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       # taz.de -- Explosion in Mali: Soldaten aus Frankreich getötet
       
       > Die Zahl der französischen Gefallenen in Mali steigt mit dem jüngsten
       > Vorfall auf 47. Das Grenzgebiet Malis zu Burkina Faso ist besonders
       > unsicher.
       
   IMG Bild: Panzerfahrzeug der französischen Operation Barkhane in Mali
       
       Cotonou taz | Es war ein Sprengsatz auf einer Straße, der am Montag bei
       Hombori in Mali unweit der Grenze zu Burkina Faso explodierte. Drei junge
       französische Soldaten, die im Rahmen eines Einsatzes in einem gepanzerten
       Fahrzeug unterwegs waren, kamen ums Leben. Schon am 15. Dezember war ein
       malischer Soldat bei einer ähnlichen Explosion getötet und fünf weitere
       verletzt, als sie in einem Pick-up von ihrem Camp in die Stadt unterwegs
       waren.
       
       Seit 2013, als Frankreich seine Militärintervention gegen bewaffnete
       Islamisten in Mali startete, sind somit 47 französische Soldat*innen dort
       ums Leben gekommen. Präsident Emmanuel Macron betonte umgehend, dass
       Frankreich entschlossen sei, den Kampf gegen den Terrorismus fortzusetzen.
       Die [1][laufende französische Operation Barkhane] hat eine Stärke von 5.100
       Soldat*innen.
       
       Hombori liegt strategisch wichtig an Malis Nationalstraße 16. Von dort
       lassen sich nicht nur die Nachbarländer Burkina Faso und Niger erreichen,
       sondern über Gossi auch [2][Gao], die größte Stadt im Norden Malis. Längst
       ist bekannt, dass Mitglieder der 2017 gegründeten „Gruppe für die
       Unterstützung des Islams und der Muslime“ (JNIM) wohl über diese Achse aus
       den nordmalischen Hochburgen bewaffneter Gruppen in den Norden Burkina
       Fasos gelangt sind. In dem Grenzgebiet gibt es regelmäßig gemeinsame
       Einsätze der französischen und malischen Streitkräfte.
       
       Allerdings steht Malis Armee, die sich im August an die Macht im Staat
       putschte, wieder in der Kritik. In einem 338 Seiten langen Bericht einer
       [3][Untersuchungskommission der Vereinten Nationen] heißt es, dass die
       Streitkräfte nicht nur Kriegsverbrechen begangen haben, sondern auch im
       Verdacht stehen, „mit extremistischen bewaffneten Gruppen verbunden zu sein
       oder mit ihnen zusammenzuarbeiten“.
       
       Der Bericht wurde vergangene Woche dem UN-Sicherheitsrat übergeben. Zu
       lesen ist darin auch über ethnische Massaker, für die unter anderem die
       Selbstverteidigungsmiliz Dan Na Ambassagou der Dogon-Volksgruppe in der
       Region Mopti verübt hat. Anders als frühere Berichte sollen diese
       UN-Ermittlungsergebnisse für eine mögliche Strafverfolgung genutzt werden
       können.
       
       Die Aufmerksamkeit in Malis Hauptstadt Bamako liegt derweil anderswo: Am
       Dienstag wurde dort der Mali-Beauftragte der Afrikanischen Union, der
       burundische Expräsident [4][Pierre Buyoya], feierlich zu Grabe getragen, am
       Neujahrstag ist Malis Oppositionsführer [5][Soumaila Cissé] an der Reihe.
       Beide sind Covid-19 zum Opfer gefallen.
       
       Ruhig geblieben ist es indes in [6][Niger], wo am Sonntag 7,4 Millionen
       Wähler*innen über einen neuen Präsidenten – der bisherige Präsident
       Mahamadou Issoufou tritt nicht wieder an, ein Ausnahmefall in Westafrika in
       diesem Jahr – sowie die Neuzusammensetzung des 171-köpfigen Parlaments
       entscheiden konnten. Im Wahlkampf war die Sicherheitslage die entscheidende
       Frage gewesen.
       
       Sie ist auch für das Nachbarland [7][Burkina Faso] entscheidend, wo
       Präsident Roch Marc Christian Kaboré am 22. November mit knapp 58 Prozent
       im Amt bestätigt wurde. Sicherheit habe Priorität, sagte er bei seiner
       Amtseinführung am Montag. Seit 2015 sind mehr als eine Million Burkinabé im
       eigenen Land auf der Flucht und mindestens 1.200 wurden ermordet. Andere
       Schätzungen gehen von einer weit höheren Opferzahl aus.
       
       Der 63-Jährige Präsident kündigte jetzt umfassende Beratungen und eine
       nationale Versöhnung an. Was er damit genau meint, ist bisher nicht
       bekannt. Im Wahlkampf hatte Kaboré stets Verhandlungen mit Terrorigruppen
       abgelehnt. Dabei hatten das viele Wähler*innen sowie die Opposition
       gefordert, um die anhaltende Gewalt in Burkina Faso zu beenden.
       
       29 Dec 2020
       
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