# taz.de -- Neues Album von US-Sängerin Miley Cyrus: Engel mit Schmirgelpapierstimme
> US-Popstar Miley Cyrus macht auf ihrem neuen Album „Plastic Hearts“ in
> Rock – mit Joan Jett und Billy Idol als Gästen.
IMG Bild: Hält sie sich etwa die Ohren zu? Miley Cyrus
Häufig haben Popstars nach einer gewissen Zeit des Ausprobierens ihren
eigenen Stil gefunden. Nicht so Miley Cyrus. Mal bringt die einstige
[1][Teenpop-Heldin], berühmt geworden durch die US-TV-Serie „Hannah
Montana“, HipHop-Anleihen aufs Tableau, mal bedient sie sich beim
[2][Countrysound]. Dieses Mal ist Rock an der Reihe, daran lässt das Cover
ihres neuen Albums „Plastic Hearts“ nicht den geringsten Zweifel.
Da inszeniert sich die 28-Jährige mit Vokuhila und schwarzen
Lederhandschuhen wie eine Ikone aus den frühen Achtzigern. Passenderweise
hat Cyrus [3][Joan Jett] und Billy Idol für jeweils einen Song als Gäste
rekrutiert. Was nicht heißen soll, dass Miley Cyrus jetzt gestandene
Rockfans über 50 für sich gewinnen will. Sie zielt nach wie vor auf ein
jüngeres Publikum ab.
Dank ihrer angerauten Stimme gibt die US-Amerikanerin zwar sehr überzeugend
in bester Bonnie-Tyler-Manier die Schmirgelpapierstimme, ihr Gesang wird
allerdings eher selten von satten Gitarrenriffs angekickt, sondern mehr von
treibenden Keyboardklängen. Miley Cyrus und ihr Produzententeam, in dem
Mark Ronson tonangebend vertreten ist, haben gleich weitergedacht.
## Powerplay im Hitradio
Wer auf Airplay im Hitradio schielt, ist gut beraten, einen mittigen Sound
mit hohem Wiedererkennungswert zu produzieren. In den 15 Songs stecken
einige Rock-Zitate und ganz viel Pop. Das kraftvolle „WTF do I know“ hat
die gleiche Attitüde wie die frühe Avril Lavigne, die in den Nullerjahren
von cleveren Marketingstrategen als Mainstream-Punk gepriesen wurde. Die
selbstmitleidige Hymne „Hate me“ bedient eingängigen Poprock, dessen Hooks
sofort radiokompatibel sind.
Mit zwei Coversongs, „Heart of Glass“ (Blondie) und „Zombie“ (The
Cranberries), hat Miley Cyrus allerdings zu tief in die Mottenkiste
gegriffen. Weder dem Blondie-Hit noch dem Cranberries-Klassiker gewinnt sie
etwas eigenes Neues ab, ihre Coverversionen scheitern an zu viel Ehrfurcht
vor den Originalen. Die Power-Ballade „Angels like you“ ist da schon
stimmiger, sie sorgt mit Moll-Akkorden für melancholische Stimmung.
Bei „High“ bleiben die minimalistischen Country-Anleihen unverkennbar. In
dieser getragenen Nummer hat sich Miley Cyrus an Trennungsschmerzen
abgearbeitet. Ihr Ex, Schauspieler Liam Hemsworth, reichte 2019 nach acht
Monaten Ehe die Scheidung ein.
Vielleicht knutscht die US-Sängerin deshalb in dem „Prisoner“-Video mit
ihrer Kollegin Dua Lipa. Setzt der Clip ein Zeichen für Feminismus? Oder
soll er Miley Cyrus der LGBTIQ-Szene näherbringen? Vermutlich beides.
Musikalisch groovt dieser Titel sorglos dahin und bedient sich schamlos bei
Olivia Newton-Johns Hit „Physical“. Trotzdem – oder gerade deshalb – wird
es dieses Lied mit Sicherheit auf viele Partyplaylists schaffen.
1 Dec 2020
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## AUTOREN
DIR Dagmar Leischow
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