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       # taz.de -- S-Bahn-Verbindungen in Hamburg: Schluss mit Alsterblick
       
       > Das Bundesverkehrsministerium möchte die Dammtor-S-Bahn-Linie in einen
       > Tunnel verlegen. Die Haltestellen Sternschanze und Holstenstraße wären
       > weg.
       
   IMG Bild: Könnte in Zukunft Fernreisenden vorbehalten sein: Fahrt über Lombardsbrücke mit Blick zum Rathaus
       
       Hamburg taz | Es wirkt, als sei der Bund spendabel. Enak Ferlemann,
       Staatssekretär im Verkehrsministerium, stellte jüngst in Hamburg die
       „Machbarkeitsstudie“ [1][für einen zweiten S-Bahn-Tunnel] für rund drei
       Miliarden Euro vor, der ab Hauptbahnhof nach Altona führt und größtenteils
       vom Bund bezahlt wird. Was jetzt [2][durch eine Anfrage der Linken]
       deutlich wird: Die Hamburger verlören auch etwas. Die S-Bahn-Strecke, die
       oberirdisch über Alster, Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße führt.
       
       Der CDU-Politiker Ferlemann sagte, er rechne damit, dass der neue Tunnel
       Mitte der 2030er-Jahre fertig sein könnte, das sei „ehrgeizig, aber
       machbar“. Die 5,4 Kilometer langen Tunnelröhren, die unter der Erde je
       einen Halt vor dem Dammtor, beim Schlump und am Doormansweg hätten, würden
       [3][laut der Konzeptstudie] 2,82 Milliarden Euro kosten.
       
       Weitere 248,9 Millionen Euro kostet dem Papier zufolge die „Ertüchtigung“
       der „[4][Verbindungsbahn]“, wie die vier Gleise nach Altona heißen. Durch
       den neuen Tunnel könne „ein frei werdendes Gleispaar“ für den Fern- und
       Regionalverkehr „umgewidmet“ werden. Zur Ertüchtigung gehörten auch
       „Umbauten“ an den Haltestellen Dammtor, Sternschanze (Messe) und
       Holstenstraße. Geplant ist der „Rückbau der Bahnsteige, an denen keine
       Regional- oder Fernverkehrszüge halten“.
       
       Die Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann wollte nun vom Senat wissen,
       ob er den Bahnhof Sternschanze für verzichtbar hält. Aus der Antwort wird
       deutlich, dass der Senat sich schwer tut. Die Station sei bedeutender
       „Umsteigepunkt“ und sei wichtig „im freizeitlichen Abend- und
       Nachtverkehr“.
       
       Die Linke fragte ferner, ob auch geprüft wurde, statt für die S-Bahn für
       den Fernverkehr einen Tunnel zu bauen. In der Antwort heißt es, das
       Bundesverkehrsministerium habe sich für den S-Bahn-Tunnel ausgesprochen.
       Argumente seien gewesen, dass deren Tunnelröhren kleiner sein könnten und
       sich ein Fernbahntunnel südlich des Hauptbahnhofs in verschiedene
       Richtungen verzweigen müsste. Doch aus Sicht der Hamburger Verkehrsbehörde
       sei diese Frage „noch nicht entschieden“.
       
       Der grüne Verkehrssenator Anjes Tjarks sagt, für eine erfolgreiche
       Mobilitätswende benötige man mehr Schienenkapazität. Da sei der Vorschlag
       des Bundes „ein erster Aufschlag, der nicht nur Lösungen, sondern auch
       viele Herausforderungen bringt“. Auch der grüne Fachsprecher für Verkehr,
       Gerrit Fuß, mahnt, es dürfe keine Vorfestlegung ohne Beteiligung Hamburgs
       geben.
       
       Sein Kollege von der SPD, Ole Thorben Buschhüter, sagte allerdings, seine
       Fraktion stehe zum „Deutschland-Takt“ und dem Ziel, den Anteil der Schiene
       zu erhöhen. Da könne ein zweiter S-Bahn-Tunnel helfen. Die Frage sei, ob an
       den Bahnhöfen Dammtor, Sternschanze und Holstenstraße „nicht wenigsten die
       Regionalzüge halten sollten“.
       
       Die CDU trommelt für den S-Bahn-Tunnel. Seine Fraktion habe bereits 2016
       vergeblich eine Studie gefordert, sagt Fraktionschef Dennis Thering. „Ohne
       den Bund wären wir auch heute kein Schritt weiter.“
       
       Sudmann fordert „eine offene und transparente Diskussion“. Es führen
       täglich mehr Menschen mit der S-Bahn über die Alster als mit dem
       Fernverkehr. „Vielleicht gibt es Alternativen, damit die HVV-Nutzer weiter
       oberirdisch fahren können.“
       
       Das sieht Norbert Holtz von der Initiative „Stadtbahn jetzt“ ähnlich. Seine
       Gruppe will einen Plan vorstellen, der die S-Bahn-Strecke größtenteils
       über der Erde ließe. Der Grüne Verkehrspolitiker Gerrit Fuß sagt indes, er
       halte mehr Schienenkapazität für nötig und denke nicht, dass für den
       Großteil der Fahrgäste „oberirdisch versus unterirdisch“ ausschlaggebend
       sei. „An Haltestellen ist es wichtig, dass sie gut ausgeleuchtet und sauber
       sind.“
       
       27 Nov 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ueberfuellter-Hamburger-Hauptbahnhof/!5646295
   DIR [2] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/73410/ferlemann_tunnel_fuer_die_s_bahn_wie_sieht_es_aus_mit_der_aufwaertskompatibilitaet_des_fernbahnhofs_diebsteich_und_dem_wegfall_beziehungsweise_der_ver.pdf
   DIR [3] https://www.lok-report.de/images/news/news_2020_46/220_hamburg.pdf
   DIR [4] https://de.wikipedia.org/wiki/Hamburg-Altonaer_Verbindungsbahn
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Kaija Kutter
       
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