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       # taz.de -- Wirtschaftlichkeit von ÖPP-Projekten: Scheuer will nicht informieren
       
       > Der Bundesverkehrsminister mauert bei Wirtschaftlichkeitsprüfungen zu
       > Straßenbau mit privaten Investoren. Grüne sind gegen ÖPP-Projekte.
       
   IMG Bild: Andreas Scheuer will Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zu ÖPP-Projekten nicht veröffentlichen
       
       Berlin taz | Im kommenden Jahr will Bundesverkehrsminister [1][Andreas
       Scheuer (CSU)] das erste Vergabeverfahren für eine
       Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) für eine Bundesstraße abschließen.
       Allein für die Vorbereitung und Beratung hat das Ministerium bislang
       750.000 Euro ausgegeben. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage des
       grünen Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler hervor. Obwohl es im
       Koalitionsvertrag von Union und SPD anders vereinbart ist, will Scheuer die
       abschließende Wirtschaftlichkeitsuntersuchung zu diesem ÖPP-Projekt und
       zwei weiter geplanten nicht veröffentlichen.
       
       Bei ÖPP-Projekten wie etwa Infrastrukturvorhaben arbeiten öffentliche Hand
       und private Unternehmen zusammen. Befürworter argumentieren, Private seien
       wirtschaftlicher. Kritiker w[2][eisen auf höhere Kosten hin], weil Erträge
       für die Privatinvestoren erwirtschaftet werden müssen – und dass im
       Zweifelsfall Kosten am Staat hängen bleiben.
       
       Das ÖPP-Vergabeverfahren für die Bundesstraße B247 in Thüringen soll 2021
       abgeschlossen werden. Im selben Jahr will das Bundesverkehrsministerium das
       Vergabeverfahren für die Autobahn A1/A30 starten, das im Bundeshaushalt mit
       1,3 Milliarden Euro veranschlagt ist. 2022 folgt das Vergabeverfahren für
       die A61, für die im Bundeshaushalt 1,4 Milliarden Euro eingeplant sind. Ob
       die öffentlich-private Partnerschaft bei diesen Projekten wirtschaftlich
       ist, wird sich kaum nachvollziehen lassen. Eine Veröffentlichung der
       projektspezifischen Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen der ÖPP-Projekte im
       Bundesfernstraßenbau erfolge nicht, teilte das Bundesverkehrsministerium
       Kindler auf eine Anfrage mit. Zur Veranschaulichung der angewendeten
       Methodik wurde eine Muster-Wirtschaftlichkeitsuntersuchung veröffentlicht,
       heißt es in dem Schreiben. Das verstößt gegen den Koalitionsvertrag. Denn
       der sieht unter dem Punkt Finanzierung/Verkehrsinvestition die
       Veröffentlichung von Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen bei ÖPP-Projekten im
       Internet vor.
       
       „Andreas Scheuer fürchtet die Transparenz bei ÖPP-Projekten, denn dann
       würde öffentlich werden, wie hoch die Renditen wirklich sind, die er
       Privaten bei ÖPP-Projekten zahlt“, kritisiert Kindler. Alle Analysen
       [3][des Bundesrechungshofs] zeigten, dass die Projekte im Straßenbau für
       den Bund nicht wirtschaftlich sind. „Öffentlich-Private-Partnerschaften im
       Straßenbau sind unwirtschaftliche Privatisierungsprojekte, die gesetzlich
       verboten werden sollten“, fordert Kindler.
       
       15 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Andreas-Scheuer-und-die-Fachleute/!5657007
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   DIR Anja Krüger
       
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