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       # taz.de -- Einkommensverluste in Bremen 2020: Pandemie nimmt’s von den Armen
       
       > Eine Studie der Arbeitnehmerkammer zeigt, dass Ungelernte besonders viel
       > Lohn verloren haben. Das Durchschnittsgehalt in Bremen ist aber eher
       > hoch.
       
   IMG Bild: Arme Gastro-Angestellte – und das nicht nur in der Pandemie
       
       Bremen taz | Dass die Coronapandemie für viele einen Unterschied auf der
       Gehaltsabrechnung macht, war klar – aber wie sehr? Die
       [1][Arbeitnehmerkammer Bremen hat nun in einer Studie] für das zweite
       Quartal des Jahres Zahlen vorgelegt. Danach waren die Löhne im Land Bremen
       in diesem Zeitraum durchschnittlich 4,9 Prozent niedriger als 2019.
       
       Hauptursache waren die Schließungen und Teilschließungen vieler Betriebe in
       dieser Zeit und damit der Rückgang der bezahlten Wochenstunden. Allein im
       April waren rund 72.000 Beschäftigte im Land Bremen in Kurzarbeit; das
       Kurzarbeitergeld konnte nur einen Teil der Verluste decken.
       
       Die Einkommensverluste sind allerdings nicht gleichmäßig verteilt: Vor
       allem An- und Ungelernte waren laut den Erhebungen der Arbeitnehmerkammer
       betroffen. Bei den Ungelernten betrug der Rückgang der Löhne im zweiten
       Quartal 14,2 Prozent, bei den Angelernten, also Beschäftigten mit einer
       kurzen Schulung für eine spezielle Tätigkeit im Betrieb, sogar 17,9
       Prozent.
       
       Zum Vergleich: Fachkräfte mussten 3,9 Prozent Lohneinbußen verkraften,
       herausgehobene Fach- und Führungskräfte nur 2,7 Prozent. „Die Pandemie
       verschärft die Einkommensungleichheit“, mahnt Ingo Schierenbeck,
       Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen.
       
       ## Hohe Löhne dank der Industrie
       
       Im Bundesvergleich schneiden die durchschnittlichen Vollzeitlöhne in Bremen
       trotzdem weiter recht gut ab, so das Statistische Bundesamt: Im zweiten
       Quartal lag der gesamtdeutsche Durchschnittslohn bei monatlich 3.868 Euro
       brutto, in Bremen mit 3.898 Euro leicht darüber, weil hier viele
       Beschäftigte in der Industrie arbeiten, in der die Gehälter traditionell
       höher sind.
       
       Doch das ist nur der Durchschnitt. Gleichzeitig stehen viele Bremer*innen
       auf der anderen Seite des Einkommensspektrums: Der Anteil an Niedriglöhnen
       in der Stadt liegt laut Bundesamt für Statistik bei 16,9 Prozent – zwei
       Prozent weniger als deutschlandweit. In Bremerhaven ist er – entgegen dem
       Bundestrend – seit 2011 sogar gestiegen und liegt jetzt bei 20,9 Prozent.
       
       ## Minijobber zählen nicht in die Statistik
       
       Zu Niedriglöhnen zählen alle Monatsgehälter, die in Vollzeit weniger als
       2.267 Euro brutto einbringen. Im Gastgewerbe etwa kann man für einen
       Vollzeitjob nur mit 1.572 Euro brutto rechnen.
       
       Dazu kommt, so die Arbeitnehmerkammer, dass fast 38 Prozent der
       Beschäftigten in Bremen ausschließlich einem Minijob nachgehen oder in
       Teilzeit arbeiten; in der Niedriglohnstatistik sind diese nicht erfasst.
       Rechnet man sie mit ein, liegt der Niedriglohnanteil im Land sogar bei gut
       einem Viertel aller Beschäftigten.
       
       23 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.arbeitnehmerkammer.de/fileadmin/user_upload/Downloads/Kammer_kompakt/KammerKompakt_Verdienste_2020.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lotta Drügemöller
       
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