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       # taz.de -- Fußballprofis gegen Rassismus: Das Spielfeld ändert sich
       
       > Zunehmend selbstbewusst äußern sich Spieler gegen Rassismus. Das ist ein
       > wohltuender Kontrast zu Sendungen wie dem „Doppelpass“.
       
   IMG Bild: Der deutsche Nationalspieler Antonio Rüdiger äußerte sich zu seinen Rassismuserfahrungen
       
       Ich will über mehr sprechen als nur das nächste Spiel“, hat Leon Goretzka
       am Wochenende [1][in einem Interview] gesagt: Der Bayern-Profi, der sich
       regelmäßig [2][gegen Rassismus positioniert], erzählte dann etwa davon, wie
       er in diesem Jahr die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer traf und
       dass die AfD „eine Schande für Deutschland“ sei.
       
       Es waren keine tiefschürfenden Analysen, aber klare Worte. Wie sie in
       letzter Zeit häufiger von Fußballprofis zu vernehmen sind. Der deutsche
       Nationalspieler Antonio Rüdiger [3][äußert sich offensiv] zu seinen
       Rassismuserfahrungen im Stadion, auch mit kritisierbaren Forderungen
       [4][wie Strafen für nicht eingreifende Umstehende]. Auch Mesut Özil kann in
       diese Kategorie fallen, der gegen kommerzielle Logik auf die rassistische
       Unterdrückung der Uiguren [5][aufmerksam machte]. Früher waren gerade
       nicht-weiße Nationalspieler diplomatisch, froh um ihren Platz. Doch das
       Selbstbewusstsein der jungen Generation ist gestiegen, sie nimmt sich den
       Raum – ein gutes Zeichen.
       
       Sie alle heben sich wohltuend ab von Karl-Heinz Rummenigge, der vor einigen
       Tagen in der stockkonservativen Altherrenrunde „Doppelpass“ [6][laut
       befürchtete], „dann hätten wir wieder eine Rassismusdebatte, oder was?“,
       nachdem er das hypothetische Szenario eröffnet hatte, ein weißer Spieler
       hätte einen schwarzen bespuckt und nicht umgekehrt, wie es in einem
       Bundesligaspiel am Wochenende passiert war. Rassismusdebatten sind in
       seiner Vorstellung offenbar ein großes Elend. Unterdessen hat der
       Jugendcampus seines Vereins seit Monaten [7][selbst eine am Hals].
       
       Doch das ist nicht unbedingt ein Generationenkonflikt. Es gibt im Fußball
       ältere, weiße Herren mit sehr klugen Meinungen (nur treten die selten im
       „Doppelpass“ auf). Viele Jungprofis wiederum sind medial zu gut geschult,
       um rassistische Ansichten zu äußern, sofern sie welche pflegen.
       
       Dennoch verschiebt sich etwas. Gesellschaftliche Statements sind es derzeit
       einigen Profis – bei allem Applaus, den es auch dafür gibt – wert,
       handfeste Nachteile wie Hasskommentare und [8][verprellte Sponsoren] in
       Kauf zu nehmen. Das war in den 2000ern anders, wo man mal für Kinderheime
       spendete. Auffällig aber auch: es geht meist nur um Identität, nicht um
       wirtschaftliche oder sportliche Systemkritik. Dazu herrscht oft drückende
       Stille.
       
       25 Dec 2020
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.welt.de/sport/plus222860802/Leon-Goretzka-Die-AfD-ist-keine-Alternative-sondern-eine-Schande-fuer-Deutschland.html
   DIR [2] https://www.dw.com/de/leon-goretzka-mit-flammendem-appell-gegen-rassismus/a-48026962
   DIR [3] https://www.spiegel.de/sport/fussball/antonio-ruediger-ueber-rassismus-ich-habe-mich-unfassbar-allein-gefuehlt-a-00000000-0002-0001-0000-000169828720
   DIR [4] https://www.spiegel.de/sport/fussball/rassismus-im-fussball-antonio-ruediger-ueber-ignoranten-diese-leute-sollten-mitbestraft-werden-a-7d8784a5-e0e1-42ff-9903-09909ec3828f
   DIR [5] https://www.zeit.de/sport/2019-12/mesut-oezil-uiguren-china-arsenal
   DIR [6] https://www.n-tv.de/sport/fussball/Rummenigge-spielt-den-Rechten-in-die-Haende-article22248207.html
   DIR [7] https://www.sportschau.de/fussball/allgemein/fc-bayern-campus-rassismus-aufarbeitung-100.html
   DIR [8] https://www.sportbuzzer.de/artikel/mesut-ozil-tweet-uiguren-china-efootball-pes-2020-verbannung-reaktion/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Schwermer
       
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