dannenröder Wald], nach dem die Gießener Staatsanwaltschaft jetzt
öffentlich fahndet. Dem Aufruf zur Mithilfe an die Bevölkerung sind drei
Fotos beigefügt, auf denen der Mann gut zu erkennen ist. Was man ihm
vorwirft, wiegt schwer: Die Staatsanwaltschaft ermittelt unter anderem
wegen versuchten Totschlags.
Der Unbekannte soll am 23. November ein Seil durchtrennt haben, das eine
zweibeinige Holzkonstruktion, einen „Duopod“, gehalten hat. Daraufhin sei
der Duopod umgefallen. Polizist*innen, die sich in der Nähe aufgehalten
hätten, seien im letzten Moment zur Seite gesprungen. Ein Bagger sei aber
getroffen worden, der Fahrer in der Kabine jedoch unverletzt geblieben.
[2][Laut Polizei haben mehrere Zeug*innen den Vorfall beobachtet.] Bei
ihnen handelt es sich ausschließlich um Polizist*innen und den
Baggerfahrer, bestätigte ein Sprecher der Gießener Staatsanwaltschaft auf
Nachfrage.
Ebenfalls wegen Durchtrennen eines Seils ermittelt die Gießener
Staatsanwaltschaft gegen einen Polizisten. Hier lautet der Anfangsverdacht
allerdings lediglich „fahrlässige Körperverletzung im Amt“. Der Polizist
soll ein Seil durchtrennt haben, das einen Tripod sicherte, in dem eine
Frau hing. Sie [3][stürzte daraufhin aus fünf Meter Höhe] auf den Waldboden
und kam mit mehrfachen Wirbelbrüchen ins Krankenhaus. „Es liegen keinerlei
Hinweise auf ein vorsätzliches Handeln des Beamten vor“, teilte die Polizei
kurz nach dem Vorfall mit. Zum aktuellen Stand der Ermittlungen konnte die
Staatsanwaltschaft am Montag keine Angaben machen.
„Es macht den Anschein, als würde hier mit zweierlei Maß gemessen“, sagte
eine Sprecherin der Waldbesetzer*innen der taz. Im Fall des umgestürzten
Duopods sei noch nichts bewiesen. Dass die Staatsanwaltschaft dennoch so
schwere Vorwürfe erhebe, stehe in krassem Gegensatz zu dem Ermittlungseifer
im Fall von Polizeigewalt gegen Aktivist*innen. An der Darstellung der
Polizei, wie es zum Sturz des Duopods gekommen sei, äußerte sie Zweifel. Im
Wald versuchen Aktivist*innen derweil, das letzte noch stehende
Baumhausdorf zu verteidigen. Am Montagnachmittag waren dort noch drei
Baumhäuser besetzt. Die Polizei geht davon aus, dass die Räumung spätestens
am Mittwoch beendet ist.
7 Dec 2020
## LINKS
DIR [1] /Raeumung-des-Dannenroeder-Forsts/!5734763
DIR [2] https://www.polizei.hessen.de/icc/internetzentral/nav/17e/broker.jsp?uCon=13f605ab-d28a-3671-93eb-b8e0cd405911&uTem=8ed702cd-aff2-3941-cd47-a0a30165474d&uMen=17e706de-6c31-2c41-12da-af82bb838f39
DIR [3] /Polizeieinsatz-im-Dannenroeder-Forst/!5725394
## AUTOREN
DIR Katharina Schipkowski
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