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       # taz.de -- Mainz 05 holt Manager Heidel zurück: Neustart mit alter DNA
       
       > Mainz 05 will in großer Not mit der Verpflichtung der alten Fahrensmänner
       > Christian Heidel und Martin Schmidt wieder an frühere Erfolge anknüpfen.
       
   IMG Bild: Alte Helden: Martin Schmidt (l.) und Christian Heidel lassen sich 2015 von den Mainzer Fans feiern
       
       Exakt definiert ist die Mainzer Fußball-DNA eigentlich nicht. Doch in
       Zeiten, in denen die Menschen so viel von Coronamutationen und
       mRNA-Impfstoffen hören, liest sich solch ein Satz natürlich gut. Den
       langjährigen Manager Christian Heidel als Vorstand und den langjährigen
       Trainer Martin Schmidt als Sportdirektor einzusetzen, hat der
       rheinhessische Bundesligist selbst als „Neustart mit Mainzer Fußball-DNA“
       bezeichnet.
       
       Das Erbgut des 2004 erstmals in die Bundesliga aufgestiegenen und
       inzwischen im zwölften Jahr in Folge erstklassigen Klubs hat zuvorderst
       Jürgen Klopp geprägt. Aber mit Christian Heidel kommt nun in größter Not
       derjenige zurück, der Klopp überhaupt zum Trainer gemacht hat. „Es ist
       einfach mein Zuhause und immer mein Klub geblieben“, sagte der gebürtige
       Mainzer bei seiner Vorstellung. Fast den gesamten Heiligabend, erzählte der
       57-Jährige, habe er sich mit der Rückkehr zu seinem Heimatverein
       beschäftigt; er wehrte sich jedoch vor zu großen Erwartungen: „Ich bin
       nicht der Heiland, nicht der Messias.“
       
       Heidel, [1][der fast ein Vierteljahrhundert bis 2016 eine Ära am Bruchweg
       prägte], wird wieder als das prägende Mainzer Gesicht wahrgenommen – das
       bestärkt auch sein neuer Titel als Vorstand Strategie, Sport und
       Kommunikation. Der Wiedereinstieg beim Tabellenvorletzten, der am Sonntag
       beim FC Bayern antritt, soll vor allem auch die
       Selbstzerfleischungsprozesse beenden. „Über den Umgang war ich schockiert“,
       sagte Heidel, der einen Appell „an alle Mainzer“ richtete, sich wieder
       gemeinsam gegen den Sturz in die Bedeutungslosigkeit zu stemmen. „Wir
       müssen uns jetzt anfangen zu wehren.“ Auf seinen Wunsch läuft sein Vertrag
       nur bis zum 30. Juni 2022.
       
       Der ehemalige Autoverkäufer erwarb sich in Mainz den Ruf als nimmermüder
       Tausendsassa, der instinktsicher die richtigen Entscheidungen trifft. Nach
       seinem Wechsel zum FC Schalke 04 ging ihm dieses Gespür fast komplett
       verloren. Nach der Vertragsauflösung erlitt Heidel im Sommer 2019 einen
       Schlaganfall, den er nach eigener Aussage gut verarbeitet hat. Sein
       gesundheitlicher Zustand sei „top“, versicherte er.
       
       „Eine Herzensmotiviation“ 
       
       Der zuletzt meist auf Mallorca lebende Heidel hat am zweiten Weihnachtstag
       Schmidt überzeugt, der den Verein aus seiner Zeit als Trainer der U23 (2010
       bis 2015) und der Profis (2015–2017) gut kennt. Der Schweizer hatte zuletzt
       als Experte beim Bezahlsender Sky gearbeitet. „Für mich ist das eine
       Herzensmotivation. Ich bin froh, in neuer Rolle hier zu sein.“ Auch der
       53-Jährige gilt als einer, der positive Emotionen hervorrufen kann.
       
       Eine wichtige Personalfrage ist noch offen: Nach der Freistellung von
       Jan-Moritz Lichte hat Jan Siewert, Cheftrainer des Mainzer
       Nachwuchsleistungszentrums, als dritter Coach für diese Spielzeit
       übernommen und soll auch die Partie bei den Bayern betreuen. Danach gilt Bo
       Svensson als Wunschkandidat, der derzeit das Red-Bull-Farmteam FC Liefering
       trainiert. „Man kennt Bo. Die Idee ist nicht so abwegig“, sagte Schmidt.
       Das Problem: Der österreichische Zweitligist zahlte dem Vernehmen nach rund
       1,5 Millionen Euro Ablöse für den ehemaligen Mainzer Profi. Geld, das der
       finanziell gebeutelte Verein nicht hat.
       
       Eigentlich täten auch der Mannschaft Verstärkungen gut. R[2][ouven Schröder
       hatte einen Kader vorrangig mit Perspektivspielern aus Frankreich], den
       Niederlanden und Spanien gebaut, doch die Konstanz hat wie die
       Identifikation speziell in der Coronakrise arg gelitten. Der Spielerstreik
       zu Saisonbeginn wegen ausstehender Gehaltsanteile warf ein Schlaglicht auf
       die Versäumnisse.
       
       Gesucht wird ein Trainer, der das Miteinander und Verantwortungsgefühl
       fördert, bevor es um Taktik oder Laufwege geht. Wer sich das Januarprogramm
       gegen Bayern, Frankfurt, Dortmund, Wolfsburg, Leipzig und Stuttgart
       ansieht, könnte allerdings glauben, dass die Mainzer das Schwierigste noch
       vor sich haben.
       
       29 Dec 2020
       
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