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       # taz.de -- Immunität für Wladimir Putin: Er darf's weiter krachen lassen
       
       > Der russische Staatschef hat sich lebenslangen Schutz vor Strafverfolgung
       > gesichert. Ein guter Start in die Rente.
       
   IMG Bild: Ein Gesetz garantiert dem Präsidenten lebenslange Immunität
       
       Das ist für Staatschef Wladimir Putin so kurz vor dem Jahreswechsel, auf
       den in Russland in der Regel landesweit ein mindestens einwöchiges
       alkoholbedingtes Kollektivkoma folgt, doch noch einmal eine richtig gute
       Nachricht: Ein Gesetz, [1][das er am Donnerstag unterzeichnet hat],
       garantiert ehemaligen Präsidenten samt Anhang lebenslange Immunität. Dabei
       geht es mitnichten um das Coronavirus – haben die Russ*innen doch [2][den
       Impfstoff Sputnik V] entwickelt, wobei Freiwillige auch noch dafür bezahlt
       werden, wenn sie ihren Arm hinhalten.
       
       Nein, im Fall der einstigen Kremlherrscher geht es um den Schutz vor
       Strafverfolgung mit dem erfreulichen Zusatz, dass auch Befragungen durch
       Polizei (die haben Betroffene eher in unschöner Erinnerung) und
       Staatsanwaltschaft sowie Festnahmen tabu sind.
       
       Um hinter dieser Vorschrift eine Lex Putin zu entdecken, braucht es nicht
       viel Fantasie. Russlands erster Präsident, Boris Jelzin, der 2007 dank
       überbordenden Konsums hochprozentiger Kaltschalen ablebte, hat schließlich
       nichts mehr davon.
       
       Und Dmitri Medwedjew hat im Vergleich zu seinem Vor- und Nachgänger
       Wladimir Putin vergleichsweise wenig auf dem Kerbholz, sieht man vom
       [3][Fall Sergei Magnitzki] ab. Der Anwalt wurde im Jahr 2009 und damit
       während Medwedjews Amtszeit im Gefängnis „Matrosenruhe“ zu Tode gefoltert.
       
       ## Ein Schelm, wer an Zufälle denkt
       
       So kann Putin es also weiter so richtig krachen lassen und dabei über
       Leichen gehen – es passiert ihm ja eh nichts. Dazu passt, dass dank eines
       weiteren neuen Gesetzes Daten über Mitarbeiter*innen von Justiz,
       Strafverfolgungsbehörden sowie Militär- und Sicherheitsorganen künftig
       strenger Vertraulichkeit unterliegen.Ein Schelm, der bei dieser zeitlichen
       Nähe an Zufälle denkt – wenige Tage nach der Veröffentlichung eines
       [4][Telefonats zwischen dem Oppositionellen Alexei Nawalny] und einem
       Angehörigen des Geheimdienstes FSB. Aber wo käme der Kreml auch hin, wenn
       so schlichte Gemüter wie Nawalnys Gesprächspartner weiter aus dem
       Nähkästchen plauderten? Eben.
       
       Apropos: Seit Monaten machen Gerüchte die Runde, Wladimir Putin sei schwer
       krank. Mal ist von Parkinson, mal von Krebs die Rede. Aber das sind wohl
       alles Erfindungen von Leuten wie Nawalny, und Putin erfreut sich bester
       Gesundheit. Schließlich könnte er noch bis 2036 im Amt bleiben. Er muss
       aber nicht, jetzt erst recht nicht. Genau deshalb wäre ein sorgloses
       Rentnerleben da vielleicht eine echte Alternative.
       
       23 Dec 2020
       
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