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       # taz.de -- Bundeskartellamt zieht Jahresbilanz: 358 Millionen Euro Bußgelder
       
       > Die Kartellwächter:innen ziehen ihre Jahresbilanz. Der Fokus liegt auch
       > auf der Digitalbranche. Doch die Zahl der Kronzeugen sinkt.
       
   IMG Bild: Auch gegen Händler von Pflanzenschutzmitteln wurden vom Bundeskartellamt Bußgelder verhängt
       
       Berlin dpa | Wegen verbotener Absprachen hat das Bundeskartellamt im Jahr
       2020 Bußgelder von insgesamt 358 Millionen Euro verhängt. Betroffen waren
       19 Firmen, wie die Bonner Behörde am Dienstag [1][mitteilte]. Es ging unter
       anderem um Händler von Pflanzenschutzmitteln, Hersteller von Kfz-Schildern
       sowie Aluminium-Schmieden.
       
       Ein kleiner Teil der Bußgelder wurde gegen natürliche Personen – also
       Verantwortliche in den Unternehmen – verhängt. Im Vorjahr lagen die
       Bußgelder bei 848 Millionen Euro, während sie 2018 ähnlich hoch waren wie
       jetzt. „Wirtschaftlich schwierige Zeiten sind keine Rechtfertigung für
       Kartellabsprachen“, sagte Behördenchef Andreas Mundt.
       
       Kartellabsprachen sind verboten: Sie hemmen den Wettbewerb, was beim Kunden
       zu höheren Kosten führt. Wie viel der Staat nach Verhängung der Bußgelder
       letztendlich in die Kasse bekommt, ist noch unklar. Denn die betroffenen
       Unternehmen können den Bußgeldbescheid vor dem Düsseldorfer
       Oberlandesgericht kippen oder abmildern lassen. Allerdings kann das Gericht
       den Vorgang auch strenger bewerten als die Behörde und die
       Zahlungsverpflichtungen erhöhen.
       
       Bei ihrem Vorgehen setzen Deutschlands oberste Wettbewerbshüter auf
       Informationen direkt aus dem Kreis der Kartellanten – Firmen haben die
       Möglichkeit, als Kronzeugen die Karten auf den Tisch zu legen und dann
       nichts oder nur relativ wenig Geld zahlen zu müssen. 2020 beteiligten sich
       den Angaben zufolge 13 Unternehmen an dem Kronzeugenprogramm. Das waren
       weniger als in den Vorjahren: 2018 waren es 21 Kronzeugen und 2019 noch 16.
       
       Für die Behörde ist das eine negative Entwicklung. „Angesichts rückläufiger
       Kronzeugenanträge als Folge vermehrter Schadenersatzprozesse erkunden wir
       innovative Ermittlungsmethoden wie das ‚Screening‘ von Märkten“, sagte
       Mundt. Auch die Möglichkeiten des digitalen anonymen Hinweisgebersystems
       würden ausgebaut.
       
       Besonders im Blick hat die einflussreiche Behörde aktuell die
       Digitalwirtschaft. Die Marktmacht von Branchenriesen ist für die Bonner
       Grund zur Besorgnis. 2019 hatte das Kartellamt zum Beispiel Facebook
       Beschränkungen zur Verarbeitung von Nutzerdaten auferlegt. Die Novelle
       eines Bundesgesetzes, die bis zum Frühjahr Bundestag und Bundesrat passiert
       haben könnte, würde die Befugnisse des Kartellamts erweitern. Die Bonner
       könnten dann Unternehmen „mit überragender marktübergreifender Bedeutung
       für den Wettbewerb“ im Kontext der digitalen Wirtschaft gewisse
       Verhaltensweisen verbieten.
       
       29 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.bundeskartellamt.de/SharedDocs/Meldung/DE/Pressemitteilungen/2020/29_12_2020_Jahresr%C3%BCckblick.html?nn=3591568
       
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